Freud Museum schließt für Umbau

Das Sigmund Freud Museum am Alsergrund hat am Freitag für ein Jahr zugesperrt. Weil es umgebaut und saniert wird, übersiedelt das Museum befristet in zwei Nachbarhäuser. Danach wird erstmals die Ordination Freuds zu sehen sein.

Die Ausstellungsstücke haben es nicht weit: von der Berggasse 19 übersiedeln sie in die Berggasse 13. Hier werden Leben und Werk des Begründers der Psychoanalyse gezeigt. Am zweiten Standort, in der Liechtensteinstraße 19, gibt es jetzt einen Bücher- und Museumsshop.

Merchandise-Artikel im Shop des Sigmund Freud Museums in der Berggasse

APA/Roland Schlager

In der Liechtensteinstraße 19 ist jetzt ein Bücher- und Museumsshop

Der Umbau wurde notwendig, weil das Museum die Besuchermengen nicht mehr aufnehmen konnte, sagte Museumsdirektorin Monika Pessler zu Radio Wien: „Mehr als 110.000 Besucher und Besucherinnen im Jahr kommen in die Berggasse 19 und ehemalige Wirkungsstätte von Sigmund Freud“. Die bisherigen Ausstellungsräume wären mit 280 Quadratmeter zu klein. Nach dem Umbau soll das Museum 400 Quadratmeter groß sein.

Allererste Ordination Freuds soll eröffnet werden

Darüber hinaus ist das Haus laut Pessler einfach schon in die Jahre gekommen. Die Fassade und der Keller müssen saniert werden. Die Arbeiten sind aber teuer. Rund 3,9 Millionen Euro sollen investiert werden. Die Stadt Wien und der Bund unterstützen das Projekt mit 2,5 Millionen Euro. Auch private Spender und eine Crowdfunding-Kampagne decken einen Teil der Finanzierung ab.

Poster zu "Sanierung und Neugestaltung Sigmund Freud Museum" im Freud Museum in Wien

APA/Neubauer

Das Museum wird in einem Jahr 400 Quadratmeter Ausstellungsfläche haben

„Ein besonderes Highlight nach dem Umbau wird sein, dass die allererste Ordination von Sigmund Freud im Halbstock eröffnet wird“, kündigte Pessler an. In dieser Ordination hat Freud seine „Hysteriepatientinnen“ behandelt und mit der Entwicklung der „Redekur“ die Grundlagen für die heutigen psychoanalytischen- und therapeutischen Verfahren gelegt. Zudem wird im Mezzanin die private Wohnung der Familie Freud zur Ausstellungsfläche.

Eine Besonderheit ist die Öffnung der „kleinen Tapetentür“. Sie führte vom Behandlungszimmer direkt in die Garderobe, „dass die Patientinnen sozusagen inkognito die Ordination verlassen konnten“, sagte Pessler. Von originalen Einrichtungsgegenständen ist in der Wiener Wohnung von Freud aber nicht viel über. Die Familie Freud emigrierte 1938 nach London, wo Sigmund Freud ein Jahr später verstarb.

Nazis nutzten Wohnung als „Judensammelwohnung“

Über Schenkungen oder Ankäufe versucht das Museum, möglichst viele originale Gegenstände zurückzubekommen, so Pessler. Ein Beispiel ist die Garderobe: die Tochter, Anna Freud, übergab sie dem Museum. Berühmtes Mobiliar wie die Couch stehen jedoch im Freud Museum in London. Wegen der Flucht der Freuds begreift Pessler das Museum auch als Holocaust-Mahnmal, das aufgrund der Geschichte „Leerstellen“ hat.

Nach 1938 wurden die Wohnung und die Praxisräume in der Berggasse 19 als sogenannte „Judensammelwohnung“ der Nazis genutzt. Juden und Jüdinnen mussten hier auf ihre Deportation warten. In der Wohnung der Freuds harrten 89 Juden und Jüdinnen aus. In der Nachkriegszeit standen die Räumlichkeiten leer oder wurden vermietet. Die Stadt Wien kaufte die Wohnung „in den 50er-, 60er-Jahren“ schließlich an, sagte Pessler. Im Jahr 1971 eröffnete das Sigmund Freud Museum.

Links: