Filmfestivals: Geldsorgen und Hoffen

Bei Wiener Filmfestivals gibt es wegen finanzieller Sorgen Zukunftssorgen. Dagegen könnte es am Karlsplatz ein Nachfolgeprojekt für „Kino unter Sternen“ geben, die Stadt hält eine Förderung dafür bereit.

Im Sommer 2018 hatte Kuratorin Judith Wieser-Huber das Aus für „Kino unter Sternen“ am Karlsplatz verkündet. „Mit dieser knappen Finanzierung ist es unmöglich, Kino unter Sternen weiter zu entwickeln. Eine Weiterentwicklung halte ich aber für notwendig für ein lebendiges Festival“, lautete damals die Begründung - mehr dazu in „Kino unter Sternen“ hört auf.

Bei der Stadt hofft man auf ein Nachfolgeprojekt. „Wir wollen den Ort nicht aufgeben“, hieß es gegenüber der APA aus dem Büro von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ). Bis voraussichtlich Ende Jänner soll feststehen, welches neue Konzept am Standort Karlsplatz verwirklicht werden soll. Es gehe jedenfalls nicht darum, das alte „Kino unter Sternen“ abzukupfern, sondern um neue Ideen. Die rund 100.000 Euro Förderung, die das Kino unter Sternen bis dato erhalten hatte, stünden weiterhin zur Verfügung.

Kino unter Sternen am Karlsplatz

Joana Pianka

Für das „Kino unter Sternen“ am Karlsplatz könnte es ein Nachfolgeprojekt geben

FÖFF sieht „dramatische Situation“

Das Forum österreichischer Filmfestivals (FÖFF) warnte in einer Aussendung am Dienstag, dass es zu weiteren Festivalabsagen kommen könnte. „In Wien ist die Situation inzwischen dramatisch“, zeichnete Marie-Christine Hartig, neue Sprecherin des 2012 gegründeten FÖFF, ein düsteres Bild.

So begrüße man eindeutig das 2016 eingerichtete System, zu den Förderungen einen Festivalbeirat Empfehlungen aussprechen zu lassen. Diese neue Struktur sei aber nicht mit einer notwendigen Höherdotierung einhergegangen, was zu einer Umverteilung auf ohnehin schon niedrigem Niveau geführt habe. Man gehe von einem Mehrbedarf von rund 1,5 Mio. Euro aus.

„Das Prekariat steigt sich also quasi gegenseitig auf die Zehen - bis alles irgendwann auseinanderfällt“, prognostizierte Hartig. Im Vergleich zu den Filmfestivals sei selbst der Pflegebereich luxuriös ausgestattet: „Viele Festivals stehen auf der Kippe und überlegen jährlich, ob und wie es weitergehen kann.“

Konflikte innerhalb der Festivals

Hinzu kommen auch Konflikte innerhalb der Festivals. So wurde nach dem Rücktritt eines Großteils des Teams die Frontale aus Wiener Neustadt im November aus dem FÖFF ausgeschlossen - „wegen fehlender Unabhängigkeit von politischen Körperschaften“. Die Ausgabe 2018 des Festivals war nach den Unstimmigkeiten bereits entfallen. Selbst den Rückzug aus dem FÖFF angetreten hat indes das Wiener Festival für den osteuropäischen Film, Let’s CEE.

„Das Geld soll zu den Großen umverteilt werden“, beklagte Festivaldirektorin Magdalena Zelasko gegenüber der APA. Das gelte nicht nur für die Kulturpolitik, sondern werde auch vom in ihren Augen intransparent agierenden FÖFF, der nun noch 20 aktive Mitglieder repräsentiert, befördert. Forderungen wie die durchgängige Bezahlung der Mitarbeiter nach Kollektivvertrag sei für kleinere Festivals schlicht nicht leistbar.

„Wir sind hingegen neu in der Szene und haben vielleicht mit unserem selbstbewussten Auftreten anderen Angst gemacht“, mutmaßte Zelasko, die im Dezember das Austrittsansuchen beim FÖFF eingebracht hat und am 29. Jänner in einer Pressekonferenz ihren Standpunkt darlegen will.

Förderungen für kleine und große Festivals

Den Vorwurf, größere Festival zu bevorzugen, will man im FÖFF nicht auf sich sitzen lassen. „Grundsätzlich stehen wir im FÖFF für die Vielfalt der Festivals - ob klein oder groß“, unterstrich Hartig, die selbst Leiterin des Ethnocineca ist, gegenüber der APA. Auch von Intransparenz der Entscheidungen könne keine Rede sein. Es gehe beim Konflikt mit Let’s CEE eher um Befindlichkeiten denn Fakten: „Wir bedauern als Verband, dass die Zusammenarbeit nicht mehr gewollt ist.“

Derzeit scheint fraglich, ob heuer die 7. Ausgabe von Let’s CEE in Wien begangen wird. Von städtischer Seite seien lediglich 35.000 Euro Förderung in Aussicht gestellt worden - und das, obgleich man weit unter den Kosten anderer Festivals liege, ärgerte sich Zelasko: „Das ist einfach ermüdend.“ Zwar gebe es noch letzte Gespräche, sollte sich aber nichts Substanzielles ändern, müsse man heuer das Festival aussetzen. „Das ist gerade im Jahr der EU-Wahl ein schlechtes Symbol“, zeigte sich die Let’s-CEE-Chefin überzeugt.

Neue Festivals gegründet

Bei der letzten Deadline im September 2018 wurden von der Stadt Wien zwölf Festivals, vier Sommerkinos sowie drei kinokulturelle Projekte für eine Förderung empfohlen, für die insgesamt 2,214 Mio. Euro zur Verfügung stehen.

Im Büro von Kulturstadträtin Kaup-Hasler verwies man auch darauf, dass ständig neue Festivals gegründet würden. Als Beispiele nannte man hier seit Installierung des Beirats das Dokufestival Undox oder das Poetry Film Festival. Und mit dem System des Festivalbeirates sei man vollends zufrieden. Das dreiköpfige Gremium, das Empfehlungen ausspricht, habe sich bewährt.

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