Handyfotos: Was bei Konzerten erlaubt ist

Kaum jemand lässt das Handy bei Konzerten und Co. eingesteckt. Ein schnelles Foto als Erinnerung, für Instagram bzw. Facebook ist schnell geschossen. Doch eigentlich ist das in den meisten Wiener Hallen verboten - mit Ausnahmen.

„Ohne Sondergenehmigung sind jegliche Foto-, Bild- und/oder Tonaufnahmen während der Veranstaltung untersagt“ - Regeln wie diese sind auf den meisten Eintrittskarten und Hausordnungen von Wiens Konzert- und Theaterhäusern vermerkt. Dazu kommen Durchsagen und Hinweisschilder.

In der Praxis reagieren viele Häuser gelassener - zumindest gegenüber Handyfotos im privaten Rahmen - selbst in der Hochkultur. In der Wiener Staatsoper etwa herrscht nur während der Vorstellung absolutes Aufnahmeverbot. „Es würde sowohl Künstler als auch Publikum stören“, so Sprecher Andre Comploi. Wer diese Regel missachtet, wird vom Publikumsdienst höflich darauf hingewiesen, „auch mehrfach, falls nötig“.

Konzertbesucher mit Handys

ORF.at/Dominique Hammer

Manche Künstler fühlen sich von den permanenten Handydisplays genervt

Schlussapplaus beendet Verbot

Das Handyverbot endet mit dem Schlussapplaus. Ab diesem Zeitpunkt dürfen Gäste ihr Handy zücken. Auch in den Pausen, vor und nach der Vorstellung sind Fotos erlaubt. Die Oper hat auch nichts dagegen, wenn die Schnappschüsse in sozialen Netzwerken veröffentlicht werden.

Vorgegangen wird nur gegen Aufnahmen, die während der Vorstellung gemacht werden. „Wenn etwa unerlaubte Arienmitschnitte auf YouTube gestellt werden, sind wir bemüht, die Videos löschen zu lassen“, so Comploi. Auch jede kommerzielle Nutzung muss vorab mit der Oper geklärt werden. Darunter fällt auch der Besuch von „Influencern“ im Zusammenhang mit Firmen und Sponsoren.

Licht stört Publikum und Künstler

Selbiges gilt in etwa für das Wiener Konzerthaus. Dort freut man sich, wenn Gäste „für private Zwecke mit ihrem Smartphone ihren Besuch im Haus festhalten“. Aber auch hier gilt laut Sprecherin Charlotte Hartwig: „Nicht während der Aufführung und nur so, dass Persönlichkeitsrechte anderer Menschen nicht verletzt werden.“ Ab dem Schlussapplaus fotografieren ist in Ordnung.

Man will dadurch vor allem verhindern, dass leuchtende Bildschirme das Publikum und Künstler stören. Störenfriede werden bei Zuwiderhandlung vom Publikumsdienst an das Handyverbot erinnert. Das Veröffentlichen von privaten Erinnerungsfotos in sozialen Medien ist gestattet, eben „solange es sich nicht um Aufnahmen vom Konzert selber handelt.“

Regeln für Profikameras:

  • In den meisten Hallen gibt es eigene Regeln für den Einsatz von Profikameras sowie den kommerziellen Gebrauch.
  • Ohne schriftliche Bewilligung bzw. Akkreditierung werden Fotografen nicht zugelassen. Private müssen Profiequipment meist an der Garderobe abgeben.
  • Fast immer ist das Fotografieren mit Blitz verboten. Vielerorts gibt es eigene Bereiche für Fotografen - wie Gräben vor der Bühne. Oft dürfen nur die ersten drei Lieder fotografiert werden.

Zukunftstrend „Phone-free Show“?

In der Wiener Stadthalle sind Aufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen grundsätzlich nicht gestattet, erklärt Sprecherin Bernadette Aichinger. In der Praxis komme es aber stark auf die jeweiligen Künstlerinnen und Künstler sowie deren Management an, wie streng versucht wird, das Aufnahmeverbot durchzusetzen.

„In den meisten Fällen sind in der Halle D alle Kameras, ausgenommen Profiequipment gestattet. In der Halle F ist das Fotografieren mit Handy meist nicht gewünscht. Über ein Verbot werden die Besucher durch Durchsagen in den Hallen informiert“, so Aichinger. Bei unerlaubter Nutzung werden die Gäste im Extremfall der Halle verwiesen. „Das kommt praktisch nie vor, da sich das Publikum nach Ansprache meist daran hält.“

Ein Blick in die USA zeigt, dass es auch Shows geben könnte, bei der die Handynutzung komplett unterbunden wird. Bei Konzerten des Songwriters Jack White etwa werden spezielle Handyhüllen ausgeteilt, um Aufnahmen zu unterbinden.

Handyfotos vom Herbert-Grönemeyer-Konzert

ORF

Instagram-Fotos von Gästen der Herbert-Grönemeyer-Konzerte

Aus Prinzip ohne Blitz und Licht

In der Arena Wien ist das Fotografieren und Filmen mit Handys prinzipiell erlaubt. „Eigentlich zu jeder Zeit, und von jedem Ort aus. Also auch während der Konzerte“, so der Obmann-Stellvertreter der Arena Wien, Martin Arzberger. „Prinzipiell muss alles ohne Blitz passieren. Wenn ein Gast beschließt mit seinem Handy in der ersten Reihe den Künstler zu filmen, und das mit eingeschalteter Beleuchtung, wird dieser ebenfalls von unserem Sicherheitspersonal darauf hingewiesen, dies zu unterlassen.“

Manchmal gibt es Künstler, die keine Handyfotos erlauben. „In solchen Fällen leiten wir den Wunsch des Künstlers ans Publikum weiter. Es wird dann auf unserer Homepage, auf Facebook und sämtlichen anderen Plattformen publiziert.“ Es machen dann auch Hinweisschilder und Personal darauf aufmerksam, dass „auf Wunsch des Künstlers“ das Fotografieren verboten ist.

„Im Endeffekt ist es Werbung"

Wie Künstlerinnen und Künstler mit Handyfotos umgehen, wird über deren Agenturen kommuniziert. Laut Konzert- und Festivalveranstalter Ewald Tatar von der Barracuda Holding sind Handyfotos grundsätzlich erlaubt. „Wenn jedoch vom Künstler die Order kommt, dass es dieser nicht wünscht, so versuchen wir dies natürlich umzusetzen, was zugegeben nicht immer leicht ist.“ Wenn trotz eines Verbotes Fotos veröffentlicht werden, „ist dies an sich Aufgabe des Künstlers dagegen vorzugehen, vorausgesetzt er möchte sich das überhaupt antun.“

Das sieht auch Eva Reschreiter von Arcadia Live so. „Rechtlich wird seitens der Agentur nicht vorgegangen. Das geht übers Label, wenn überhaupt.“ Beim Großteil der Shows sei es dem Publikum freigestellt, Fotos oder Videos mit ihren Handys zu machen. „Im Endeffekt ist es ja auch Werbung für den Act, wenn Konzerterlebnisse auf den sozialen Medien geteilt werden.“

Künstlerinnen und Künstler, die von den permanenten Handydisplays genervt sind und sich gestört fühlen, würden das mitunter auch direkt mit dem Publikum kommunizieren. Reschreiter: „Ob Menschen, die gerne jeden Augenblick mit ihrem Mobiltelefon festhalten denselben Abend erleben, wie die, die sich der Musik und dem Momentum hingeben, sei dahingestellt. Die Entscheidung obliegt im Endeffekt jeder und jedem Einzelnen.“

Florian Kobler, wien.ORF.at

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