Neue Therapie gegen Rückenleiden

Rund 25 Prozent der Wiener leiden unter chronischen Rückenschmerzen. Die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) bietet eine Therapie an, die längerfristig helfen soll: die sogenannte multimodale Schmerztherapie.

Die multimodale Schmerztherapie wurde für Menschen mit chronischen Nacken-, Rücken- oder Kreuzschmerzen entwickelt. Sie besteht aus fünf Teilen: Bewegungstherapie, Kraft- sowie Ausdauertraining, Alltagstraining und psychologische Schmerztherapie. Die Teilnehmer des Programms verbringen vier Wochen lang täglich fünf Stunden im Gesundheitszentrum. Für diese Zeit sind sie krank geschrieben.

Bewusst Gesund Multimodale Schmerztherapie

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Die multimodale Schmerztherapie dauert vier Wochen lang

Rückenleiden haben oft eine psychische Ursache

Gerade auf die psychologische Schmerztherapie wird sehr viel Wert gelegt, denn für das Chronisch-Werden von Rückenschmerzen sind nicht Abnützungserscheinungen wesentlich, sondern psychosoziale Faktoren verantwortlich. Dazu gehören laut der ärztlichen Leiterin Silvia Brandstätter Depressionen, Angststörungen, berufliche und private Unzufriedenheit sowie Stress. „Wenn man das nicht bedenkt, dass das ursächlich für die Schmerzen ist, kommt man nie zum Grund und zu einer wirklich effizienten Behandlung“, meinte Brandstätter.

Silvia Brandstätter, ärztliche Leiterin Gesundheitszentrum Andreassgasse

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Die ärztliche Leiterin Silvia Brandstätter ist von der Wirksamkeit der psychologischen Schmerztherapie überzeugt

Multimodale Schmerztherapie

In unserer Serie „Bewusst Gesund“ zeigen wir mit der multimodalen Schmerztherapie eine neue Behandlungsmethode bei Rückenschmerzen.

Viele Teilnehmer hätten sich dadurch sogar eine Bandscheibenoperation ersparen können, weiß Brandstätter aus Erfahrung. Das hofft auch Gabriele Paulitsch, die das Programm gerade beginnt: „Kein Arzt kann einem garantieren, dass es einem nachher wirklich besser geht und da bin ich lieber auf mich angewiesen, weil wer könnte es besser mit mir meinen als ich selber“.

Oft sitzt den Patienten die „Angst im Nacken“

Tatjana Wolfgruber hat das Programm bereits absolviert und ist froh, nach sechs Jahren wieder nahezu beschwerdefrei leben zu können. Gerade die psychologische Schmerztherapie habe ihr sehr geholfen, „weil ich der Meinung bin, dass das ein wichtiger Bestandteil ist zur Gesamtgesundheit und dass ja oft auch die Psyche der Auslöser für Schmerz ist“. In Einzelgesprächen wird versucht, der Ursache für den Schmerz auf den Grund zu gehen und einen Weg zu finden, wie man mit den Auslösern umgehen kann.

Bewusst Gesund Multimodale Schmerztherapie, Psychotherapeutin Marion Kosela

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Psychologin Marion Kosela hilft den Patienten, die Ursache ihrer Beschwerden zu erkennen

Viele Patienten sind laut der klinischen Psychologin Marion Kosela oft überrascht, wie sehr ihnen die sprichwörtliche „Angst im Nacken“ sitzt und wie wenig ihnen das bisher bewusst war. Kosela ist oft sehr verblüfft, welche Fortschritte die Patienten innerhalb der vier Wochen machen. „Ich sage den Patienten, dass sie anders rausgehen als sie reingegangen sind und das erleben sie selber auch so“, beschreibt Kosela die Auswirkungen auf die Patienten.

Keine Überweisung nötig

Patienten, die unter chronischen Nacken-, Rücken- oder Kreuzschmerzen leiden und sich einer multimodalen Schmerztherapie unterziehen möchten, können sich direkt an das Gesundheitszentrum in der Andreasgasse wenden. Es ist keine Überweisung vom Facharzt nötig. Man muss lediglich die E-Card vorweisen.

Die Kosten werden zur Gänze von der WGKK übernommen. Neben der vierwöchigen Intensivtherapie gibt es auch ein berufsbegleitendes Programm. Dieses dauert acht Wochen, je zwei Nachmittage die Woche. Wartezeiten auf die multimodale Schmerztherapie gibt es derzeit nicht.

Petra Jezek; wien.ORF.at

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