Ein Toter bei Schüssen in Innenstadt

Mitten in der Innenstadt hat am Freitagnachmittag ein unbekannter Täter auf zwei Männer geschossen. Ein Mann starb, ein zweiter wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Spital gebracht. Der Täter entkam.

Augenzeugen sprachen von fünf bis zehn Schüssen, die in der Passage, die Lugeck und Wollzeile miteinander verbindet, zu hören waren. Ein Zeuge berichtete, dass die Männer zu dritt unterwegs waren. Er hörte Schüsse, sah Passanten, die davon liefen, und zwei Menschen am Boden liegen. Ein dritter habe sich über sie gebeugt. Der russische Zeuge hörte, wie er in einer slawischen Sprache mehrmals das Wort „Bruder“ sagte. Den Täter hat er allerdings nicht gesehen.

Die Polizei kannte die Identität der beiden Opfer, gab sie aber aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht bekannt. Polizeisprecher Daniel Fürst wollte die Aussagen des russischen Zeugen von einem dritten Mann nicht bestätigen. Fürst schloss einen Terrorakt aus. Die Polizei geht eher von einer „gezielten Straftat“ aus. Die Hintergründe für die Tat waren aber noch unklar.

Serbische und montenegrinische Medien spekulierten am Freitag, bei den Opfern dürfte es sich um die Angehörigen einer Mafia-Gruppe aus der montenegrinischen Adriastadt Kotor gehandelt haben. Das berichtete etwa das Internetportal Vijesti. Dortige Gruppen hätten eine Reihe von blutigen Abrechnungen ausgetragen, häufig auch in Belgrad. Den Ursprung soll die Fehde in einem Drogenstreit haben. Die Wiener Polizei gab keinen Kommentar ab.

Augenzeugen beschrieben männlichen Täter

Den männlichen Täter konnten Augenzeugen recht gut beschreiben. Den Angaben zufolge könnte er auch mit einem Auto geflüchtet sein. Die Polizei hielt daher mehrere Autos in der Umgebung des Tatortes an, es gab jedoch keine Festnahmen.

Unter den Menschen in der Innenstadt brach Panik aus, wohl auch, weil viele an einen Terrorakt dachten. Doch das schloss die Polizei relativ schnell aus. Es bestehe keine Gefährdung für Unbeteiligte, hieß es auf Twitter. Das Areal von Lugeck bis Postgasse wurde großräumig abgesperrt, Polizisten mit Helmen und schusssicheren Westen waren postiert. Auch ein Polizeihubschrauber war im Einsatz.

Zeugin: „Menschen liefen in Panik davon“

„Ich habe mitbekommen, dass fünf bis zehn Personen die Straße entlanggelaufen sind, sie waren in Panik versetzt“, sagte eine Mitarbeiterin eines Buchgeschäfts in unmittelbarer Nähe des Tatorts im „Wien heute“-Interview. „Es ist sehr beängstigend, weil man erwartet das nicht in Wien, obwohl auch Wien eine Weltstadt ist.“

Augenzeugin im Interview

ORF

„Es ist sehr beängstigend“, sagte eine Augenzeugin im „Wien heute“-Interview

Ein Tourist, der die Schüsse ebenfalls mitbekommen hatte, berichtete: „Ich dachte zuerst, es handelt sich um ein Feuerwerk. In der Passage habe ich dann zwei Menschen, blutverschmiert, auf dem Boden liegen gesehen.“

Die Sperren der Bäckerstraße und des Bereichs Lugeck wurden am späten Nachmittag aufgehoben. Lediglich der Durchgang bei der Wollzeile 5 blieb wegen Tatortarbeiten gesperrt, wurde aber am Abend ebenfalls wieder freigegeben.