Derby-Einsatz: Pürstl fordert Gespräche

Der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl fordert nach den Zwischenfällen beim letzten Derby zwischen Rapid und Austria ein Gespräch mit dem Rapid-Präsidenten. Man könne die Sache, so wie sie derzeit laufe, nicht weiter laufen lassen.

Es sei sicher kein Racheakt oder eine Retourkutsche der Polizei gewesen, über 1.000 Menschen stundenlang einzukesseln. Die Vorfälle vor dem Wiener Derby am Sonntag zwischen SK Rapid Wien und FK Austria Wien, als Rapid-Fans Gegenstände auf die Südosttangente warfen, zeige, „dass Dinge im Laufen sind, die tatsächlich gefährlich sein könnten. Allein die Gegenstände, die sichergestellt wurden, haben gezeigt, dass hohes Aggressionspotential da ist“, sagte der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl, im „Wien heute“-Interview.

Gerhard Pürstl

ORF

Polizeipräsident Gerhard Pürstl kann die Kritik von Rapid nicht nachvollziehen

Pürstl: „Rache hat bei Polizei nichts verloren“

Die Kritik des Rapid-Präsidenten Michael Krammer, es sei eine geplante Polizeiaktion gewesen, hält Pürstl für absurd: „Also, den Vorwurf einer Retourkutsche, das halte ich für vollkommen absurd. Die Polizei übt ihre Aufgaben einfach ganz verlässlich aus, nach allen rechtsstaatlichen Kriterien. Wir sind an das Legalitätsprinzip gebunden, und Rache hat bei der Polizei überhaupt nichts verloren.“ Man wolle sich Sachen schönreden, die nicht schönzureden seien.

Damit widerspricht der Polizeipräsident den Vermutungen, die Einsatzkräfte hätten sich für die Anti-Polizei-Plakate beim Spiel gegen die Glasgow Rangers am 13. Dezember revanchiert. Außerdem wären die Polizisten bemüht gewesen, Frauen und Kinder zuerst aus dem Kessel zu lassen. Verpflegung habe es gegeben, wenn auch nicht sofort, so Pürstl: „Als Bewegung in die Sache gekommen ist und die Menschen vernünftig geworden sind, ist dann auch Verpflegung mit Tee erfolgt.“

Krammer sah „keinerlei Verhältnismäßigkeit“

Anders hatte das Rapid-Präsident Krammer gesehen, der laut eigenen Angaben ab 18.30 Uhr selbst den Polizeieinsatz beobachtet hatte. Er übte am Tag nach dem Spiel heftige Kritik am Vorgehen der Beamten. „Was ich am Sonntagabend erlebt habe, hätte ich aber im Rechtsstaat Österreich nicht für möglich gehalten. Hier war keinerlei Verhältnismäßigkeit gegeben. Menschen über Stunden bei Minusgraden einer solchen Situation auszusetzen halte ich für skandalös“, so der Rapid-Präsident.

Die Wiener Polizei hatte am Montagnachmittag Bild- und Videomaterial veröffentlicht, um „den Einsatz für die Öffentlichkeit nachvollziehbarer zu machen und um die derzeit zahlreich kursierenden Fehlinformationen und Anschuldigungen zu berichtigen“. Ebenso wurden Teile des Einsatzprotokolls veröffentlicht. Auch sportlich setzte es für Rapid am Sonntag eine schlechte Nachricht. Die Mannschaft verlor das Derby mit 1:6 - mehr dazu in Rapid-Kritik an Polizeieinsatz.

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