Haus der Geschichte eröffnet

Mit einem Festakt ist das Haus der Geschichte Österreich eröffnet worden, eine endlos scheinende Geschichte findet damit den vorübergehenden Schlusspunkt. Der Andrang vor der Hofburg war bereits am Vormittag groß.

Bereits eine halbe Stunde vor der Eröffnung des „Haus der Geschichte Österreich“ fanden sich am Samstag zahlreiche Besucher im Foyer der Nationalbibliothek ein. Die Schlange wurde seitdem kaum kürzer, dürfen sich doch nur 240 Personen gleichzeitig in der Schau aufhalten. Auf die Frage nach dem ersten Eindruck heißt es immer wieder: „Sehr schön, aber auch sehr dicht!“ oder: „Viel zu lesen, da werde ich sicher bald wiederkommen müssen.“

Die Festrede von Eric Kandel wurde aufgrund einer kurzfristigen Erkrankung des Nobelpreisträgers vom Zeithistoriker Oliver Rathkolb, dem Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirates, verlesen. In Anlehnung an Hugo Bettauers Roman „Die Stadt ohne Juden“ nannte Kandel, der vor wenigen Tagen seinen 89. Geburtstag gefeiert hat, seine Rede „Austria: A Country Without Jews“ - mehr dazu in Kandel-Rede über Vertreibung (oesterreich.ORF.at).

Haus der Geschichte eröffnet

Eine fast ewige Geschichte ist jetzt zu Ende: Mit einem Tag der offenen Tür hat das „Haus der Geschichte Österreich“ aufgemacht.

Ausstellung mit sieben Themenbereichen

Das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) startet in der Neuen Burg mit der Ausstellung „Aufbruch ins Ungewisse - Österreich seit 1918“. Drei große Räume mit knapp 750 Quadratmetern Ausstellungsfläche bilden das neue Quartier für das lange geplante Museum. Anhand von sieben Themen lässt man die vergangenen 100 Jahre Revue passieren.

„Hoch die Republik“, „Wunder Wirtschaft?“, „Diktatur, NS-Terror und Erinnerung“, „Das ist Österreich!?“, „Grenzen verändern?“, „Gleiche Rechte?!“ sowie die Installation „Macht Bilder“ bilden die Abschnitte. „Jeder Bereich funktioniert für sich“, sagte Direktorin Monika Sommer. „Die gemeinsame Schnittmenge ist die Demokratie - und der dramatische Weg in die Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur und den NS-Terror.“

„Führer-Balkon“ gesperrt

Sommer sah sich vor der Herkulesaufgabe, innerhalb von eineinhalb Jahren eine Struktur aufzubauen, ein tragfähiges Konzept für die Republiksausstellung zu entwickeln und dieses nach modernen museologischen Erkenntnissen umzusetzen. Nicht nur die Sicht auf die Jahre zwischen 1933 und 1938 sorgte für Diskussionen in den insgesamt drei Beiräten, die dem Museumsteam von der Politik beigestellt wurden.

Viel wurde im Vorfeld über die Einbeziehung von Prunkstiege und Altan („Führer-Balkon“) diskutiert. Die nun gefundene Lösung sieht aufgrund rigoroser Brandschutz- und Sicherheitsbestimmungen eine möglichst geringe Verweildauer auf der Stiege und einige Informationen vor dem für Besucher gesperrten Altan vor. In dem zu der Sammlung Alter Musikinstrumente führenden weiteren Stiegenaufgang erinnert die kleine Sonderausstellung „Nur die Geigen sind geblieben. Alma und Arnold Rosé“ an zwei Ikonen der Wiener Musikgeschichte, die mit dem März 1938 eine dramatische Zäsur in ihrem Leben erfahren mussten.

240 Besucher gleichzeitig

Bis 12. November ist die Ausstellung bei freiem Eintritt zugänglich. Die Ausstellung läuft bis 17. Mai 2020. Ob das hdgö danach die vom Kunsthistorischen Museum gemieteten Räume freimachen muss und das zum KHM-Museumsverband gehörende Ephesos Museum den berühmten Fries des „Heroon von Trysa“ in den dafür extra statisch verstärkten Räumen zeigen kann, ist vor allem eine politische Entscheidung. Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) hält jedenfalls an der angekündigten Evaluierung des hdgö bis Jahresende fest. Erst danach werde die Standortsfrage geklärt.

Ausstellungshinweis

„Aufbruch ins Ungewisse - Österreich seit 1918“, Ausstellung im Haus der Geschichte Österreich (hdgö), Neue Burg, Heldenplatz, 10. November 2018 bis 17. Mai 2020.

Direktorin Sommer verweist auf die im Vergleich mit internationalen Geschichtsmuseen deutliche Unterdimensionierung des von ihr geleiteten Hauses: „Die Lösung ist entweder ein Neubau oder eine Erweiterung in der Neuen Burg.“ Diskutiert wird auch die Frage nach dem zukünftigen Namen, „Haus der Republik“ steht zur Diskussion. Möglich scheint auch, dass sich das Museum künftig einfach in Räumlichkeiten des renovierten Parlaments finden wird.

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