Wienerin in Syrien: Tauziehen um Rückkehr

Eine junge Wienerin soll in Syrien für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gekämpft haben. Jetzt ist sie mit ihrem Sohn in Gefangenschaft geraten. Die Behörden in Wien versuchen, Mutter und Kind aus Syrien herauszuholen, doch das ist extrem schwierig.

2014 fuhr das Mädchen von Wien nach Syrien und schloss sich dort den Islamisten an. Die 16-Jährige lernte einen IS-Kämpfer aus Afghanistan kennen und wurde von ihm schwanger. Ein Bub kam zur Welt. Im Vorjahr wurde die junge Frau von kurdischen Milizen festgenommen und interniert. Ihre Großmutter hat nun in Wien die Kinder- und Jugendanwaltschaft eingeschaltet.

„In dieser Angelegenheit vertreten wir die Meinung, dass die Republik das Kind und die Mutter nach Österreich zurückholen müsste. Das Kind ist eineinhalb Jahre alt, ist in einem Internierungslager in einem Kriegsgebiet. Das ist kein Ort für ein eineinhalbjähriges Kind, das nichts verbrochen hat“, meinte Ercan Nik Nafs, Kinderanwalt der Stadt Wien, gegenüber „Wien heute“.

Prozess wegen Mitgliedschaft in Terrorvereinigung

Ob die Wienerin an Verbrechen der Dschihadisten beteiligt war, ist nicht bekannt. In Wien erwartet die 20-Jährige jedenfalls ein Prozess wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und bei einer Verurteilung eine mehrjährige Haftstrafe. Alles noch besser als in einem syrischen Gefängnis, sagen ihre Angehörigen.

In einem Brief des Außenministeriums heißt es: „Das Außenamt ist mit anderen EU-Staaten und internationalen Hilfsorganisationen in dieser Sache in Kontakt. Mangels diplomatischer Vertretung in Syrien ist die Hilfe aber eingeschränkt.“

Kann IS-Kämpferin heimkehren?

Die Wiener Kinderanwaltschaft fordert die Republik auf, sich für die Heimkehr der IS-Kämpferin einzusetzen.

320 Personen aus Österreich in Dschihad

Innenministeriumssprecher Christoph Pölzl ging im Ö1-Morgenjournal davon aus, „dass sich noch rund 100 Personen, die aus Österreich stammen, in Syrien und dem Irak befinden und sich dort aktiv am Dschihad beteiligen oder beteiligt haben. Ungefähr 30 Prozent haben die österreichische Staatsbürgerschaft.“ Insgesamt haben laut Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung 320 Personen die Reise von Österreich in den Dschihad angetreten. Davon wurden 60 aufgehalten, mehr als 60 getötet und etwa 100 sind zurückgekehrt.

Der Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger hat erst vor Kurzem die drei kurdischen Gefangenenlager besucht, er spricht von zuletzt zwei österreichischen Staatsbürgern: „Eine einzige Frau mit Kind, wobei sich das dieser Tage noch ändern kann. Es sind jetzt einige tausend Kämpfer, aber auch Frauen und Kinder in Gewahrsam“, so Schmidinger gegenüber Ö1.

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