KH Nord als Beitrag zur „Digi-Hauptstadt“

1,341 Mrd. Euro und keinen Cent mehr darf das KH Nord kosten. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat dies festgelegt und jetzt gezeigt, mit wieviel HighTech das Spital seinen Beitrag zu Wien als „Digi-Hauptstadt“ leisten soll.

Als das modernste Spital Europas war es einst angepriesen worden. Ein modernes Rohrpostsystem, automatische Labore und autonome Fördertechnik lassen es auch tatsächlich als hochmodernes Spital erscheinen. Möglich wird dies durch Digitalisierung, die zahlreiche Abläufe beschleunigen und fehlerfreier machen soll. Das KH Nord als - hoffentlich funktionierendes - Beispiel für das erst kürzlich ausgerufene Ziel, Wien zur „Digi-Hauptstadt“ werden zu lassen.

Rohrpostsystem mit Überholspur

Freilich gab es Rohrpostsysteme schon in der Monarchie, dennoch hat das System im KH Nord nicht mehr viel etwa mit jenem System gemeinsam, mit dem einstmals in Wien Depeschen von Postamt zu Postamt befördert wurden. Im KH Nord schickt ein computergesteuertes Rohrpostsystem Blutproben und Medikamente durchs Haus. Es gibt zwei Zentralen, von dort verzweigen sich die Transportröhren auf Stationen und Ambulanzen.

Roboter unterwegs im Krankenhaus Nord

Das Krankenhaus Nord ist fertig. Nun wird es mit Leben erfüllt. Da wimmelt es nur so von Robotern und anderen HighTech-Geräten.

Das macht es möglich, dass Blutproben, die im Krankenzimmer oder bei Untersuchungen abgenommen werden, dank Barcode-Etiketten direkt vom jeweiligen Spitalssektor in das Zentrallabor geschickt werden können. „Früher wurden die Proben von den verschiedenen Stationen von einem Mitarbeiter zusammengesammelt und dann auf dem Fußweg zur Analyse gebracht“, erklärte Peter Plundrak, Projektleiter des Facility Managements im Krankenhaus Nord.

Hochmoderne Rohrpostanlage

APA/Herbert Pfarrhofer

Seit 1875 in Wien im Einsatz: Hochmodernisiert auch im KH Nord

Besonders daran ist, dass Blut- oder Gewebeproben auch ohne menschliches Zutun im Labor entnommen und analysiert werden können. 400 Stück pro Stunde können so bearbeitet werden. Die Befundung könne somit deutlich schneller erfolgen, versicherte Plundrak. Bei heiklen Sendungen kann die Geschwindigkeit gedrosselt, in besonders eiligen Fällen, etwa wenn während einer Operation Daten gebraucht werden, die über den weiteren Verlauf des Eingriffs entscheiden, kann eine „Überholspur“ aktiviert werden.

40 Robotertransporter autonom unterwegs

Ganz allein die Spur halten können auch die Roboterwagen im KH Nord. Es verfügt über einen fahrerlosen Fuhrpark. Rund 40 flache Roboterwagen laden dort Transportcontainer auf und bahnen sich selbstständig ihre Wege durch das Spital - inklusive Liftfahrten. So können sie Wäsche und Essen sowie benötigtes Material „vom Kugelschreiber über Seife bis zum Klopapier“ auf die Stationen bringen, führte Plundrak aus. Die Gefährte erkennen Hindernisse und Gebäudekanten. In zwei Waschstraßen können die Rollboxen nach ihrem Einsatz vollautomatisch gereinigt werden.

Fahrerlose Transportsysteme über W-LAN

APA/Herbert Pfarrhofer

Vollautomatisch wird durchs Spital transportiert, was gerade benötigt wird

Krankenbett mit Infotainment-Konsole

Aber nicht nur hinter den Kulissen soll digitale Ausstattung dafür sorgen, dass Patienten raschest behandelt und mit allem Nötigen versorgt werden können. Die Patienten selbst sollen auch direkt profitieren. So ist jedes Zimmer mit einer Infotainment-Konsole ausgestattet. Über eine Art fix montiertes Tablet hat man vom Bett aus Zugriff auf mehr als 50 TV-Programme, 100 Hörbücher, Zeitungen, Computerspiele und Radioprogramme. Die Nutzung ist allerdings nicht kostenlos, sie wird rund 1,50 Euro pro Tag kosten. Das WLAN für eigene Endgeräte werde aber gratis sein, hieß es.

Das KH Nord soll mit Ende Juni 2019 vollständig besiedelt sein. Davor sind noch behördliche Genehmigungen nötig, wobei das Riesenprojekt seit Dienstag offiziell keine Baustelle mehr ist. Vollbetriebssimulationen wird es im Frühjahr geben. Eine neue Kostenschätzung soll Anfang des zweiten Quartals - also im April - vorliegen, wobei Hacker betonte, dass er an der Maximalvorgabe von 1,341 Mrd. Euro festhalte: „Es gibt für das Management einen Spielraum - aber nur nach unten“ - mehr dazu in Jetzt wirklich: „KH-Nord kostet 1,34 Mrd.“.

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