Abgang des Döblinger Bezirkskaisers

Daniel Resch (ÖVP) hat am Mittwoch in Döbling den Posten des Bezirksvorstehers übernommen. Er folgt Adolf Tiller (ÖVP) nach, der das Amt 40 Jahre innehatte. Resch will sich etwa für einen Ensembleschutz im 19. Bezirk einsetzen.

Daniel Resch ist 34 Jahre alt, seit zweieinhalb Jahren ist er Bezirksvorsteher-Stellvertreter in Döbling, jetzt übernimmt er den Chefposten. Als sein Vorgänger, Adolf „Adi“ Tiller (ÖVP), das Amt in Döbling übernommen hat, war Resch noch nicht auf der Welt. Genau 40 Jahre war Tiller der höchste Politiker in Döbling. Will Resch auch so lange bleiben? „Ob das heutzutage überhaupt noch möglich ist, weiß ich nicht, aber darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, wie viele Jahre es werden sollen“, sagt Resch im Radio-Wien-Interview und lacht.

Daniel Resch ÖVP Bezirksvorsteher Döbling

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Daniel Resch übernimmt und orientiert sich an seinem Vorgänger

Familiäre Beziehungen zur FPÖ

Das ist auch davon abhängig, wie die Wahl 2020 ausgehen wird. Bei der Bezirksvertretungswahl 2015 hat die ÖVP mit 32,5 Prozent den ersten Platz geholt, fünf Prozent vor der SPÖ, fast 15 vor der FPÖ. Diese Position will er durch eine „Bürgerkontaktoffensive“ halten, sagt er. Bis Sommer 2019 will er viele tausende Döblingerinnen und Döblinger treffen.

Beim nächsten Wahlkampf hat er Konkurrenz aus der Familie: Bei den Freiheitlichen ist auch ein Resch an der Spitze, Klemens Resch - der Bruder des neuen Bezirksvorstehers. Der FPÖ-Bezirksparteiobmann hatte zuletzt heftige Kritik an seinem Bruder geäußert, weil dieser für die Einführung des Parkpickerls gestimmt hatte. Resch argumentierte seine Zustimmung zum Parkpickerl vor allem mit dem Parkplatzdruck, der durch die Parkraumbewirtschaftung in Währing entstand. Die Beziehung zu seinem Bruder sei durch die unterschiedliche Parteizugehörigkeit nicht getrübt: „Wir sind sehr eng.“

Mehr Kompetenzen im Baubereich

Resch setzt weiter auf die Politik, die seinen Vorgänger schon ausgezeichnet hat: „Ein Erfolgsrezept von Bezirksvorsteher Tiller war und ist es, bei den Menschen zu sein.“ Daniel Resch will das fortsetzen und Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger sein. Sein Credo „weniger reden, mehr machen“ soll umgesetzt werden indem „ich versuche, bei Problemchen Lösungen zu finden“.

Neuer Döblinger Bezirksvorsteher

Während Adi Tiller noch gegen die Einführung eines Parkpickerls im 19. Bezirk war, ist sein Nachfolger dafür. Der 34-jährige will auch eine neue U-Bahn-Haltestelle.

Auch größere Themen stehen auf Reschs Agenda, allen voran der Schutz des Döblinger Ensembles: „Jeder Wiener ist stolz auf die Heurigenkultur, die wir hier speziell in Döbling haben und die muss gesichert werden.“ Dazu hofft er auf mehr Kompetenzen für die Bezirksvorsteherinnen und -vorsteher, die „mit mehr Kompetenzen im Baubereich“ ausgestattet werden sollen. Ob das umgesetzt werden kann, ist freilich offen. Resch sagt allerdings: „Ich habe auch eine gute Gesprächsbasis mit Bürgermeister Ludwig. Ich denke schon, dass man da Bewegung in die Sache bringen könnte.“

Daniel Resch ÖVP Bezirksvorsteher Döbling

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Tiller bleibt weiterhin ÖVP-Bezirksparteiobmann

Neue U4-Station und Öffi-Querverbindungen

Das sei allerdings nur eine Säule, um Döbling zu attraktivieren, wie er sagt: „Die Stadt Wien wünscht sich, dass Autofahrer auf Öffis umsteigen. Dafür müssen aber auch die Öffis forciert werden und das Angebot deutlich nachgeschärft werden.“ Eine Forderung, die schon sein Vorgänger häufig äußerte: eine Station der U-Bahn-Linie U4 in der Gunoldstraße. Damit soll das Stadtentwicklungsgebiet in der Muthgasse besser eingebunden werden.

Die Wiener Linien winken gegenüber wien.ORF.at ab: Die Gunoldstraße sei 500 Meter Gehdistanz von der U4-Station Heiligenstadt entfernt und auch mit mehreren Buslinien und der Straßenbahnlinie D gut angebunden. Über eine andere Forderung Reschs werden Gespräche geführt. Er will Querverbindungen innerhalb Döblings, beziehungsweise zum Nachbarbezirk Währing, forcieren. Die Wiener Linien prüfen die Umsetzbarkeit. Resch könnte sich etwa Citybusse zur Verbindung von Währing und Döbling vorstellen.

Tiller als „living legend“

Die Leitung der Bezirks-ÖVP wird Resch übrigens nicht übernehmen, die macht weiterhin der 79-jährige Adolf Tiller. Er will Resch beim nächsten Wahlkampf unterstützen. Damit hat sein Nachfolger kein Problem, denn Tiller sei eine „living legend“.

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