IT-Fachkräftemangel: Hacken bis der Job kommt

Die IT-Branche sucht dringend Fachkräfte. Um die vielen offenen Stellen zu besetzen, findet dieses Wochenende in Wien ein sogenannter „Social Hackathon“ statt. Arbeitslose und geflüchtete Menschen werden auf die Probe gestellt.

Ehemalige Lehrer, Projektleiterinnen, Tischler und Übersetzerinnen sitzen in einem Büro in der Praterstraße in der Leopoldstadt. Es sind 70 arbeitslose und auch geflüchtete Menschen, die gerade eine neunmonatige Programmierausbildung machen. Beim „Social Hackaton“ zeigen sie, was sie können. „Diese Menschen programmieren 24 Stunden lang an gewissen Problemlösungen. Diese sollen simulieren, was für Fragestellungen auch Firmen haben können“, sagt Stefan Steinberger von der New Austrian Coding School gegenüber „Wien heute“.

"Social Hackathon" in Wien: Ein Programmiermarathon für neuen Job

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Teilnehmer des „Social Hackathon“ am Startup-Campus „weXelerate“

Schwere Aufgaben unter Zeitdruck

Der Hackathon bedeutet beinahe 24 Stunden ohne Schlaf. Kurz Duschen und kurz Ausruhen, ansonsten wird programmiert. Aber sonst wird programmiert. „Es ist eine Herausforderung, dass wir diese Aufgaben lösen können. Diese Aufgaben sind nicht leicht, wir sind unter Zeitdruck, dass wir es rechtzeitig erledigen können. Es ist wichtig, dass wir das Code-Prinzip verstehen und anwenden können“, sagt die 52-jährige Erika, die an dem Hackathon teilnimmt.

Sie war früher Projektmanagerin bei den ÖBB. „Ich habe leider meinen Job verloren und jetzt versuche ich mich neu zu orientieren und mache diese Weiterbildungsmaßnahme. Ich möchte im IT-Bereich Softwareentwicklung weiterarbeiten“. Der Herausforderung stellt sich auch die 18-jährige Lin aus Syrien. „Ich wollte Biomedizinische Technik studieren und da brauche ich Programmieren mit ein bisschen Biologie“, sagt Lin.

"Social Hackathon" in Wien: Ein Programmiermarathon für neuen Job

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WKW: Firmen melden Bedarf gar nicht beim AMS

Im IT-Bereich herrscht ein akuter Fachkräftemangel. Im Dezember 2017 wurden laut AMS-Zahlen 111 Personen in Wien gesucht, im Dezember des Vorjahres waren es 445, das ist eine Vervierfachung. Laut Wirtschaftskammer ist der Bedarf in Wahrheit noch viel höher. Denn viele Firmen würden ihre freien Stellen gar nicht mehr beim AMS melden, weil sie ohnehin nicht besetzt werden könnten. Sie versuchen laut Wirtschaftskammer stattdessen selbst Personal auszubilden.

"Social Hackathon" in Wien: Ein Programmiermarathon für neuen Job

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„Es gibt sehr viele Bezeichnungen und Lippenbekenntnisse seitens der Politik. Wir versuchen da ganz konkret Menschen anzusprechen. Und eben auf Gamescons oder Hackerthons junge Menschen zu unterstützen und motivieren in dieser Branche unterzukommen“, sagt Martin Puaschitz von der Fachgruppe Unternehmensberater, Buchhalter und Informationstechnologie in der Wiener Wirtschaftskammer (UBIT).

Karriere 2.0: „Hacken“ bis der Job kommt

„Wien heute“-Redakteur Florian Kobler hat den „Social Hackathon“ besucht und mit dem Veranstalter und den Teilnehmern gesprochen.

Am Ende der 24 Stunden des „Social Hackathon“ werden die besten Projekte von einer Expertenjury bewertet und prämiert. Und vielleicht werden Unternehmen auf Teilnehmer aufmerksam und bieten ihnen einen Job an. Veranstaltet wird der Hackathon von der New Austrian Coding School, die auch neunmonatige Programmierkurse für arbeitslose Menschen anbietet. Und der nächste Hackathon in Wien steht schon in den Startlöchern. Der „SHack Vienna“ beginnt am 28. Februar im Bundesrechenzentrum und dauert bis 2. März.

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