HTL-Konflikt: Lehrer kann in Schule zurück

An dem handgreiflichen Vorfall zwischen einem Lehrer und einem Schüler an einer HTL in Ottakring, sieht Bildungsdirektor Heinrich Himmer nichts „speziell Wienerisches“. Der betroffene Lehrer könne wieder zurück in die Schule.

„Das ist ein ganz schlechtes Beispiel, was gelaufen ist, das hat sicher Konsequenzen. Und wir werden dem ganz intensiv nachgehen, dass alles aufgedeckt und aufgeklärt wird“, sagt Himmer. Am Montagvormittag hatte er die Schaffung einer unabhängigen Kommission zur Untersuchung der Vorfälle an der HTL bekanntgegeben - mehr dazu in Kommission soll HTL-Vorfall klären.

Der betroffene HTL-Lehrer ist derzeit im Krankenstand und konnte von der Bildungsdirektion noch nicht befragt werden. „Der Lehrer ist nicht suspendiert, das bedeutet, sein Dienstverhältnis läuft ganz normal. Er ist jetzt im Krankenstand. Wenn er gesund ist, kann er sofort auch in die Schule gehen. Das Einzige, was der Direktor klargestellt hat, ist, dass man diesen Lehrer nicht mehr in der betroffenen Klasse einsetzt“, sagt Himmer im „Wien heute“-Studiogespräch.

Bildungsdirektor Himmer

Bildungsdirektor Heinrich Himmer kündigt im „Wien heute“-Studiogespräch „sicher Konsequenzen“ an.

Mehrere Vorfälle mit Handy mitgefilmt

Im Internet kursierende Videos zeigen, wie ein Schüler den Lehrer offenbar provoziert und von diesem dann bespuckt wird. Der Jugendliche stößt den Lehrer daraufhin gegen die Tafel, bevor andere Schüler einschreiten. Andere Videos halten offenbar andere Vorfälle fest, in denen der Pädagoge bereits vor diesem Vorfall von Schülern schikaniert wurde.

„Ich bin gegenüber Schülern nie gewalttätig gewesen und habe meiner Wahrnehmung nach nicht gespuckt“, sagte der Lehrer gegenüber der Tageszeitung „Kurier“ (Samstag-Ausgabe).

Zeitung: Time-out-Klassen in Vorbereitung

Den Fall hält Himmer jedenfalls für „nichts speziell Wienerisches“. „Wir haben solche Vorfälle immer wieder in Schulen, und zwar quer über das ganze Land. Das weiß jeder Lehrer und jede Lehrerin, der Job ist wirklich hart“, so Himmer. Der Bildungsdirektor bestätigt auch erste Gespräche mit Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP).

Der Minister plant, wie die „Wiener Zeitung“ berichtet, für Österreich die Idee von Time-out-Klassen, in die gewalttätige Schüler eine Zeit lang gehen müssen. „Wir werden das demnächst vorstellen“, wird das Bildungsressort in dem Bericht zitiert. Wahrscheinlich sei, dass diese in Form von Pilotprojekten eingeführt würden. Noch offen sei, wie lange gewalttätige Schüler aus ihrem Klassenverband herausgenommen werden, heißt es in dem Zeitungsbericht.

167 Schüler im ersten Semester suspendiert

Der Jugendliche aus dem Video wurde für drei Tage suspendiert. Im ersten Semester des laufenden Schuljahres gab es in Wien insgesamt 167 Suspendierungen. Am häufigsten wurden 14-jährige Burschen suspendiert. Nach Schultypen betrachtet, gab es mit 79 die meisten Suspendierungen in Neuen Mittelschulen (NMS), wie Zahlen aus der Bildungsdirektion zeigen.

Kommission soll Vorfall klären

Eine unabhängige Kommission soll nun den Vorfall an der HTL Ottakring klären. Auch die Volksanwaltschaft will prüfen.

Einer Suspendierung kann ständig störendes Verhalten im Unterricht, aber auch Mobbing oder Gewalt, vorangegangen sein. Mobbing nehme generell zu, und Zivilcourage fehle, sagt Elisabeth Wolm, die Lehrer zu Schulmediatoren ausbildet. „Die Kollegen hätten ja auch sagen müssen: Moment, Stopp, diesem Kollegen müssen wir helfen. Der kann nicht ständig von den Schülern gemobbt werden“, so Wolm.

Schulpsychologen an der HTL

An der HTL in Ottakring ist nun „die Schulpsychologie vor Ort. Es gibt diese Unterstützung für alle, die das wollen und brauchen. Es ist nur freiwillig, wir können niemanden zwingen, dass er schulpsychologische Unterstützung und Beratung in Anspruch nimmt“, sagt Himmer.

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