Keszler kündigt Aus für Life Ball an

Der Life Ball wird heuer zum letzten Mal stattfinden. Organisator Gery Keszler verkündete am Freitag das Aus. Wegen fehlender Gelder lasse sich die Veranstaltung nicht mehr finanzieren. Offenbar sprangen große Sponsoren ab.

Seit 1992 sammelte das Team um Keszler auf dem Life Ball Spenden in Millionenhöhe für den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids. Für das Charity-Event fällt nun der letzte Vorhang. „Ich verabschiede mich traurig von meinem Kind“, sagte Keszler im APA-Interview. Es sei nicht sein Entschluss allein gewesen, sondern ein gemeinsamer Entschluss des Vorstandes (des Trägervereins „Life+“, Anm.). „Die gesamte Life-Ball-Mannschaft steht auch hinter diesem Entschluss.“

Den Life Ball werde es so, wie es ihn jetzt gegeben hat, in Zukunft nicht mehr geben können. Es sei in letzter Zeit immer schwieriger geworden, Sponsoren und Spender für den Ball gewinnen zu können, sagte Keszler. „Das Bewusstsein ist heute einfach ein anderes. Dem tragen wir nun auch Rechnung.“

„Rahmenbedingungen und Umstände verändert“

26 Jahre nach dem ersten Life Ball sei es an der Zeit, neue Wege zu gehen. „Die Rahmenbedingungen und Umstände haben sich über die letzten Jahre sehr verändert“, sagte Keszler: „Im Kampf gegen Aids haben wir viel erreicht. Aids hat sich von einem Todesurteil zu einer chronischen Krankheit gewandelt. Durch diesen Erfolg ergibt sich die paradoxe Situation, dass die Zahl der Verbündeten für Aids-Hilfsprojekte international und national abnimmt.“

Life Ball 2019 Plakat

APA/LIFE BALL/GETTY IMAGES/Marco Ovando, Isa Foltin

„United in Diversity“ lautet das Motto des letzten Life Balls

Fokus auf internationale Projekte

Große Herausforderungen gebe es dennoch - vor allem in Afrika, so Keszler: „Wir werden mit dem Reingewinn des 26. Life Ball unsere Energie jenen Regionen widmen, wo das Problem noch immer akut ist und wir Leben retten können. In Österreich wird von den Organisationen und der öffentlichen Hand hervorragende Arbeit geleistet. Daher wird es Verständnis für unsere Entscheidung geben, dass wir in der Unterstützung heuer auf internationale Projekte fokussieren.“

Charlize Theron mit Gerry Keszler

EXPA / Michael Gruber

Keszler mit einem der hochkarätigen Gäste heuer: Schauspielerin Charlize Theron

Auch der Aufwand des Life Balls sei von Jahr zu Jahr größer geworden, so Keszler. Er nennt als Beispiel die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen der letzten Jahre: „Wir haben noch vor wenigen Jahren für die gesamte Security am Life Ball ungefährt 70.000, 80.000 Euro bezahlt. Das ist dann raufgestiegen auf bis zu 270.000 Euro.“

Eine Million weniger von Pharmakonzern

Keszler soll laut einem Bericht der Gratiszeitung „Heute“ (Freitag-Ausgabe) bei einem Siemens-Event kürzlich vor Hunderten Gästen bereits gesagt haben, dass der Life Ball knapp vor dem Aus stehe. Einer der langjährigen Hauptsponsoren, ein internationaler Pharmakonzern, habe eine Million Euro zurückgezogen, so Keszler laut „Heute“. Auch die Unterstützung in Österreich lasse nach. „Wir merken, dass wir in die Mühlen der Politik kommen. Ich werde mich aber nicht parteipolitisch zu etwas zwingen lassen, nur damit eine Subvention kommt“, wurde Keszler zitiert.

Zudem werden Stargäste wie die heuer erwartete Schauspielerin Charlize Theron offenbar nicht mehr kostenlos von der AUA eingeflogen wie in den Jahren zuvor. „Wir haben sehr, sehr überraschend und sehr spät zu unserem Bedauern erfahren, dass die Life-Ball-Maschine plötzlich nicht mehr fliegen soll. Das war für uns natürlich eine Basis, sehr, sehr viele Celebrities nach Wien zu bringen, die natürlich nicht alleine kommen, sondern mit Entourage“, so Keszler am Freitag.

Einige Sideevents abgesagt

Dennoch ist zu erwarten, dass der Ball am 8. Juni wie gewohnt glamourös, bunt und schillernd über die Bühne gehen wird - heuer in einer Art Zirkusmanege. Der Zirkus ist laut Veranstaltern eine Metapher für eine frühere Zeit, als die Manege Anlaufstelle für Leute war, die „anders“ waren. Deshalb wurde auch die heurige „Style Bible“ in einer Manege fotografiert - mehr dazu in Life Ball feiert in Zirkusmanege (wien.ORF.at; 21.2.2019).

"Wir werden die sehr elegante Gala vor dem Life Ball veranstalten. Das ist auch wirklich ein guter Geldeinbringer. Anschließend wird es dann die Eröffnung am Wiener Rathausplatz geben und anschließend im Wiener Rathaus dann die ganze Nacht den Ball, so Keszler am Freitag in einem APA-Interview. Der Sideevent „Life Ball Next Generation“ wurde schon vor Monaten abgesagt. „Auch unsere Operngala im Burgtheater werden wir heuer leider nicht veranstalten können“, so Keszler.

Letzter Vorhang für den Life Ball

Organisator Gery Keszler hat das Aus für den Life Ball angekündigt. Ein Grund seien nachlassende Sponsor-Gelder.

Und weiter: „Es wird eine Bilanz der vielen Organisationen werden, denen wir helfen konnten. Wir haben ja mit fast 30 Millionen Euro fast 170 verschiedene Projekte über die Jahre finanzieren können. Und wir ziehen Bilanz, wir ziehen Bilanz darüber, was der Life Ball in Wien bewegt hat und auch gesellschaftlich dazu beigetragen hat.“

Verein Life+ besteht weiter

Der Verein Life+, der für die jährliche Ausrichtung des Balles verantwortlich zeichnet, werde weiterbestehen, so Keszler. „Wir werden weiterhin leidenschaftlich gegen Stigma und Ausgrenzung aufstehen und Flagge zeigen.“ In den vergangenen Jahren hatte der Life Ball knapp 30 Millionen Euro Spenden für nationale und internationale Aids-Hilfsprojekte lukriert.

Keszler dankte an die Anfänge des Life Balls erinnernd allen voran der Stadt Wien und dem damaligen Wiener Bürgermeister Helmut Zilk, der das Event ins Rathaus holte. Direkt an den 2008 verstorbenen Bürgermeister gewandt sagte Keszler: „Es waren Deine Kraft und Fantasie, die uns den Rücken gestärkt haben, dieses Projekt anzugehen. Du warst ein unermüdlicher Botschafter für ein offenes und tolerantes Wien, und der Life Ball ist dafür ein weltweit sichtbarer Leuchtturm.“

Platz 16 der wichtigsten Fundraiser für HIV

Als größter privater Geldgeber für heimische Organisationen rangiert Life+ international auf Platz 16 der wichtigsten Fundraiser für HIV/Aids: In den vergangene 27 Jahren konnte der private Trägerverein über den Life Ball knapp 30 Mio. Euro für 170 nationale und internationale Aids-Hilfsprojekte erwirtschaften. Erfolgreich war der Ball den Organisatoren zufolge auch als Wirtschaftsfaktor für die Stadt Wien.

Nach dem angekündeten Aus werden der Aidshilfe Wien künftig bis zu 200.000 Euro an Spendengeldern fehlen. Entsprechend enttäuscht zeigte sich Obmann Wolfgang Wilhelm - mehr dazu in Life Ball: Aidshilfe verliert bis zu 200.000 Euro.

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