Astronom Hermann Mucke gestorben

Der 1977 entdeckte Asteroid Muckea trägt seinen Namen und sorgt dafür, dass er einen Platz einnimmt, der ihm gerecht wird: Hermann Mucke, langjähriger Leiter des Wiener Planetariums und der Urania-Sternwarte, ist gestorben.

Keine Sonnen- oder Mondfinsternis ohne seine launigen Kommentare, kein Komet oder Meteorstrom ohne seine verständliche Erklärung: Hermann Mucke war jahrzehntelang der zentrale Volksbildner für Astronomie in Österreich. Am Dienstag ist Mucke 84-jährig verstorben, bestätigte das Astronomische Büro einen Bericht der „Wiener Zeitung“.

Astronom und Volksbildner Hermann Mucke erklärt am Dienstag, 04. Jänner 2011, am Dach des Wiener Flakturms die partielle Sonnenfinsternis

APA/Georg Hochmuth

Mucke erklärt am Dienstag, 04. Jänner 2011, am Dach des Wiener Flakturms die partielle Sonnenfinsternis

Seine Berufung früh gefunden

Mucke, am 1. März 1935 in Wien geboren, besuchte schon als Gymnasiast die legendären „Sternabende“ des Wiener Astronomen Oswald Thomas. Der Gründer des Astronomischen Büros Wien und des Wiener Planetariums sollte der Lehrmeister Muckes werden, nicht nur fachlich, sondern auch in der Didaktik. Neben Astronomie an der Uni Wien studierte Mucke auch Physik an der Technischen Universität (TU) Wien.

Zur Volksbildung kam Mucke über den schnöden Mammon. „Ich musste etwas verdienen“, erinnerte er sich im Gespräch mit der APA an die von ihm 1954 gegründete „Astronomische Volksbildungsstelle Flakturm“. Auf der Bunkeranlage im Esterhazypark in Wien-Mariahilf vermittelte er - auch mit Hilfe selbstgebauter Fernrohre - „Dinge, die jedermann bei gutem Wetter und freiem Auge am Himmel sehen konnte“.

Mondlandung in Sandkiste mit Papiermodellen

1964 wurde er Leiter des Planetariums im Prater, wo er 36 Jahre lang Herr der Schalter, Hebeln, Linsen und Computer war und die Sterne vom Himmel in die Kuppel des Gebäudes holte. Dabei war er so erfolgreich, dass er bis zu fünf Führungen pro Tag anbot. Dennoch waren die Mittel immer knapp und Mucke zur Improvisation gezwungen. So wurde die Mondlandung kurzerhand in einer Sandkiste mit Papiermodellen und beleuchtet von Autoscheinwerfern nachgespielt, und die Bilderserie davon in der Planetariumskuppel projiziert.

Mucke  mit dem Projektor des Wiener Planetariums, aufgenommen am 06. August 1999

APA/Barbara Gindl

Mucke mit dem Projektor des Wiener Planetariums, 6.8.1999

1971 übernahm Mucke auch die Leitung der Urania-Sternwarte. Beide Einrichtungen führte er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2000. Ruhestand bedeutete dies aber nicht für ihn. Unterstützt von seiner Frau Ruth leitete er weiterhin das Astronomische Büro Wien, das er nach dem Tod von Oswald Thomas 1963 übernommen hatte.

Außerdem gab er seit 1958 die astronomische Monatsschrift „Der Sternenbote“ heraus, zudem auch das astronomische Jahrbuch „Österreichischer Himmelskalender“. In dem von ihm und seinen Mitarbeitern 1997 aufgebauten Sterngarten, einem Freiluftplanetarium neben der Wotruba-Kirche in Wien-Liesing, bot er regelmäßig Führungen an. Die fast einen Hektar große Anlage stellt das erste Projekt der sogenannten Horizontastronomie in Europa dar, bei der auch die scheinbare Drehung des Sternhimmel und der Jahresverlauf der Sonnenbahn demonstriert werden kann.

Sonnen- und Mondfinsternisse bis zum Jahr 4.500

Muckes Spezialgebiet war die astronomische Phänomenologie, also jene Vorgänge, die die Erde und somit den Menschen unmittelbar betreffen bzw. mit einfachsten Mitteln, meist mit freiem Auge, zu beobachten sind. Dazu zählen Kalender, Jahreszeiten, Mondphasen und auch besonders Finsternisse. So publizierte er 1992 und 1993 gemeinsam mit Jean Meeus je einen Kanon der Sonnen- und Mondfinsternisse der vergangenen 2.000 und der nächsten 2.500 Jahre.

Mucke bei der Sonnenfinsternis 1999 in Bad Tatzmannsdorf

APA/Barbara Gindl

Mucke beobachtet 1999 die Sonnenfinsternis in Bad Tatzmannsdorf

Mucke rief zudem zahlreiche Beobachtungsprogramme für Amateurastronomen ins Leben, etwa für Sternbedeckungen oder Finsternisse. Zudem hat er die 2009 in Betrieb gegangene erste automatische Meteorkamera-Station in Österreich mit Standort im Waldviertel initiiert, die alle sogenannten Feuerkugeln, helle Leuchterscheinungen am Himmel, erfasst.

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