KH Nord: Ärztemangel befürchtet

Bei den Planungen für die Eröffnung des Wiener Krankenhauses Nord herrscht offenbar weiter Chaos. Ärztevertreter sprechen in einem „profil“-Bericht von Chaos bei der Übersiedlung und warnen vor schlechter Planung und Personalmangel.

In einem Rundmail an die Personalvertreter der Wiener Gemeindespitäler übt Wolfgang Weismüller, Vorsitzender des Personalgruppenausschusses „Ärzte“ im Wiener Krankenanstaltenverbund und Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, heftige Kritik.

Demnach gebe es für jene Ärzte, die aus anderen Wiener Spitälern ins Krankenhaus Nord wechseln sollen, nur eine „schlechte Vorabinformation über Planungen, Abläufe, Zeithorizonte und Umstände der Übersiedlung“. Auch seien, so Weismüller, „die Organisationsstrukturen des Krankenhauses selbst knapp sechs Monate vor Eröffnung offenbar noch nicht klar“. Es wiege „besonders schwer“, dass „eine realistische Personalplanung“ fehle.

Unfallchirurgen zurzeit Mangelware

Weismüller weiter: „Die Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie kann ihrem Auftrag wohl überhaupt nur zum Teil nachkommen, da erfahrene Unfallchirurgen zur Zeit Mangelware sind.“ Generell drohten „Personalengpässe“ sowohl im Krankenhaus Nord als auch „in den nicht gerade üppig ausgestatteten bestehenden Spitälern“ der Gemeinde Wien.

Laut „profil“ fordert Weismüller in seinem Mail „ultimativ ein vernünftiges, realistisches, bedarfsorientiertes Modell zur Personalbedarfsberechnung“, ansonsten komme es „sehr schnell wieder“ zu „kritischen Schlagzeilen“. Im Jänner werde es dazu Gespräche geben. Allerdings, so Weismüller: „Wir werden im Bedarfsfall auch vor neuen Protesten in der Öffentlichkeit nicht zurückschrecken.“

Bis Anfang Juni Übersiedlung von drei Spitälern

Bevor im Juni 2019 der erste Patient an der Brünner Straße behandelt wird, müssen drei komplette Spitäler und mehrere Abteilungen aus fünf weiteren Häusern dorthin übersiedeln. Den Anfang machen Ende Mai 2019 das Krankenhaus Floridsdorf und eine psychiatrische Abteilung des Otto-Wagner-Spitals. Darauf folgen das Orthopädische Spital Gersthof und die Semmelweis-Frauenklinik.

Parallel ziehen weitere Abteilungen aus dem Otto-Wagner-Spital und dem Krankenhaus Hietzing, Kinderbetten aus der Krankenanstalt Rudolfstiftung und dem Wilhelminenspital sowie ein Teil der Unfallchirurgie aus dem Donauspital um. Mehr als 860 Pflegekräfte und 400 Ärzte werden im Krankenhaus Nord arbeiten.

KAV: „91 Prozent der Ärzte sind vorhanden“

Der Wiener Krankenanstaltenverbund weist die Kritik von Ärztekammer-Vizepräsident Weismüller an den Besiedelungsplänen des Krankenhauses Nord zurück. „Das Krankenhaus Nord wird im Sommer 2019 den Betrieb aufnehmen. Schon jetzt, ein halbes Jahr vor Beginn des Betriebs, sind 91 Prozent der Ärzte vorhanden“, teilte der Krankenanstaltenverbund am Samstag in einer Aussendung mit.

Die laufenden Strategien, um die wenigen übrigen Ärzte in den österreichweit bekannten Mangelfächern anzuwerben, würden verstärkt fortgesetzt. Hier werde das Krankenhaus Nord alle Anstrengungen unternehmen, die notwendigen Ärzte im verbleibenden halben Jahr zu rekrutieren, versicherte die Ärztliche Direktorin des Krankenhaus Nord, Margot Löbl.

Auch die Österreichische Ärztekammer bemüht sich mit einer eigenen Task Force den Mangel in manchen ärztlichen Berufen - genannt werden etwa Anästhesie, Kinder- und Jugendpsychiatrie oder auch Pathologie - zu beheben. Mit der Initiative sollen Medizinstudentinnen und -studenten in der Endphase ires Studiums angesprochen werden.

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