AUA streicht 200 Jobs in Bundesländern

Die AUA (Austrian Airlines) streicht mehr als 200 Stellen von Piloten und Flugbegleitern in den Bundesländern. Die derzeit sechs Stützpunkte für Crews in Altenrhein, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz und Salzburg werden aufgelassen. Es hagelt Kritik.

Die bisherigen Deutschland-Flüge (nach Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart) aus den Landeshauptstädten übernehmen Lufthansa und Eurowings. Gewerkschaft und Landespolitik warnen vor einer Standortvernichtung und weiterer Schwächung der Bundesländerflughäfen. Der Ruf nach einem Sozialplan wurde laut. Die Gewerkschaft und vor allem Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) verlangten von der AUA aber auch ganz generell, die Einsparpläne in den Ländern zurückzunehmen - mehr dazu in AUA streicht 30 Jobs in Klagenfurt.

AUA-CEO Alexis von Hoensbroech (L) und AUA-CFO Wolfgang Jani am Donnerstag, 17. Jänner 2019, im Rahmen der Austrian Airlines AG (AUA)-Pressekonferenz

APA/Neubauer

AUA-Chef Alexis von Hoensbroech (l.) und AUA-Finanzchef Wolfgang Jani bei der Pressekonferenz

Angebot an Beschäftigte, nach Wien zu gehen

Mit den Betriebsräten werden nach Angaben der AUA nun aber Verhandlungen zur Umsetzung des Vorhabens anlaufen. Heute wurden betroffene Mitarbeiter auch vor Ort informiert. Den außerhalb Wiens stationierten Bordbeschäftigten wird angeboten, nach Wien zu gehen.

Es geht vor allem um knapp 50 Leute in Graz, jeweils um die 40 in Linz, Salzburg und Innsbruck, mehr als 30 in Klagenfurt und immer noch zehn in Altenrhein. Das AUA-Drehkreuz Wien soll indes stärker wachsen. Wenn das Liniennetz nur noch von Wien heraus beflogen werde, sei es sinnvoll, wenn die Crews ihren Arbeitsplatz nur noch in Wien hätten, sagte der neue AUA-Chef Alexis von Hoensbroech am Donnerstag in einer Pressekonferenz.

Insgesamt fliegen für die AUA 4.200 Piloten und Flugbegleiter. Von derzeit 83 AUA-Flugzeugen stehen heute 73 in Wien und sechs in den Bundesländern.

Keine Flugzeuge mehr in Bundesländern stationiert

Eigene AUA-Flugzeuge werden in den Bundesländerflughäfen künftig nicht mehr stationiert sein. Flüge zwischen Wien und Innsbruck oder zu anderen Bundesländerflughäfen sind zunächst nicht von der Netzbereinigung auf der Kurz- und Mittelstrecke berührt, hieß es bei der AUA.

Neues Strategieprogramm

Deutliche Einsparungen und zusätzliche Erträge erhofft sich der AUA-Konzern durch das nun präsentierte Strategieprogramm namens „#DriveTo25“. Unter zehn Punkten, die bis 2025 abgearbeitet sein sollen, findet sich auch die heute angekündigte Übergabe des Deutschland-Verkehrs von den Landeshauptstadtflughäfen an die Lufthansa bzw. Eurowings.

Bis auf die Strecke Wien - Linz, die vorigen Oktober mangels Rentabilität eingestellt wurde, sind bisher keine weiteren Änderungen auf AUA-Inlandsflügen bekannt. Als „schwierig“ gelten aber Klagenfurt oder auch Salzburg. Charterflüge sollen weiter auch aus Bundesländern angeboten werden, sofern entsprechendes Aufkommen von Veranstaltern da ist.

Mit Lufthansa und Eurowings wird über die betroffenen Bundesländer-Linienflüge gesprochen, die diese dann von ihren jeweiligen eigenen Drehkreuzen aus befliegen, ab Frankfurt ist das die Lufthansa, ab Düsseldorf und Stuttgart Eurowings. Aktuell geht es um 122 wöchentliche Flüge, die die AUA bisher von Länder-Airports nach Deutschland führt.

Ob es Bestandsgarantien für diese Flüge gibt? AUA-Boss Hoensbroech hält sehr wenig vom Begriff der Bestandsgarantie in der Wirtschaft. Er gehe davon aus, dass die Strecken weiter geflogen werden, „weil es gute Strecken sind“. Aus Konzernsicht sei es aber besser, „wenn wir sie von der anderen Seite her fliegen“.

Gewerkschaft: „Regionale Arbeitsplatzvernichtung“

Der Abzug von Mitarbeitern und Flugzeugen von den Bundesländerflughäfen empört die Gewerkschaft vida. Sie warnt vor einer regionalen Arbeitsplatzvernichtung und ortet „Systematik“ dahinter. Der vida-Vorsitzende Roman Hebenstreit vermutet den Auftrag dazu aus der deutschen Lufthansa-Zentrale. Hebenstreit will sich mit den betroffenen Landeshauptleuten in Verbindung setzen.

Zwecks Arbeitsplatz- und Standortsicherung will die Gewerkschaft vida alle Involvierten aus Politik, Wirtschaft und Sozialpartnerschaft am 25. Jänner zu einem österreichischen Luftfahrtgipfel in die ÖGB-Zentrale einladen.

Hofer: Entscheidung zu akzeptieren

Laut Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) sei die Entscheidung zu akzeptieren. „Keine Frage, dieses Vorgehen der AUA stellt die kleinen Flughäfen vor große Herausforderungen“, so Hofer in einer Aussendung. Allerdings sei er optimistisch, dass sich für die Flughäfen in den Bundesländern eine Chance durch andere Airlines bieten werde. Dadurch würde der Wegfall der AUA-Basen kompensiert.

Seychellen als Flugziel fallen weg

International nimmt die AUA im nächsten Winterflugplan die Seychellen aus dem Programm. Diese Fernstrecke endet mit April. Das kündigte der Vorstand an. Weitere Entscheidungen seien nicht getroffen, der neue AUA-Chef Alexis von Hoensbroech beobachtet aber auch andere Ziele. „Wir schauen uns zweimal im Jahr das Langstreckenportfolio an.“

Auch im Winterflugplan 2018/19 hat die AUA ihr Interkontinentalnetz wieder neu ausgerichtet. Unrentable Strecken wie Havanna, Colombo und Hongkong wurden nach einer „Probezeit“ wieder gestrichen. Dafür wurden Nordamerika-Routen aufgestockt. Mauritius und die Malediven beispielsweise bleiben aber als touristische Langstreckenziele erhalten. Die im heurigen Winter aufgenommene Verbindung nach Kapstadt ist für den AUA-Chef auch ein Stück weit „unternehmerisches Experiment“.

AUA bedeckt zu Preisentwicklung

Zur Preisentwicklung im Sommer 2019 äußerte sich die AUA eher verhalten. Gegen Ende 2018 ging man noch davon aus, dass die Langstreckentickets teurer werden. Dann kamen die Ölpreise wieder zurück. Sie blieben aber die große Unbekannte. An bestimmten Stellen werde es wohl ein Stück teurer, so Hoensbroech. Auf Kurz- und Mittelstrecken werde es, bedingt durch den starken Wettbewerb, für die Kunden erfreulich werden. Die bisherige Buchungslage wird als gut beschrieben.

Ihre 18 Turboprop-Maschinen wird die AUA bis 2021 „ausflotten“, also sukzessive verkaufen. Dafür soll die Airbus-Flotte in drei Jahren durch die Anschaffung von zehn gebrauchten Maschinen der A320-Familie auf 46 wachsen. Insgesamt ist die derzeitige AUA-Flotte mit fünf verschiedenen Flugzeugtypen viel zu komplex - wie auch das gesamte Geschäftsmodell der AUA als recht „breit“ gilt.

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