400.000 Euro für Jüdischen Friedhof

Seit Jahren klagen die Verwalter des jüdischen Friedhofs in Währing über finanzielle Schwierigkeiten, die Gräber verfallen. Jetzt wurden für das nächste Jahr 400.000 Euro genehmigt, damit soll u.a. die Friedhofsmauer saniert werden.

Die Kosten für die Mauer werden etwa 200.000 Euro betragen, heißt es vom Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe, der das Geld genehmigt hat. Dazu sind auf dem Friedhof teure archäologische Grabungen notwendig, denn es gibt eine ganze verschüttete Grabreihe, die vorsichtig wieder freigelegt werden muss. Geplant ist, dass die archäologischen Arbeiten nächstes Jahr im Frühjahr starten und bis Herbst abgeschlossen sind.

8.000 Grabstätten in schlechtem Zustand

Der Friedhof in Währing ist der drittgrößte jüdische Friedhof in Österreich - der Zustand der rund 8.000 Grabstätten ist allerdings denkbar schlecht. Zu den Zerstörungen in der NS-Zeit kommen schwerwiegende Schäden an den Grabmälern durch Verwitterung und Bewuchs hinzu. Bis 1898 wurden auf dem Friedhof 30.000 Personen begraben. Der letzte Friedhofsgärtner hieß Theodor Schreiber. Die Nazis deportierten und töteten ihn 1938. Viele Gräber wurden zerstört.

Ohne den Einsatz vieler Freiwilliger wäre der Zustand des Friedhofes heute noch schlimmer, als er ohnehin ist. In den vergangenen Jahren wurde vor allem auch daran gearbeitet, abgestorbene Äste und Bäume aus dem Friedhofsareal zu entfernen, damit es begehbar bleibt - und die Gräber zu erfassen und zu katalogisieren. Eigentlich hätte die Sanierung bereits 2018 starten sollen. Das wurde vor etwa einem Jahr beschlossen - mehr dazu in Jüdischer Friedhof: Vorbereitung für Sanierung.

Jüdischer Friedhof

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In den vergangenen Jahren ging es vor allem um die Zugänglichkeit

Komplettsanierung kein Thema

Davon war im Frühsommer jedoch noch wenig zu sehen. Lediglich einige Grabsteine wurden mit neuen Nummernschildern ausgestattet. Dafür ließ die Israelitische Kultusgemeinde von Teilen des Friedhofareals Luftbilder von der Stadt Wien anfertigen. Eine Softwarefirma kreierte mit den Daten eine digitale Karte. Diese Maßnahme kostete rund 130.000 Euro - mehr dazu in Jüdischer Friedhof: 130.000 für Luftaufnahmen.

Die Instandsetzung aller jüdischen Friedhöfe in Österreich wird, entsprechend den gesetzlichen Vorgaben, bis 2030 vom Bund mit einer Million Euro pro Jahr unterstützt, die Renovierungen werden vom Bund und den Friedhofseigentümern jeweils zur Hälfte getragen. An den Friedhof Währing sind bisher rund 700.000 Euro geflossen. Bis jetzt wurden immer nur Teilbereiche instand gesetzt oder saniert, eine Komplettsanierung steht derzeit nicht zu Debatte. Laut diversen Schätzungen wären dafür 30 bis 40 Millionen Euro notwendig.

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