15 Jahre Haft für versuchten Mord an Ehefrau

Ein 35-jähriger Mann, der am 18. August in einer Asylunterkunft in Wien-Alsergrund seiner Ehefrau ein Küchenmesser fünfmal tief in den Körper gestoßen hat, ist am Freitag am Landesgericht zu 15 Jahren Haft verurteilt worden.

Der Schuldspruch wegen versuchten Mordes fiel einstimmig aus. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Verteidiger Philipp Wolm erbat Bedenkzeit, die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab.

Versuchter Mord Mariannengasse Alsergrund

ORF

Die Asylunterkunft in der Mariannengasse

Angeklagter „wollte sie verletzen“

„Ich wollte sie verletzen, aber nicht töten“, hatte der Mann am Freitag versichert. Er hatte seine 28-jährige Frau schwer verletzt. „Es war reines Glück, dass sie das überlebt hat“, sagte die Staatsanwältin. Eine zehn Zentimeter lange und vier Zentimeter tiefe Stichwunde öffnete den Bauchraum, nur dank äußerst rascher ärztlicher Hilfe konnte die Blutung rechtzeitig gestoppt werden.

Bevor es zu der Messerattacke kam, hatte der Mann seiner Ehefrau einen Faustschlag ins Gesicht verpasst, der einen mehrfach verschobenen Nasenbeinbruch zur Folge hatte. Als sie infolgedessen zu Boden stürzte, stach er auf sie ein. Einem aufgrund der Hilfeschreie alarmierten Mitbewohner soll der Angeklagte zugerufen haben, er werde nicht „weggehen, bis sie tot ist“. Das könne „nicht mehr lange dauern, höchstens Minuten“.

Frau wollte Scheidung

Der mutmaßliche Täter glaubte offenbar, dass die Frau eine Affäre hatte. In der Asylunterkunft, wo das aus Afghanistan stammende Paar mit zwei kleinen Kindern lebte, seien entsprechende Gerüchte kursiert. Der Angeklagte räumte vor Gericht ein, eifersüchtig gewesen zu sein.

Letztlich ausschlaggebend für den Griff zum Messer sei gewesen, „dass sie mich beleidigt und beschimpft hat“, gab der 35-Jährige zu Protokoll. Seine um sieben Jahre jüngere Frau habe ihm offenbart, dass sie ihn verlassen werde und sich scheiden lassen wolle: „Sie hat mir erklärt, dass sie mich nicht mehr liebt.“

Negative Asylbescheide

Das Paar war 2015 nach Österreich gekommen. Kennengelernt hatte der Angeklagte seine spätere Frau, als diese 21 Jahre alt und nach islamischem Recht mit einem um 20 Jahre älteren Mann verheiratet war. Die beiden gingen eine außereheliche Affäre ein und flüchteten schließlich in die Türkei, weil die Ehebrecherin in ihrer Heimat die Steinigung befürchten musste, wäre ihre Liaison bekanntgeworden.

Als sie sich auch in der Türkei nicht mehr sicher fühlten, setzten die beiden ihre Flucht mit ihrem 2012 geborenen Sohn und einer 2014 zur Welt gekommenen Tochter in den Westen fort. In Wien arbeitete der Mann auf Baustellen. Als das Paar, das sich zwischenzeitlich das Jawort gegeben hatte, Anfang 2018 negative Asylbescheide erhielt, verschlechterte sich das Zusammenleben. Zuletzt hatte sie aufgrund der Spannungen in ihrer Unterkunft zwei separate Zimmer beantragt.

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