Mordanklage nach Schüssen in City geplatzt

Nach der Schussattacke in der Innenstadt im Dezember, bei der ein Mann getötet und einer lebensgefährlich verletzt worden war, sind die Mordermittlungen gegen einen dritten Mann eingestellt worden. Vor Gericht muss er dennoch.

Die Ermittler haben ursprünglich vermutet, dass der Verdächtige bei der Schussattacke kurz vor Weihnachten den Lockvogel gespielt hat, indem er sich mit den beiden späteren Opfern zum Essen verabredet hatte. Doch bereits zu Jahresbeginn wurde von der Staatsanwaltschaft der dringende Tatverdacht fallen gelassen. Die Mordermittlungen gegen den 29-Jährigen sind eingestellt worden, bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft einen Bericht der Gratiszeitung „Heute“. Eine Mordanklage bleibt dem Mann damit erspart - nicht aber ein Prozess.

Am 11. Juni muss er sich vor dem Landesgericht unter anderem wegen falscher Beweisaussage verantworten. Außerdem hat der serbische Staatsbürger den Pass eines anderen Mannes verwendet, um sich auszuweisen - mehr dazu in Schüsse: Zeuge mit falschem Ausweis.

Mann drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis

Während der Untersuchungshaft hat es dann im Gefängnis noch einen Zwischenfall mit dem 29-Jährigen gegeben, weswegen ihm die Staatsanwaltschaft auch noch schwere Körperverletzung vorwirft. Der 29-Jährige soll am 15. Jänner im Zuge einer Auseinandersetzung einen Mithäftling spitalsreif geschlagen haben.

Der Betroffene erlitt einen mehrfachen verschobenen Nasenbeinbruch und weitere Knochenbrüche im Gesichtsbereich, darunter Frakturen der medialen und lateralen Orbitawand, Platzwunden und Hämatome. Insgesamt drohen dem Serben bei der Verhandlung in knapp zwei Monaten damit bis zu fünf Jahre Gefängnis.

Gegen den 29-Jährigen liegt ein Auslieferungsersuchen der serbischen Strafverfolgungsbehörden vor. Nach dem Mann war europaweit wegen Suchtgifthandels gefahndet worden. Über die beantragte Auslieferung wird erst nach der rechtskräftigen Erledigung der Verhandlung im Juni entschieden.

Überlebender nach Serbien zurückgekehrt

Bei der Schießerei in der Wiener Innenstadt wurde der 32-jährige Vladimir R. regelrecht hingerichtet, ein 23-jähriger Mann, der ihn begleitete, wurde angeschossen. Der 29-Jährige hatte die beiden späteren Opfer des Schussattentats zum Mittagessen in eine Innenstadtlokal begleitet - mehr dazu in Ein Toter bei Schüssen in Innenstadt.

Unterdessen ist der Begleiter von Vladimir R., der ebenfalls angeschossen und mehrfach getroffen wurde, bereits nach Serbien zurückgekehrt, bestätigte Gerichtssprecherin Christina Salzborn. Der 23-Jährige, der unter anderem einen Streifschuss am Kopf davongetragen hatte, aber bereits vor dem Jahreswechsel das Spital verlassen konnte, war Anfang Jänner gegen gelindere Mittel enthaftet worden. Nach ihm hatten die serbischen Behörden wegen illegalen Waffenbesitzes gefahndet.

Nachdem er Anfang März abschließend zu der Schießerei zeugenschaftlich befragt wurde, stimmte der 23-Jährigen einem vereinfachten Auslieferungsverfahren zu. Als die Durchführung des serbischen Verfahrens gewährleistet war, konnte er Österreich verlassen. „Er hat zugesichert, sich bis 15. April den serbischen Behörden zu stellen“, teilte Salzborn mit. Der Mann soll sich bereits in Serbien in Haft befinden. Weiter auf der Flucht ist indessen der Schütze.

Hintergrund der Tat soll Streit zwischen Clans sein

Serbischen und montenegrinischen Medienberichten zufolge soll der 23-Jährige ein Sohn des einstigen Bosses der montenegrinischen Mafia in der Vojvodina-Hauptstadt Novi Sad sein. Sein Vater und ein älterer Bruder sind bei Mordanschlägen 1999 in Novi Sad bzw. 2015 in Belgrad ums Leben gekommen. Auch der 23-Jährige und der in Wien erschossene Vladimir R. sollen dem mafiösen Kavacki-Clan angehört haben, der seinen Namen einem Stadtviertel von Kotor - eine Handels-und Hafenstadt an der montenegrinischen Adria-Küste - verdankt.

Der Clan führt seit Jahren einen regelrechten Krieg mit dem ebenfalls nach einer Kotor-Siedlung benannten Skaljarski-Clan. Die eine Bande soll der anderen Ende 2014 rund 200 Kilo Kokain gestohlen haben, das in einer Wohnung im spanischen Valencia gebunkert war. Blutige Abrechnungen, zuerst in Valencia, danach in Montenegro und in Serbien waren die Folge. Dutzende Personen sind seither eines gewaltsamen Todes gestorben.

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