Warnung vor „Gebärzwang bei Fehlbildungen“

Eine Initiative kämpft aktuell mit prominenten Unterstützern für ein Verbot des Schwangerschaftsabbruchs bei Fehlbildungen. Ein Wiener Mediziner warnt vor einem „Gebärzwang“ und vor „Abtreibungstourismus“ ins Ausland.

Ein Verbot des Schwangerschaftsabbruchs wegen schwerer Fehlbildungen würde die Probleme der betroffenen Frauen und Paare nur noch verschärfen, sagt Christian Fiala, der in Wien eine Klinik für Schwangerschaftsabbrüche leitet, gegenüber Radio Wien. „Sie sehen sich häufig nicht in der Lage, ein Kind mit schweren Behinderungen verantwortungsbewusst ins Leben zu begleiten.“

Politik und Kirche unterstützen Initiative

Seit 1975 können Frauen auch eine fortgeschrittene Schwangerschaft beenden, „wenn eine ernste Gefahr besteht, dass das Kind geistig oder körperlich schwer geschädigt sein werde“. Die parlamentarische Bürgerinitiative „fairändern“ sagt, die aktuelle gesetzliche Regelung würde Behinderte diskriminieren.

Unterstützt wird sie laut Website unter anderem vom Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ), vom ehemaligen Landeshauptmann Niederösterreichs Erwin Pröll (ÖVP), der Nationalratsabgeordneten Kira Grünberg (ÖVP) und vielen mehr.

Behandlungsraum Gynmed - Bild aus dem Jahr 2007

ORF

Behandlungsraum in Fialas Klinik für Schwangerschaftsabbrüche

„Natur macht Fehler“

„Die öffentliche Diskussion ist absolut unglücklich, denn sie ignoriert das Faktum, dass die Natur leider immer wieder Fehler macht und dann kommt es zu schweren Fehlbildungen“, so Fiala. Er kritisiert die Diskussion von „Teilen der Regierung, die Fristenlösung einzuschränken und die embryopathische Indikation zu verbieten.“

In Deutschland gibt ein solches Verbot bereits. „Das hat dazu geführt, dass in den Folgejahren etwa viermal mehr Schwangerschaftsabbrüche schon in sehr früher Schwangerschaftsdauer durchgeführt wurden im Vergleich zum Rückgang bei späten Abbrüchen“, so Fiala.

Und zwar deshalb, weil Frauen sicherheitshalber einen Abbruch durchführen, solange dies noch straffrei möglich sei. Der Mediziner ist der Ansicht, dass eine solche Regelung „Frauen dazu zwingt, eher früher einen Schwangerschaftsabbruch zu machen, auch wenn noch gar keine definitive Diagnose vorliegt.“

Initiative fairändern fordert die Abschaffung 
der eugenischen Indikation

Screenshot

Die Initiative hat bereits mehrere tausend Unterstützer

Warnung vor „Abtreibungstourismus“

Ein Verbot würde die Abbrüche außerdem eher ins Ausland verdrängen, nicht verhindern, sagt Fiala. Schon jetzt würden laut Fiala hundert bis zweihundert Frauen jährlich nach Holland fahren, weil sie in Österreich abgewiesen werden.

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