Preisverdächtiger Unfug im KH Nord

Einst als Europas modernstes Spital und Herzstück der Wiener Spitalsreform angekündigt, ist dem KH Nord mittlerweile ein eigener Untersuchungssausschuss gewidmet. Und jetzt ist es auch für das „Goldene Brett vorm Kopf“ nominiert.

Drei Nominierte für den „Negativpreis für größten wissenschaftlichen Unfug des Jahres“ gibt es laut der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP):

  1. Christina von Dreien, Schweizer Esoterik-Superstar
  2. Impfgegner Hans Tolzin
  3. KH Nord mit seinem energetischen Schutzwall
Krankenhaus Nord

ORF.at/Christian Öser

Das energetisch harmonisierte KH Nord

„Unwissenschaftliche Energiezauberei“ im KH Nord

95.000 Euro kostete der energetische Schutzwall, den der Energetiker Christoph Fasching rund um das neue Krankenhaus zog. Er sollte verhindern, dass „negative Energien aus dem Umfeld Einfluss auf das Haus und die Menschen“ darin nehmen.

Die Branche der „Energetiker“, die Menschen, Tiere oder Orte „energetisch harmonisieren“ oder in bessere „Schwingungszustände“ versetzen wollen, ist laut Jury mittlerweile groß und einflussreich. Dass für „unwissenschaftliche Energie-Zauberei“ öffentliches Geld in dieser Größenordnung ausgegeben wurde, macht die Affäre für die Skeptiker allerdings zu einem ganz besonderen Fall.

„Wiedergeborene mit paranormaler Begabung“

Aus den hunderten Nominierungen ausgewählt wurde auch der Schweizer Esoterik-Superstar Christina von Dreien. Sie sei ein beeindruckendes Beispiel dafür, „wie man heute mit perfektem Marketing und einer eher willkürlich zusammengestellten Sammlung von Schwurbel-Begriffen berühmt werden kann“.

Die 17-Jährige ist angeblich mit einem „erweiterten Bewusstsein“, „multidimensionaler Wahrnehmung“ und anderen paranormalen Begabungen gesegnet und bereits mehrfach wiedergeboren, u.a. auch in Atlantis. Dank Management ihrer mitnominierten Mutter Bernadette Meier-Brändle füllt von Dreien große Säle. Ihre Videos auf Youtube werden hunderttausendfach angeklickt.

Schädliche Folgen durch Impfgegner möglich

Eher weniger kurios zu bewerten ist wohl die Nominierung von Hans Tolzin, einem der laut GWUP erbittertsten und aktivsten Gegner der evidenzbasierten Medizin: Der deutsche Molkereifachmann verbreite „eine ganze Reihe von wissenschaftlich unhaltbaren Thesen“ zu wichtigen Gesundheitsthemen. Auf seinen Webseiten warne er vor dem Impfen und bezweifle die Existenz von Infektionskrankheiten.

Zwar würden Tolzins Ansichten durch ihre Radikalität vermutlich von vielen Leuten rasch als unwissenschaftlich erkannt, an der nach wie vor aktuellen Impfdebatte samt Anstieg vermeidbarer Krankheitsfälle sehe man aber konkrete, schädliche Folgen der Ablehnung wissenschaftsbasierter Medizin.

Goldenes Brett

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Die Statuette „Goldenes Brett vorm Kopf“ wird am 28. November vergeben

„Brett fürs Lebenswerk“ an Demeter-Verband

Schon jetzt bekannt ist der Preisträger des „Goldenen Bretts fürs Lebenswerk“: Die Auszeichnung geht an den Demeter-Verband. Dieser verkauft landwirtschaftliche Produkte, die nach den Regeln der vom Esoteriker Rudolf Steiner begründeten „Anthroposophie“ erzeugt wurden, und fördert damit laut Veranstalter „ein vorwissenschaftlich-magisches Weltbild“. Die öffentliche Verleihungsfeier für das heuer zum achten Mal vergebene „Goldene Brett vorm Kopf“ findet am 28. November zeitgleich in Wien, in der Urania, und in Hamburg statt.

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