Gefälschte OP-Protokolle: Kammer prüft

Im Fall um jenen Chirurgen, der Operationsprotokolle wiederholt falsch ausgefüllt haben soll, prüft jetzt auch der Ehrenrat der Ärztekammer. Das kann bis zur Streichung des Mediziners von der Ärzteliste führen.

Seit längerer Zeit steht der Vorwurf im Raum, dass der Mediziner die Zahl der von ihm durchgeführten Eingriffe am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) in den Protokollen erhöht habe, um gleichzeitig in einer Privatordination zu arbeiten. Er selbst hat die Vorwürfe der absichtlichen Fälschung stets zurückgewiesen. Die Medizinische Universität Wien hat auf den Fall bereits reagiert und den Arzt entlassen, was der Primar beim Arbeitsgericht bekämpfen will. Zudem prüft die MedUni eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft.

Untersuchung durch Ehrenrat

Nun widmet sich auch die Ärztekammer der Causa: „Ich habe eine Untersuchung durch den so genannten Ehrenrat angeordnet. Das ist ein Gremium, das die Vertrauenswürdigkeit von Ärztinnen und Ärzten prüft“, so Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres im Ö1-Interview. Im äußersten Fall könnte der Chirurg seine Berufsberechtigung verlieren, auch gegen diese Entscheidung könnte der Arzt jedoch in der Verwaltungsgerichtsbarkeit berufen.

AKH mit neuem Logo

APA/Anniev Kosta

Der Arzt soll auf Protokollen aufscheinen, obwohl er nicht selbst operiert hat

Dass es Protokolle gibt, in denen sein Name steht, obwohl er nicht operiert hat, trifft laut dem Arzt zu - wenn auch seltener als behauptet werde, wie er betonte. Dies sei dadurch entstanden, dass ein OP-Programm seinen Namen automatisch eingesetzt habe. Kollegen, die die Operation durchgeführt haben, hätten entweder übersehen, den Namen zu ändern oder gedacht, dies gehöre so - mehr dazu in Pilz widerspricht Arzt in Causa OP-Protokolle.

Fälle seit dem Jahr 2014

Erstmals bekannt wurde der Fall durch das Ergebnis einer durch die MedUni eingesetzten Sonderkommission. Laut Kommission steht bei der „weitaus überwiegenden Mehrzahl der untersuchten Operationen“ fest, dass der Arzt nicht Operateur war, obwohl er in den OP-Protokollen als solcher eingetragen war. Die Missstände bestünden zumindest seit dem Jahr 2014. Laut Kommission wusste der Chirurg nicht nur davon, sondern ordnete falsche Eingaben sogar an.