Telefonzellen: Von Bücherregal bis Dusche

Auch wenn heute praktisch jeder ein Handy hat, gibt es sie immer noch: 2.630 Telefonzellen stehen in Wien zur Verfügung, manche wurden mit Ladestationen aufgewertet. Andere finden ein zweites Leben, etwa als Bücherregal oder Dusche.

Ganz werden Telefonzellen wohl auch noch länger nicht aus dem Wiener Stadtbild verschwinden. Denn gesetzlich ist pro tausend Menschen in etwa eine Telefonzelle vorgesehen, erklärte Livia Dandrea-Böhm, Sprecherin von A1, jenem Telefonanbieter, dem sämtliche Telefonzellen in Österreich gehören, im Radio-Wien-Interview. „Aber die Telefonzellenanzahl geht natürlich zurück“, so Dandrea-Böhm.

In den vergangenen Jahren hat man allerdings versucht, die verbliebenen Telefonzellen aufzuwerten, etwa mit einer Ladefunktion. Seit 2011 können Elektroautos und E-Scooter an Telefonzellen aufgeladen werden.

Telefonzellen als offene Bücherschränke

Aber auch ausgemusterte Zellen erleben zum Teil einen „zweiten Frühling“. Dafür wird das Innenleben abmontiert, über bleibt das Häuschen. Genutzt wird das etwa als „Bücherzelle“: Auf beinahe allen Mistplätzen der MA 48 gibt es eine alte Telefonzelle, die als offener Bücherschrank fungiert. Nicht mehr gebrauchte Bücher können dort abgestellt, andere dafür herausgenommen werden.

Telefonzelle Bücherzelle

MA 48

Auf allen Mistplätzen gibt es die „Bücherzellen“

Immer wieder Fragen Künstlerinnen und Künstler bei A1 an, ob sie alte Telefonzellen für Projekte nutzen können. „Und dann haben wir auch schon lustige Beispiele gehört: Da hat sich jemand so ein Häuschen in den Schrebergarten gestellt, eine Dusche hineinmontiert und als Gartendusche verwendet“, so Dandrea-Böhm.

Britische Telefonzellen heißbegehrt

Aber nicht nur in Wien sind ausgemusterte Telefonzellen beliebt, besonders begehrt sind die berühmten roten Exemplare aus Großbritannien. 2012 verkaufte die britische Telekom (BT) zum ersten Mal seit 25 Jahren wieder ausgemusterte Exemplare. Die bereits restaurierten Stücke kosteten ab 1.950 Pfund (2.300 Euro) aufwärts.

Telefonzellen Deutschland

APA/dpa/Ralf Hirschberger

Die deutsche Telekom verkauft immer wieder Telefonzellen

Zuvor konnte man die roten Zellen gegen einen symbolischen Preis „adoptieren“ und sich dazu verpflichten, sie zu pflegen. Dabei haben sich die Leute einiges einfallen lassen: Wo früher telefoniert wurde, gibt es Bibliotheken, Infozentren, Kunstgalerien und sogar ein Pub in Miniformat. Und auch die deutsche Telekom verkauft immer wieder nicht mehr genutzte Zellen. Daraus wurden schon die unterschiedlichsten Dinge, etwa ein Minimuseum.

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