Donauwiese: Hochwasserschutz und Flugplatz

Um Wiens Bevölkerung vor Überschwemmungen zu schützen ist 1875 mit der Donauwiese ein Überschwemmungsgebiet entstanden. In einem neuen Buch beleuchtet Matthias Marschik das geschichtsträchtige Freizeitparadies.

Die Donauwiese ist sozusagen der Vorgänger der Donauinsel, sagt Matthias Marschik. „Die Donauwiese war ein begleitendes Überschwemmungsgebiet, das sich insgesamt zwölf Kilometer durch den Stadtraum von Wien neben der Donau erstreckt hat." Neben einem Freizeitparadis wurde die Donauwiese auch für andere Aktivitäten genutzt: Für ungefähr ein Jahr nahm ein Flugplatz auf der Wiese seinen Betrieb auf. In der kalten Jahreszeit kühlten sich die sogenannten „Eisschwimmer“ in der Donau ab.

Hochwasser als Attraktion

Um die Stadt vor Überflutungen zu schützen, wurde vor 144 Jahren der Wiesenstreifen zum Schutz vor Hochwasser angelegt. In trockenen Zeiten wurde die Wiese für Freizeitaktivitäten in Besitz genommen. Das Erholungsgebiet war bereits damals zum Spazieren gehen oder als Ziel für Ausflüge beliebt. Bei Hochwasser versammelten sich Schaulustige an sicheren Orten, etwa Brücken, um das Spektakel mitanzusehen.

Manche Wienerinnen und Wiener „sind dann mit der Straßenbahn zum Beispiel auf die Reichsbrücke gefahren und haben dann von dieser Reichsbrücke aus sich diese Wassermassen angeschaut.“ Die Bewohner der umliegenden Gebiete fürchteten sich vor Überschwemmungen, weil die Wiese ihre Zweck nicht vollständig erfüllte: Überschwemmungen gab es trotzdem immer wieder.

Donau mit Eisstoß

„Die attraktivsten Geschichten waren sicherlich im Winter diese Überschwemmungen bzw. dann auch diese Eisstöße, wo sich auf der Donau ja dann Eisschollen oft mehrere Meter hoch getürmt haben", sagt Marschik. Dadurch konnte die Bevölkerung über die dicken Eisschollen ein bis zwei Wochen lang „ohne eine Brücke zu benutzen zum Beispiel vom 20. Bezirk nach Kaisermühlen marschieren“.

Unter dem Namen „Verkühle dich täglich!“ nutzte ein Verein die zugefrorene Donau für sich. Die sogenannten „Eisschwimmer“ sind in der vereisten Donau schwimmen gegangen. Die Eismassen stellten für die Brücken eine Gefahr da, weil die Eisschollen die Brückenpfeiler angegriffen haben. Nachdem das Eis geschmolzen war mussten die Brücken auf eventuell entstandene Schäden kontrolliert werden.

Buchhinweis

Matthias Marschik: „Die Donauwiese. Das Inundationsgebiet – Ein verschwundenes Wiener Wahrzeichen“. Edition Winkler-Hermaden, 120 Seiten, 21,90 Euro

Wiese als Flugplatz

Auf der Donauwiese hat die österreichische Zivilluftfahrt ihre Ursprünge gehabt, so Marschik. Der österreichischen Luftverkehrs-AG waren die Kosten für Landungen und Start am Flughafen in Aspern zu teuer. Aus diesem Grund errichteten sie am nördlichen Ende der Donauwiese einen eigenen Flugplatz. "Der Flughafen bestand eigentlich aus nichts mehr als einer Holzhütte von ungefähr zweimal drei Metern, einer großen Waage und einem Windsack. Mehr war es nicht. Also es hat nicht einmal ein Telefon gegeben“, so Marschik.

Die Flugstrecke von Wien nach München und zurück wurde mit Landflugzeugen absolviert. Die Flugzeuge flogen auch weiter nach Budapest: Die von München kommenden Flugzeuge sind „mit Schwimmern versehen worden“: Die Räder wurden abmontiert und stattdessen wurden Schwimmer montiert.

Dann wurden die Flugzeuge ins Wasser gelassen und flogen nach Budapest weiter. Bei von Budapest kommenden Flugzeuge sind die Schwimmer der Flugzeuge wieder durch Räder ersetzt worden und dann flogen sie nach München weiter. Nach ungefähr einem Jahr wurde die Start- und Landestelle zur Reichsbrücke verlegt. Von dort gingen ungefähr noch halbes Jahr Flüge. Trotz der hohen Kosten übersiedelte man nach Aspern, weil der Flughafen zu behelfsmäßig war.