Hartmann: „Wegschauen der Politik“

Nach dem Vergleich zwischen dem Burgtheater und Ex-Direktor Matthias Hartmann kritisiert dieser Thomas Drozda in dessen Rolle als Ex-Geschäftsführer. Hartmann sieht ein „Wegschauen der Politik“. Drozda hat die Kritik zurückgewiesen.

„Der Skandal des Burgtheaters beginnt mit der Ausgründung“, so Hartmann in einem Interview mit der Onlineplattform Addendum. Dabei seien im Jahr 1999 „ganz erhebliche Fehler gemacht“ worden. Man habe bald feststellen müssen, „dass die Mittel, mit denen diese GmbHs bestückt wurden, nicht ausreichen, um den Betrieb zu leisten. Und dann wurde getrickst.“

So seien unter dem damaligen Geschäftsführer Thomas Drozda, der später Kulturminister wurde, und dessen Nachfolgerin Silvia Stantejsky Bilanzen bereits vor Hartmanns Bestellung zum künstlerischen Direktor gefälscht worden. Grund seien steigende Löhne bei fehlender Valorisierung gewesen. Als Hauptproblem nennt Hartmann die Aktivierung von Eigenproduktionen, die in den Bilanzen über Jahre hinweg als Wert aufscheinen.

Hartmann vor einer Kamera

APA/Neubauer

Matthias Hartmann wirft dem früheren Burgtheater-Geschäftsführer Thomas Drozda Fälschungen bei Bilanzen vor

Hartmann „als Verursacher hingestellt“

„Ich habe den Eindruck, dass dieses Wegschauen auf allen Seiten etwas politisch Opportunes und Bequemes war und möglicherweise bis in die Holding hineingeht“, so Hartmann in dem Videointerview auf Addendum, das ein Produkt von Dietrich Mateschitz’ Quo Vadis Veritas Privatstiftung ist. Hartmann, der in Mateschitz’ Red Bull Media House als Creative Director arbeitet, präzisiert: „Ich unterstelle der Politik erst mal keinen Vorsatz darin, sondern eher .... man könnte sagen, ein vorsätzliches Wegschauen.“

Hartmann betont, dass er und sein Wirtschaftsprüfer es gewesen seien, die im Herbst 2013 Licht in die verworrene Gebarung des Burgtheaters bringen wollten. „Also musste ich aus dem Boot raus. Als ich aus dem Boot ausstieg, wurde ich kurze Zeit später entlassen.“ In der Öffentlichkeit sei er als derjenige hingestellt worden, der die Schulden verursacht habe.

Entlassung in einvernehmliche Trennung geändert

Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) wollte laut Hartmann „als erste große Entscheidung seines ministerialen Daseins diese Personalie machen und war sich durch die Reibungen, die am Burgtheater entstanden waren, auch einig, dass er damit ganz gut durchkommt“. Dabei hätte Ostermayer laut Hartmann wissen können, dass die Missstände bereits vor Hartmanns Antritt da gewesen seien.

„Es steht die Vermutung für mich im Raum, ob er, der ein strammer Parteisoldat war und die SPÖ im starken Griff führte, für seinen Kanzler (Werner, Anm.) Faymann nicht damals alle Hände voll zu tun hatte, die Versäumnisse der Vergangenheit auf diesem Wege auszugleichen“, so Hartmann.

Durch die Einigung in der Vorwoche sind die Verfahren zwischen Burgtheater und Hartmann beendet. Die Entlassung vom 11. März 2014 wurde in eine einvernehmliche Trennung mit 31. August 2014 geändert - mehr dazu in Einigung in Causa Hartmann und Zivilrechtsstreit mit Hartmann vor Einigung.

Drozda behält sich rechtliche Schritte vor

Thomas Drozda wies die Kritik am Montagnachmittag „deutlich zurück“. In einer schriftlichen Stellungnahme spricht der SPÖ-Bundesgeschäftsführer angesichts des Hartmann-Interviews mit Addendum von „tatsachenwidrigen und rufschädigen Behauptungen“. Er behalte sich daher medien- und zivilrechtliche Schritte vor.

Eine von Hartmann in den Raum gestellte Bilanzfälschung während seiner Zeit am Burgtheater sei bereits Gegenstand einer anonymen Anzeige gewesen, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft seien allerdings eingestellt worden, so Drozda.

Auch die Abschreibungen von Produktionen über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren seien in der damaligen Direktion üblich gewesen und mit der konkreten Nutzungsdauer in Zusammenhang gestanden. Zudem verwies Drozda auf eine 2008 durchgeführte Steuerprüfung, die keinerlei Beanstandungen ergeben habe.

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