„Eiserner“ der Oper wird schwarz-weißes Meer

„Loin d’ici“ heißt das neue Kunstwerk, das in der aktuellen Saison 2018/19 den Eisernen Vorhang der Wiener Staatsoper ziert. Der belgische Künstler Pierre Alechinsky hat die 176 Quadratmeter Fläche gestaltet.

Ein Blick in die Ferne, ein Meer in schwarz-weiß - das zeigt ab sofort der „schönste Bilderrahmen der Welt“, der Eiserne Vorhang der Staatsoper, wie Staatsoperndirektor Dominique Meyer bei der Präsentation sagte. Alechinsky, der vor wenigen Tagen 91 Jahre alt geworden ist, hat sich in seiner langjährigen Beschäftigung mit der Druckgrafik immer mehr der Reduktion der Mittel und der Konzentration der Form verschrieben.

Erinnerung an den Atlantikwall

2.000 Lithografien hat er geschaffen, für die Staatsoper entschied er sich, das Meer zu evozieren. Eine Erinnerung an den Atlantikwall sei es für ihn, wird er in einem Interview mit Jurymitglied Hans-Ulrich Obrist zitiert. „Das Meer bedeutete, denjenigen zu erwarten, der vom Meer kommt.“ Sie sehe darin auch eine biografische Note, sagte Albertina-Kuratorin Antonia Hoerschelmann. Alechinskys Familie habe jüdisch-russische Vorfahren, die aus Odessa stammten.

Eiserner Vorhang

APA/Georg Hochmuth

Die Gestaltung erinnert an ein schwarz-weißes Meer

Das tiefe Schwarz, das auf der Fläche breiten Raum einnimmt und eine von einer Welle durchzogene Wasserfläche vom Horizont trennt, sieht sie im Sinne einer inneren Dunkelheit, die Alechinsky zeit seines Lebens in sich trage. Der Künstler, der zu den zentralen Figuren der französischen Gruppe CoBrA zählt und heuer mit dem Praemium Imperiale ausgezeichnet wurde, stelle in seinem Werk stets auch eine „Brücke zwischen westeuropäischer und asiatischer Kultur“ her, erzählte Kathrin Messner vom Verein museum in progress, der mit der Umsetzung des Vorhangprojekts betraut ist.

Alechinsky als Wunschkandidat von Meyer

Für Direktor Meyer war Alechinsky auch ein persönlicher Wunschkandidat für die Gestaltung des „Eisernen“, die jede Saison seit 1998 von einem anderen international renommierten Künstler vorgenommen wird. Er habe ihn bereits vor vielen Jahren kennengelernt, als Alechinsky eine Auftragsarbeit im französischen Kulturministerium ausgeführt habe, und er selbst dort als Berater tätig gewesen sei, so Meyer.

Umso mehr freue es ihn nun, Alechinskys Werk den etwa 600.000 Opernbesuchern und 280.000 Teilnehmern von Führungen durch das Haus, bekannt zu machen. Dass diese vor dem großformatigen Bild mehr Zeit verbringen werden als in einem Museum oder einer Galerie üblich, nimmt der Künstler selbst im Interview zur Kenntnis. „Hier sind sie zum Betrachten verurteilt.“