Opel-Werk: Bis zu 400 Jobs weg

Bis Jahresende werden in der Getriebe- und Motoren-Fabrik von Opel in Wien-Aspern 350 bis 400 der insgesamt knapp 1.200 Stellen gestrichen. Für die Betroffenen soll es einen Sozialplan geben. Der Standort steht nicht zur Debatte.

Bei einer Betriebsversammlung sind der Belegschaft am Dienstag die Kürzungen präsentiert worden. Es sind überwiegend Menschen aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland, die im Werk Aspern für Opel Motoren und Getriebe herstellen.

Produktion von Getriebe-Großauftrag läuft aus

Im Vorjahr haben 100 von ihnen ihre Arbeitsplatz verloren, heuer sollen es, wie auch das Unternehmen bestätigt, 350 bis 400 werden. Die Stimmung sei alles andere als rosig, sagte die Arbeiterbetriebsratsvorsitzende von Opel Wien, Renate Blauensteiner, im Interview mit Radio Wien: „Natürlich, man hat gewusst, dass wir einfach zu viel Mitarbeiter an Bord haben, aber dass es so drastisch wird, wurde natürlich nicht vermutet.“

Opel Werk in Aspern Außenansicht

APA/ Herbert Pfarrhofer

Das Opel-Werk in Aspern wurde vor 40 Jahren gegründet

Opel gehört so wie die Marken Citroen, DS, Peugeot und Vauxhall zum französischen Automobilhersteller PSA. Und der sei bestrebt, in allen Produktionswerken die Effizienz zu erhöhen, wie Unternehmenssprecher Christoph Stummvoll sagt: „Wir haben zum Beispiel ein 5- Gang-Schaltgetriebe, das wir für externe Kunden produzieren. Diese Produktion läuft mit Jahresende aus. Auch aufgrund von anderen Effizienzsteigerungen ergibt es sich, dass wir leider am Standort Aspern mit Jahresende um diese 350 bis 400 Arbeitsplätze weniger haben werden.“

Betriebsrat plant keine Proteste

An Proteste denkt man im Betriebsrat derzeit nicht. Man feile vielmehr an einer bestmöglichen Lösung für die betroffenen Arbeitnehmer. Dabei hilft es jetzt, dass man auf den bestehenden Sozialplan aus dem Vorjahr zurückgreifen kann, wo 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verloren haben, so Blauensteiner: „Wir haben einen existierenden Sozialplan, den gibt es schon seit vorigem Jahr. Wir sind jetzt gerade in Gesprächen und sitzen als Belegschaftsvertreter zusammen.“

Betriebsversammlung im Opel-Werk Aspern

APA/Pro-Ge

Belegschaftsversammlung im Opel-Werk Wien-Aspern

Noch sei es zu früh für Details den Sozialplan betreffend. Was die Zukunft des Werks in Aspern generell betrifft, versicherte PSA, dass der Jobabbau heuer kein absehbares Aus für den Standort bedeute. Unternehmenssprecher Stummvoll: „Die neue Produktion, das ist ein 6-Gang-Schaltgetriebe, das für alle Fahrzeuge des PSA-Konzerns produziert werden wird. Hier wird die Produktion im Sommer starten und dann sukzessive auf einen Dreischichtbetrieb hochgefahren werden.“ Dafür sei der dann reduzierte Personalstand im Werk Aspern auch ausreichend.

Einzige Opel-Produktionsstätte in Österreich

Laut Franz Fallmann, Vorsitzender des Angestelltenbetriebsrats, wird es eine Freiwilligenaktion geben: „Gesucht werden Mitarbeiter, die mit Jahresende freiwillig austreten, aus Altersgründen oder Jobwechsel.“ Für den „drastischen Jobabbau“ von 350 bis 400 Stellen werde diese Freiwilligenaktion aber nicht reichen, so Fallmann im Ö1-Morgenjournal.

Nach wie vor findet sich in Wien-Aspern die einzige Produktionsstätte von Opel in Österreich. Das sorgt dafür, dass in 90 Prozent aller neu zugelassenen Opel in Europa ein Teil aus Österreich verbaut ist. Im Februar hatten Gewerkschaft und Betriebsrat eine Feststellungsklage beim Arbeits- und Sozialgericht angekündigt - weil ein „Standortsicherungspaket“ inklusive Gehaltsverzicht aus dem Jahr 2015 von Opel nicht eingehalten worden sei - mehr dazu in Gewerkschaft sieht Opel-Werk in Aspern bedroht.

Kritik an Stadt: Investitionsspritze ohne Jobgarantie

Die Gewerkschaft kritisierte am Donnerstag die Vorgehensweise der Stadtregierung im Vorfeld des Stellenabbaus. Diese hätte zwar das schon seit Längerem in Schwierigkeiten steckende Opel-Werk vor einem Jahr mit einer Millionenförderung unterstützt. Allerdings sei als Bedingung für die Förderung lediglich der Fortbestand des Werkes und weiterer Investitionen festgelegt worden, nicht jedoch die Zahl der Arbeitsplätze, die erhalten bleiben müssen, kritisierte FCG-ÖAAB-Spitzenkandidat Fritz Pöltl die rot-grüne Stadtregierung.

Betriebsrätin Blauensteiner vertritt diese Vorwürfe im ORF-Interview nicht: Das seien zwei verschiedene Paar Schuh. „Das Geld, das Opel von der Stadt bekommen hat, ist eine Innovationsförderung für ein neues Produkt gewesen, die viele bekommen“, so Blauensteiner.

Stadt will mit Arbeitsstiftung helfen

Auch ein Sprecher von Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) wies am Donnerstag darauf hin: Die Förderung sei einstimmig im Wiener Gemeinderat beschlossen worden - mehr dazu in Finanzspritze für Wiener Opel-Werk. Konkret soll damit der Innovationsprozess zur Entwicklung eines Sechsganggetriebes unterstützt werden. Die Subvention sei sehr wohl mit Sanktionsmechanismen versehen, falls es zur Einstellung des Projekts und zu Kündigungen kommen sollte, wurde weiters klargestellt.

Die Stadt Wien will in Zusammenarbeit mit dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (WAFF) mit einer Arbeitsstiftung jenen Mitarbeitern helfen, die vom angekündigten Stellenabbau im Opel-Werk betroffen sind. „Wir sind für die Leute da und versuchen, den Standort abzusichern“, unterstrich man im Büro des Wirtschaftsstadtrats. Ab dem Tag, wo die gekündigten Opel-Mitarbeiter in die Stiftung aufgenommen werden, bekommen sie Arbeitslosengeld und Unterstützung bei Umschulungsmaßnahmen.

Opel-Werk in Wien-Aspern

APA/Hans Klaus Techt

Ende des Jahres läuft die Produktion für das Fünfganggetriebe aus

In 90ern arbeiteten 3.000 Leute im Werk

Das Opel-Werk in Wien hat seine besten Zeiten hinter sich. 1995, am Höhepunkt der Produktion, arbeiteten in den Fabrikshallen in Wien-Aspern im Osten der Stadt an die 3.000 Leute. Mit dem Bau war 1980 begonnen worden, bei der offiziellen Eröffnung am 15. Oktober 1982 standen bereits 1.600 Mitarbeiter an den Fließbändern. 1983 stieg die Jahresproduktion auf 230.000 Motoren und 250.000 Getriebe.

Die Geschichte des Werks in Wien begann am 23. August 1979, als der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ) und GM-Austria-Generaldirektor Helmuth Schimpf einen Vertrag für die Errichtung eines Motorenwerkes unterzeichneten. Die ursprüngliche Aufgabe des Werks Wien-Aspern war, Motoren und Getriebe für den - damals neuen - Opel Corsa zu liefern. Als Corsa-Werk wurde das Werk in Saragossa in Spanien im gleichen Jahr wie Aspern - 1982 - eröffnet.

1988 zählte das Werk in Wien 2.700 Mitarbeiter, die Jahresproduktion stieg auf 380.000 Motoren und 510.000 Getriebe. Im selben Jahr eröffnete nebenan das GM-Schwesterwerk Rochester, das später als Delphi Automotive Systems in einer weltweiten Umstrukturierung ausgegliedert wurde. 1992 wurden die Opel-Produktionshallen erneut erweitert. Viele Jahre fuhr jedes zweite Auto von General Motors in Europa mit einem Getriebe aus Wien-Aspern.

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