Nationalbibliothek: Besucherplus zum Jubiläum

Mit einem neuerlichen Besucherplus und dem Ausblick auf zahlreiche Digitalisierungsvorhaben für die Zukunft geht das 650-Jahr-Jubiläum der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) zu Ende.

„Wir haben ein sehr intensives, dichtes und erfreuliches Jahr hinter uns“, so Generaldirektorin Johanna Rachinger. Sowohl die Jubiläumsausstellung „Schatzkammer des Wissens“ als auch die Reihe „Objekt des Monats“ hätten sich großen Interesses erfreut, beim „Open House“ zählte man 19.000 Besucher, zeigte sich die Generaldirektorin „überwältigt“. Bis Ende des Jahres rechnet man mit einer Gesamtbesucherzahl von rund 470.000 Besuchern.

Nationalbibliothek Prunksaal

APA/Roland Schlager

Den Prunksaal kann man im Februar wie zu Habsburgerzeiten erleben

Kooperation mit Google

2018 konnte man auch das groß angelegte Digitalisierungsprojekt in Kooperation mit Google abschließen, in dessen Rahmen 600.000 Bücher, deren Urheberrecht bereits abgelaufen ist, im Volltext gescannt und der Bevölkerung zur Verfügung gestellt hat. „Das war ein großer Meilenstein für uns und die internationale Wissenschaft.“ Das Programm wird nun jährlich mit den neu frei werdenden Schriften fortgesetzt.

Großes Interesse habe auch das Crowdsourcing-Projekt „Österreich aus der Luft“ ausgelöst: Auf einer eigenen Website haben sich über 1.400 User angemeldet, die durch ihre freiwillige Mitarbeit zur Erschließung eines weitgehend unbekannten Bestandes an historischen Luftbildern beitragen. Insgesamt wurden auf diese Art und Weise bisher 91.000 Kategorien zugewiesen, über 14.000 Stichworte erstellt und rund 18.000 Verortungen auf einer digitalen Landkarte vorgenommen. „Das große Engagement zeigt, wie gut die Wissensallianz zwischen Bibliothek und Bevölkerung funktioniert und welches Potenzial in dieser neuen Form der Zusammenarbeit liegt“, zeigte sich Rachinger angetan.

Weiter Fokus auf Digitalisierung

Und so setzt die ÖNB auch im kommenden Jahr (und darüber hinaus) stark auf Digitalisierung: Anlässlich des 250. Geburtstags von Ludwig van Beethoven im Jahr 2020 werden im Vorfeld der geplanten Ausstellung alle Beethoven-Handschriften sowie die Drucke der Sammlung Hoboken digitalisiert und über die ÖNB-Website zugänglich gemacht. Neu geschaffen wurden mit den „ÖNB Labs“ auch „bibliothekarische Laboratorien, die es der Forschungscommunity ermöglichen sollen, mit ausgewählten hauseigenen Sammlungen und Metadaten zu arbeiten“.

Aber auch physisch kann man die Bestände der ÖNB weiterhin kennenlernen: Am 15. März startet die Sonderausstellung „Kaiser Maximilian I. Ein großer Habsburger“ mit 90 Objekten im Prunksaal; Anlass ist der 500. Todestag des Herrschers. Das Literaturmuseum zeigt ab 12. April „Wien. Eine Stadt im Spiegel der Literatur“: „Überraschende literarische Einblicke in die Donaumetropole nach 1945“ bieten Manuskripte, Fotos und persönliche Dokumente von Ilse Aichinger bis Dorothea Zeemann, von Heimito von Doderer bis Julian Schutting.

Johanna Rachinger beim Festakt zum Jubiläum der Österreichischen Nationalbibliothek

APA/Roland Schlager

Die Direktorin begrüßt die Pläne für eine Bundesmuseen-Jahreskarte

Prunksaal ohne Beleuchtung

Ab 14. Juni widmet sich das Papyrusmuseum unter dem Titel „In vino veritas“ dem Wein im alten Ägypten. Das im Jubiläumsjahr etablierte „Objekt des Monats“ wird durch die Reihe „Ein besonderes Objekt“ abgelöst, in deren Rahmen 2019 sechs Kostbarkeiten präsentiert werden, die aus konservatorischen Gründen nur selten gezeigt werden können, darunter Haydns „Gott erhalte“ oder die Abschiedsbriefe von Kronprinz Rudolf und Mary Vetsera.

Am 8. Februar lädt man schließlich zu einer ganz besonderen Besichtigung des Prunksaals: Unter dem Titel „Prunksaal unplugged“ können die Besucher die historische Bibliothek am Josefsplatz „so sehen, wie sie auch die Habsburger kannten“ - nämlich ohne künstliche Beleuchtung. Am späten Nachmittag werden an alle Besucher Taschenlampen ausgegeben.

Direktorin begrüßt Jahreskarte für Bundesmuseen

Das jüngst eröffnete Haus der Geschichte Österreich (hdgö), das organisatorisch an die Nationalbibliothek angegliedert ist, fand in der Jahresrückschau zwar keine Erwähnung, auf APA-Nachfrage zeigte sich Rachinger jedoch erfreut, dem Projekt als „Geburtshelfer“ beigestanden zu haben und es künftig - wie von Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) und Parlamentspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) angekündigt - in die Selbstständigkeit zu entlassen. Was Ankündigungen wie die angedachte gemeinsame Jahreskarte für alle Bundesmuseen betrifft, wollte Rachinger dem Minister nicht vorgreifen, begrüßt aber Überlegungen in diese Richtung.

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