Heumarkt: Wien verweist auf Managementplan

Mit einem Managementplan will die Stadt Wien einen Kompromiss in Sachen Heumarkt zustandebringen. Doch es seien von der Stadt wesentliche Punkte nicht berücksichtigt worden, heißt es von Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP).

Der Bund hat im März die Stadt Wien ersucht, die weitere Vorgangsweise im Zusammenhang mit dem Heumarkt darzulegen. Die Stadt versuche den Titel Weltkulturerbe zu erhalten und gleichzeitig das Heumarktprojekt durchzuziehen, betonte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Montag abermals vor Journalisten. Er habe einen „sehr freundlichen Brief von Bundesminister Gernot Blümel bekommen“ und er habe ihm auch einen freundlichen Brief zurückgeschickt.

Michael Ludwig

APA/Herbert Neubauer

Bürgermeister Michael Ludwig hofft auf Lösung durch „Managementplan“

Entwicklungsprozess von zwei Jahren

Bürgermeister Ludwig versicherte Blümel nun in seiner Antwort, dass der Erhalt der Welterbestätte „höchste Priorität“ habe. Die Erkenntnisse des Berichts müssten nun analysiert werden. Sie würden jedenfalls in den Managementplan eingearbeitet werden - wobei der „Entwicklungsprozess“ einen Zeitraum von rund zwei Jahren in Anspruch nehmen dürfte, wie es heißt.

Investor Michael Tojner habe sich mittels städtebaulichem Vertrag auch verpflichtet, in die Infrastruktur des Areals zu investieren, so Ludwig. Hier steht nun eine mögliche Lockerung der Auflagen im Raum, falls der ursprünglich mit 73 Metern bemessene Turm erneut reduziert wird - mehr dazu in Heumarkt-Investor will Projekt fortsetzen.

Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) bei einer Pressekonferenz.

APA/Herbert Pfarrhofer

Die Bundesregierung forderte Änderungen beim Heumarktprojekt

Ludwig fürchtet keine Weisung

Dass der Bund - wie zuletzt angedeutet - Wien in der Heumarkt-Causa eine Weisung erteilen könnte, befürchtet Ludwig nicht: „Ich bin Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien und in einer solchen Situation fürchtet man einmal gar nichts. Ich bin interessiert an einer sehr konstruktiven Diskussion.“

Blümel und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) unterstellt der Bürgermeister parteipolitische Motive. Es sei wohl kein Zufall, dass diese die Parteivorsitzenden der ÖVP bzw. der FPÖ in Wien seien, sagte er.

Heumarkt-Poker um Hochhaus geht weiter

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat nun per Brief an Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) mitgeteilt, wie es in der Causa Heumarkt weitergehen soll.

Blümel mit Antwort Wiens nicht zufrieden

Die Freude des Bundes über die Antwort Wiens in Sachen Heumarkt hielt sich indessen in Grenzen: Aus der Sicht des Bundes wären vor allem zwei „Klarstellungen“ seitens der Stadt Wien wichtig gewesen, die im Brief enthalten sein sollten. Nämlich dass das Projekt in der derzeitigen Form nicht realisiert werden dürfe und dass Wien die Empfehlungen aus dem Bericht der Advisory Mission aufgreifen und umsetzen werde, hieß es aus dem Büro von Kulturminister Blümel gegenüber der APA.

„Im vorliegenden Antwortschreiben ist diese Klarstellung hinsichtlich des Projekts Heumarkt Neu gar nicht und die Klarstellung hinsichtlich der Empfehlungen nur unzureichend enthalten“, hieß es in einer Stellungnahme. Vor diesem Hintergrund würden nun - noch nicht näher bezeichnete - „weitere Schritte“ definiert.

Liste JETZT: „Glatte Themenverfehlung“

Sabine Haag, die Präsidentin der heimischen UNESCO-Kommission, begrüßte gegenüber der APA prinzipiell, dass nun wieder Bewegung in die Diskussion gekommen sei und dass es politische Willensbekundungen gebe, die Welterbestätte zu erhalten: „Dies wird aber nur gelingen, wenn die Empfehlungen des Berichts umgesetzt werden.“

Die seit 2012 seitens UNESCO und ICOMOS geäußerten Forderungen und Empfehlungen würden im neuen Bericht außerordentlich detailliert dargestellt, so Haag. Sie würden den Rahmen für das weitere Vorgehen bieten: „Ein klares Bekenntnis für ein Bauprojekt, das den Kriterien des UNESCO-Welterbes entspricht, ist deshalb der Maßstab für die Glaubwürdigkeit Österreichs.“

Nach Ansicht von JETZT-Kultursprecher Wolfgang Zinggl ist die Antwort Wiens schlicht eine „glatte Themenverfehlung“. „Der Bürgermeister möchte offensichtlich über den Wahltag hinaus Zeit gewinnen, um das Projekt unabhängig vom Erhalt des Welterbes zu verwirklichen. Mit den von der internationalen Organisation eingeforderten Maßnahmen hat dieser Plan wenig zu tun“, beklagte er in einer Aussendung. Die Liste JETZT hat im Jänner ein Gutachten zum Bauprojekt am Heumarkt präsentiert. Dieses sieht den Bund für den Erhalt des UNESCO-Welterbe-Status der Wiener Innenstadt verantwortlich - mehr dazu in Heumarkt: Gutachten hält Bund für zuständig.

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