Kickl lobt Polizei und tadelt Ultras

Verteidigt hat Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) im Bundesrat das Vorgehen der Polizei rund um das Wiener Derby am Sonntag. An den Pranger gestellt hat er hingegen Rapid und die organisierte Fanszene des Klubs.

Der Einsatz sei zum Erhalt der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, der Abwehr von gefährlichen Angriffen auf Leib und Leben sowie der Aufklärung von Straftaten durchgeführt worden, so Kickl im Bundesrat. Die Polizei hatte vor dem Derby 1.338 Menschen fast sieben Stunden lang zur Identitätsfeststellung angehalten, wofür die Polizei viel Kritik erntete. Die Vorschriften bezüglich solcher Anhaltungen seien „auf Punkt und Beistrich“ eingehalten worden, erklärte Kickl am Donnerstag im Bundesrat.

Nach Kritik an Polizeieinsatz bei Derby: Polizei veröffentlicht Bilder

LPD Wien

Fans auf einer Brücke über die Tangente

Vorwürfe einer „menschenunwürdigen Behandlung“, wie sie neben der „Rechtshilfe Rapid“ etwa auch Rapid-Präsident Michael Krammer erhoben hatte, wies Kickl zurück. Es habe Tee, Wasser und Lunchpakete gegeben, auch fünf Sanitäter wären am Einsatzort gewesen. Vorwürfen einer geplanten Polizei-Aktion, wie sie etwa auch Krammer erhoben hatte, widersprach Kickl ebenso. Eine Weisung habe es nicht gegeben - mehr dazu in Rapid-Kritik an Polizei-Einsatz

Rapid Ultras keine „armen Hascherln“

Die SPÖ hatte eine dringliche Anfrage zu dem massiven Polizeieinsatz eingebracht. Fans hatten vor dem Spiel Gegenstände auf die Südosttangente geworfen. Kickl sprach von einem „nicht angemeldeten“ Fanmarsch und identifizierte in seiner Rede als Auslöser für den Einsatz eine „immer wieder verhaltensauffällige Gruppe“, namentlich die Rapid Ultras. Diese würden den Begriff des Fans missbrauchen, „um unter diesem Deckmantel Randaliererei und Chaotentum zu betreiben.“ Sich nun als „Opfer und arme Hascherl“ hinzustellen, bezeichnete der Minister unter anderem als „schäbig“.

Rapid-Fans vor der Generali-Arena in Favoriten

ORF

637 Polizisten und 1.338 Fußballfans

Rapid müsse einer aufgekommenen „Unkultur“ einen Riegel vorschieben. „Und nicht herzugehen und gemeingefährliche Aktionen dann einfach hinzunehmen, in der Öffentlichkeit zu verharmlosen, zu rechtfertigen oder vielleicht sogar noch Leute zu Klagen gegen die Polizisten anzustiften.“ Andere Clubs hätten das bereits zustande gebracht. „Und wenn man das nicht zustande bringt, dann ist das eher ein Zeichen des Nichtwollens, als des Nichtkönnens.“

Große Debatte über „Lehren für die Zukunft“

Vertreter der Oppositionen kritisierten den Polizeieinsatz hingegen mit drastischen Worten. So sprach etwa Martin Weber (SPÖ) von einem Skandal. „Sie haben fast 1.400 Menschen in Geiselhaft genommen. Schämen Sie sich, Herr Minister!“ Insgesamt waren im Zuge der sportlichen Großveranstaltung 637 Exekutivbedienstete im Einsatz, wie aus der Anfragebeantwortung hervorging. Jenen dankte Kickl für einen „professionellen, umsichtigen und selbstverständlich auch ausgewogenen Einsatz“.

Rapid-Fans vor der Generali-Arena in Favoriten

ORF

Polizisten nach dem Derby Austria Wien gegen SK Rapid

Der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl forderte nach den Zwischenfällen ein Gespräch mit dem Rapid-Präsidenten. Man könne die Sache, so wie sie derzeit laufe, nicht weiter laufen lassen. Es sei sicher kein Racheakt oder eine Retourkutsche der Polizei gewesen, über 1.000 Menschen stundenlang einzukesseln - mehr dazu in Derby-Einsatz: Pürstl fordert Gespräche.

Rapid-Präsident Michael Krammer forderte seinerseits einen Sicherheitsgipfel abzuhalten. Daran sollen neben seiner Person auch die Präsidenten von Austria Wien und Sturm Graz, Bundesliga-Chef Gerhard Stocker sowie Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl teilnehmen. Es gehe um „die Lehren für die Zukunft“, sagte Krammer- mehr dazu in Nach Derby: Rapid will Sicherheitsgipfel.

Links: