Waagner-Biro-Tochter insolvent: 107 Jobs weg

Die insolvente Waagner-Biro-Tochter SBE ist entgegen bisherigen Informationen gerichtlich geschlossen worden. 107 Jobs in Wien sind damit verloren. Auch der Mutterkonzern hat am Mittwoch einen Insolvenzantrag gestellt.

Bisher war stets davon die Rede gewesen, dass zumindest Teile der SBE fortgeführt werden sollen. Nun verließen die Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz am Mittwochnachmittag. „Eine Woche nach der Eröffnung des Konkursverfahrens hat das Handelsgericht Wien über Antrag des Masseverwalters die Schließung des Unternehmens verfügt“, teilte der KSV 1870 mit. „Die rasche Schließung war notwendig geworden, da keine relevanten liquiden Mittel im Zeitpunkt der Insolvenzeröffnung vorhanden waren. Dieser Umstand hat eine Unternehmensfortführung unmöglich gemacht.“

Faktisch war auch kein freies Vermögen verfügbar. Die betroffenen Mitarbeiter waren bereits beim AMS vorgemerkt. Die SBE ging wegen verschiedener Zahlungsrückstände von Kunden einerseits und technischer Probleme andererseits pleite. Die technischen Probleme sollen von einem Lieferanten bei einem Großprojekt in Russland verursacht worden sein. Zuvor hatte sich auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) eingeschaltet. Er telefonierte mit dem Kronprinzen von Abu Dhabi wegen schleppender Zahlungen für ein Louvre-Bauprojekt - mehr dazu in Waagner-Biro: Kurz telefonierte mit Abu Dhabi.

Louvre Abu Dhabi

Mohamed Somji

Ein berühmtes Projekt von Waagner-Biro ist der Louvre in Abu Dhabi

Tochter-Pleite Grund für Insolvenz

Zuvor hatte am Mittwoch der Mutterkonzern, die Waagner-Biro AG, einen Insolvenzantrag gestellt. Das Unternehmen soll jedoch fortgeführt werden. Das Verfahren wurde bereits eröffnet, den 81 Gläubigern wird im Rahmen eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung eine 20-Prozent-Quote binnen zwei Jahren angeboten. 45 Stellen sind bei der AG betroffen, insgesamt hat die Waagner-Biro-Gruppe rund 1.500 Mitarbeiter.

Laut der Waagner-Biro AG war in erster Linie die Insolvenz der Tochtergesellschaft SBE Alpha AG (vormals Waagner-Biro Stahl AG) Grund für den Insolvenzantrag. Die Konkurseröffnung hatte nicht nur bilanzielle Auswirkungen bei der Antragstellerin, sondern auch bei der Liquidität, da mit der SBE Alpha AG keine Leistungsverrechnung mehr vorgenommen werden konnte. Auch die SBE soll fortgeführt werden - mehr dazu in Waagner-Biro-Tochter SBE Alpha insolvent.

Sanierer Grossnigg soll Tochter übernehmen

Auch für eine weitere Tochter gab es heute Neuigkeiten: Der Sanierer Erhard Grossnigg übernimmt - vorbehaltlich der Zustimmung des Insolvenzverwalters - die Tochter Austria Stage Systems, um deren Fortbestand zu sichern, teilte Waagner-Biro mit. Zum Kaufpreis der Austria Stage Systems herrscht Stillschweigen. APA-Recherchen zufolge musste die Austria Stage Systems, um nicht auch in den Konkurs zu geraten, Garantien von fast acht Mio. Euro legen. Dazu war sie aber nicht in der Lage. Dann aber gelang es mit Grossnigg, welcher der Tochter erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt hat, die Garantien zu legen.

Auch für die weitere Tochtergesellschaft Waagner-Biro Bridge Systems AG laufen Veräußerungsgespräche, bei denen es konkretes Interesse geben soll. Bei dieser Tochter ist aber damit zu rechnen, dass ein Sanierungsverfahren beantragt wird.

Überschuldung von 22 Mio. Euro

Die Überschuldung der Waagner-Biro AG beläuft sich auf rund 22 Mio. Euro. Jene der SBE beträgt rund 44 Mio. Euro. Bei SBE gibt es 388 Gläubiger. Waagner-Biro ist Alleingesellschafterin der Waagner-Biro Immobilienverwaltungs GmbH und der Waagner-Biro Beteiligungsverwaltungs GmbH sowie Gesellschafterin der WBB Stahl- und Maschinenbau AG, Waagner-Biro Austria Stage Systems GmbH, SBE Alpha AG und der Waagner-Biro Bridge Systems AG.

Das Traditionsunternehmen wurde im Jahr 1854 gegründet und beschäftigt sich mit der Verwaltung von Beteiligungen im Bereich Stahl-, Brücken- und Spezialmaschinenbau. Die einzelnen Sparten wurden in einzelne Tochtergesellschaften ausgegliedert. Laut Schuldnerangaben erbringt die Muttergesellschaft die zentralen Dienstleistungen wie etwa die Buchhaltung und das Personalwesen.