Shampoo muss nicht im Mist landen

Bis zu 2.250 Tonnen an unbenützten Drogerieartikeln werden in Österreich von Unternehmen jährlich weggeschmissen. Das Wiener Start-Up Fairmittlerei will das ändern. Es sammelt die Waren ein und vermittelt sie an NGOs.

„Es handelt sich um Produkte, wo zum Beispiel das Label falsch beklebt ist, etwa bei einem Shampoo Orangenduft drinnen und das Kiwiettikett draußen ist“, erklärt Michael Reiter, Gründer der Fairmittlerei. Da eine Weiterverwertung der Produkte für Unternehmen teuer ist, landen solche Produkte zumeist im Müll.

Die Produkte sollen von Unternehmen gespendet werden, die Fairmittlerei verkauft diese dann in ihrem Webshop mit bis zu minus 90 Prozent des Marktpreises an NGOs wie die Diakonie, Volkshilfe oder das SOS Kinderdorf. Derzeit wird als Verein vom Impact Hub Wien, ein Großraumbüro für diverse Start-Ups, aus gearbeitet.

Hygieneprodukte bei NGOs benötigt

Die Lieferung für den Raum Wien übernimmt derzeit das gemeinnützige Unternehmen “Spendition“, das Lager in Traiskirchen wird von der Firma Logwin zur Verfügung gestellt. „Sehr nachgefragt sind Waschmittel und alles was Körperhygiene anbelangt. Wir haben derzeit zum Beispiel Handseife Nachfüllpackungen im Sortiment, aber auch Trinkgläser sind sehr nachgefragt“, so Reiter.

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Michael Reiter und Maureen Kitt bei der Übergabe einer Bestellung

Die Finanzierung durch öffentliche Mittel und Spenden reiche bei NGOs oft nicht aus, um ihren Bedarf zu decken. Gesammelt werden von der Fairmittlerei primär Produkte, die die NGOs am ehesten brauchen. „Jausenboxen, Geschirr und Mobiliar werden immer wieder mal kaputt oder abgenützt“, so Maureen Kitt, pädagogische Leiterin im SOS Kinderdorf in Meidling. Dort betreuen sie Minderjährige und bieten Wohngemeinschaften für solche an. „Die Preise sind unglaublich, das ist etwas was wir uns leisten können.“

Nachhaltige Entsorgung ist teuer

Zugang zum Webshop der Fairmittlerei haben nur zertifizierte NGOs. Weder werden private Spenden angenommen, noch an Privatpersonen vermittelt. Ziel ist es, Unternehmen eine nachhaltige Alternative zur Warenentsorgung anzubieten und dadurch soziale Einrichtungen unterstützen zu können. Lagerkosten aber auch Entsorgung kommen Unternehmen oft teuer.

„Die NGOs haben oft nicht die Kontakte zu den Firmen, vor allem die kleinen oder mittleren, und die Firmen können die Kontakte zu den NGOs einfach nicht pflegen, weil sie andere Kernaufgaben haben. Und genau diese Lücke schließen wir“, erklärt Reiter.

Shampoo muss nicht im Mist landen

Bis zu 2.250 Tonnen an unbenützten Drogerieartikeln werden in Österreich von Unternehmen jährlich weggeschmissen.

In den Startlöchern zur GmbH

Das Gründungsteam besteht aus vier Personen. Seit 2016 sind sie ein eingetragener Verein, die Idee entstand etwa ein Jahr im Vorfeld. Reiter hat davor fünf Jahre bei der Firma Henkel im Brand Management gearbeitet und oft die Vernichtung gebrauchsfähiger, aber eben nicht mehr verkaufbarer, Produkte erlebt. Jetzt ist Henkel eines der kooperierenden Unternehmen.

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Die Fairmittlerei arbeitet derzeit vom Impact Hub aus

Inspiriert wurde Reiter durch das Konzept des deutschen Unternehmens innatura, das das gleiche Konzept wie die Fairmittlerei pflegt. „Nachdem ich nichts vergleichbares für Österreich gefunden habe, hab ich gesagt: passt, das machen wir“, so der Gründer.

Der Plan ist, noch dieses Jahr den Verein in eine GmbH umzuwandeln. Als primäre Erlösquelle soll der Webshop dienen, Zusatzerlöse sollen durch Vorträge erzielt werden. 2,5 Tonnen an Produkten konnten bereits vermittelt werden. Derzeit besteht das Team aus 17 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Suche nach kooperierenden Unternehmen sowie NGOs läuft.

Sofie Hörtler, wien.ORF.at

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