Mobbingvorwürfe in Schule: Volksanwalt prüft

Die Unterrichtsmethoden einer Wiener Mathematiklehrerin beschäftigen derzeit die Volksanwaltschaft. Eltern haben Beschwerde eingereicht. Ihr Vorwurf: Die Pädagogin erniedrige seit Jahren Kinder und beurteile sie willkürlich.

„Liegt die Dummheit in eurer Familie?“, „Die Billa-Uniform steht dir ohnehin besser“, „Wenn ihr euch umbringt, macht das wenigstens nicht in der Schule“ - solche und ähnliche Sätze soll die Pädagogin laut Aussagen von zahlreichen Schülerinnen und Schülern an dem Währinger Gymnasium im Unterricht regelmäßig fallenlassen.

„Wien heute“ hat zwei ehemalige Schülerinnen der Mathematiklehrerin getroffen, die unerkannt bleiben wollen. „Psychoterror finde ich, beschreibt das gut“, sagt eine. Die andere ergänzt: „Es ist ein Machtmissbrauch, ein Machtspiel und eine Form des Persönlichkeitsbrechens.“ Viele Schüler seien wegen der Lehrerin auch in Therapie gewesen, sagen die beiden ehemaligen Schülerinnen.

Mobbingvorwürfe gegen AHS-Lehrerin

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Ehemalige Schülerinnen sprechen vor der Kamera, wollen aber anonym bleiben

„Keine Geschehnisse, die 2019 passieren dürfen“

Der Lehrerin, die seit etwa zwölf Jahren in dem Gymnasium unterrichtet, wird auch Willkür in der Benotung vorgeworfen. Schularbeiten müssen regelmäßig wiederholt werden. Im vergangenen Jahr wurde sogar eine ganze Klasse aufgelöst, weil Schüler entweder durchgefallen sind oder die Schule gewechselt haben, erzählt der Vater einer Tochter, die aktuell von der Lehrerin unterrichtet wird.

„Die Methoden, die sie anwendet: Willkürliche Beurteilung, Machtmissbrauch, Kinder, die nicht aufs Klo gehen dürfen, Kinder, die in der Ecke sitzen müssen, das sind keine Geschehnisse, die 2019 passieren dürfen“, sagt der Vater, der ebenfalls nicht erkannt werden will.

Schwere Vorwürfe gegen AHS-Lehrerin

„Wenn Ihr euch umbringt, macht das wenigstens nicht in der Schule“: Schüler und Eltern erheben erneut schwere Vorwürfe gegen die AHS-Lehrerin.

Auch die Direktorin der betroffenen AHS ist in Sorge. „Ich sorge mich um meine Schule, da diese Angelegenheit unsere Schulgemeinschaft stark polarisiert und für Verunsicherung sorgt. (...) Ich hoffe auf eine Lösung, die uns das bringt, worauf die SchülerInnen ein Recht haben: eine gute Lernatmosphäre“, schreibt sie in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber „Wien heute“.

Bereits zweite Beschwerde bei Volksanwaltschaft

Die betroffene Lehrerin antwortet auf eine Interviewanfrage ebenfalls schriftlich: „Die von Ihnen erwähnte Beschwerde ist mir nicht bekannt. Ich ersuche daher um Übermittlung der Beschwerde, um auf Sachinhalte eingehen zu können.“ Doch nach sofortiger Übermittlung der Beschwerde, reagiert die Lehrerin nicht mehr auf die Anfragen von „Wien heute“.

Mobbingvorwürfe gegen AHS-Lehrerin: Beschwerde an Volksanwaltschaft

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Es gab schon einmal eine Beschwerde bei der Volksanwaltschaft

Es ist bereits die zweite Beschwerde bei der Volksanwaltschaft, in einem ersten Prüfverfahren wurden keine Behördenfehler festgestellt. Sprich: Die Schulbehörde hatte im Rahmen ihrer Möglichkeiten alle nötigen Maßnahmen gesetzt. So musste etwa die Lehrerin auf Anordnung des Stadtschulrates (jetzt Bildungsdirektion) einen Kurs für soziale Kompetenz besuchen.

Heinrich Himmer im Studiogespräch

Heinrich Himmer, der Bildungsdirektor für Wien, nimmt im „Wien heute“-Studio zu den Vorwürfen Stellung.

Auch eine Petition des Elternvereins unter dem Titel „Angstfreie Schule“ mit dem Ziel, die Pädagogin vom Unterricht abzuziehen, war erfolglos. Der Bildungsdirektion ist der Fall seit mehreren Jahren bekannt - laut Eltern gab es dort mindestens neun Meldungen. „Das gesetzliche System ist offenbar so, dass der Schutz der Interessen der Lehrer wesentlich höher ist als der Schutz der Interessen der Schüler“, sagt Nikolaus R., der Vater eines Schülers und Mitinitiator der Petition gegenüber „Wien heute“.

Himmer: Betroffene sollen sich an uns wenden

„So etwas darf nicht passieren“, sagt Bildungsdirektor Heinrich Himmer im „Wien heute“-Studiogespräch. Und: „So kann Lernen nicht funktionieren.“ Es hätte aber nie klare rechtliche Tatbestände gegeben, die dazu geführt hätten, dass man die Lehrerin hätte kündigen können. „Es stand immer Aussage gegen Aussage. Es gab zum Teil Fälle, wo nicht klar zugeordnet werden konnte, dass es passiert ist“, so Himmer, der auf das Dienstrecht der Lehrer verwies, das einen hohen Schutz biete.

„Ich möchte jetzt auch einen Aufruf an alle Schülerinnen und Schüler und Ex-Schülerinnen und -Schüler, aber auch Kolleginnen und Kollegen richten, die sagen, wir würden unsere Erlebnisse erzählen. Wir brauchen Unterlagen, die nicht nur anonym sind. Dann werden wir uns dafür einsetzen, wenn das zutrifft, dass diese Kollegin nicht mehr unterrichtet“, sagt Himmer. Man könne sich an die Bildungsdirektion wenden.

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