Aslan als Leiter des Islaminstituts abgesetzt

Ednan Aslan ist als Leiter des islamischen Instituts der Universität Wien abberufen worden. Die Uni verweist auf eine administrative Reorganisation. Aslan war mit einer Studie zu islamischen Kindergärten einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden.

Der islamische Religionspädagoge wurde aber vor kurzem von Rektor Heinz W. Engl von seinen Aufgaben als Institutsvorstand enthoben, berichtet der „Standard“. Das Institut wird bis auf weiteres von der Dekanin der Fakultät, Melanie Malzahn, selbst geleitet. Professor Aslan wurde durch die Studie über islamische Kindergärten in Wien, die wissenschaftlich, aber auch wegen politischer Eingriffe umstritten war, auch außerhalb des Wissenschaftsbetriebes bekannt - mehr dazu in Islamkindergärten: Studie weiter in der Kritik. Eine Bestätigung beider Seiten gab es vorerst gegenüber der APA nicht.

Ednan Aslan

ORF Wien

Aslan: „Verwaltungstechnisch sehr belastet“

Angeblich schlechte Stimmung am Institut

Insider berichten laut dem Zeitungsbericht im vertraulichen Gespräch von „grundlegendem Fehlverhalten, nicht zuletzt in der Personalführung“. Die Vorwürfe reichen bis hin zu angeblichem Mobbing. Die Stimmung am Institut wird von mehreren Seiten als „sehr angespannt“, „unkollegial“ bis hin zu regelrecht „feindlich“ geschildert, schreibt der „Standard“.

Aus dem Rektorat der Uni Wien und namens der Dekanin hieß es gegenüber der Zeitung: „Die derzeitige Situation ist eine Übergangslösung und liegt in der Reorganisation des Instituts im administrativen Bereich begründet.“ Das Institut für Islamisch-Theologische Studien sei „noch ein sehr junges Institut, das ständig wächst“. Seit Herbst 2018 gebe es dort zwei neue Professuren – Ebrahim Afsah auf dem Lehrstuhl für Rechtswesen und Ethik im Islam und Handan Aksünger-Kizil, die Alevitische Studien leitet. Eine weitere Professur soll im Lauf des Jahres 2019 bestellt werden.

Aslan weist Mobbingvorwürfe zurück

Aslan selbst weist die Vorwürfe zurück: „Ich glaube nicht, dass es an unserem Institut Mobbing gibt, auch nicht durch mich. Da geht’s nicht darum, dass wir bestimmte Leute nicht wollen. Dass an einer Einrichtung nicht alle gleich zufrieden sind, ist normal“, wird der Wissenschaftler in der Zeitung zitiert. Auch er verweist auf das im Aufbau befindliche Institut. „Wir sind ein theologisches Institut, aber es fehlen noch islamische Theologen, damit wir theologisches Profil zeigen können.“

Er sei seit 2006 am Institut tätig und „verwaltungstechnisch sehr belastet“, sagte Aslan: „Alles ist ein Provisorium. Viele neue Kollegen sind gekommen, weitere werden noch folgen. Das alles ist für uns am Institut auch neu. Dass wir Orientierung suchen, ist selbstverständlich. Wir haben intern viel geredet, und um diese Umbruchphase besser gestalten zu können, haben wir gesagt, dass es besser ist, wenn die Leitung des Instituts vorerst von der Dekanin übernommen wird. Die Verwaltungsstrukturen so umzustellen, ist im Interesse von allen, auch in meinem.“

Einreiseverbot in die Türkei

Aslan begründet seinen äußerlich gelassenen Umgang mit der Absetzung als Institutsleiter übrigens auch mit Druck auf ihn aus der Türkei. Als er Anfang März zum Begräbnis seines Schwagers reisen wollte, wurde ihm am Flughafen in Istanbul, wo er 15 Stunden ohne Essen festgehalten wurde, mitgeteilt, dass er mit einem Einreiseverbot belegt sei. „Ich habe meine Heimat verloren, ich habe meine Schwester seit drei Jahren nicht gesehen – die Institutsleitung fehlt mir da nicht.“

Er vermutet, dass sein Eintreten für einen „europäischen Islam“ bei der türkischen Religionsbehörde in Ankara, die quasi den türkischen Islam verwaltet und als verlängerter Arm von Präsident Recep Erdogan gilt, nicht gut ankam und er deswegen auf der Einreiseverbotsliste landete.

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