Lauda-Arzt: Tod kam nicht unerwartet

Der Tod von Formel-1-Legende Niki Lauda ist nach Angaben seines Arztes nicht ganz überraschend gekommen. Der 70-jährige Formel-1-Weltmeister und Flugunternehmer ist am Montag im Kreis seiner engsten Familie in Zürich verstorben.

„Niki Lauda hat gekämpft. Er war ein toller Mann. Aber es war seit einiger Zeit klar, dass wir ihn nicht mehr auf die ‚Rennstrecke‘ zurückbringen können“, sagte Mediziner Walter Klepetko vom Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH) der APA. „Es gibt keine Todesursache. Es war ein langer Prozess, an dessen Ende der Patient gegangen ist.“

Niki Lauda

APA/Georg Hochmuth

Das rote Kapperl wurde zu seinem Markenzeichen

Lauda hatte Anfang August 2018 eine Spenderlunge erhalten, nachdem sich sein Zustand wegen einer Entzündung der Lungenbläschen dramatisch verschlechtert hatte. Klepetko hatte sich nach dem Eingriff wiederholt optimistisch gezeigt, dass sein Patient wieder auf die Beine kommen werde. In der Reha machte Lauda zunächst auch große Fortschritte. Anfang Jänner 2019 war er allerdings vorübergehend nach einer Influenza erneut in Spitalsbehandlung in Wien gekommen.

Vorbild: „Unermüdlicher Tatendrang und Mut“

Dienstagfrüh dann die traurige Nachricht: „In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser geliebter Niki am Montag, den 20.05.2019, im Kreise seiner Familie friedlich entschlafen ist. Seine einzigartigen Erfolge als Sportler und Unternehmer sind und bleiben unvergesslich.“

„Sein unermüdlicher Tatendrang, seine Geradlinigkeit und sein Mut bleiben Vorbild und Maßstab für uns alle. Abseits der Öffentlichkeit war er ein liebevoller und fürsorgender Ehemann, Vater und Großvater. Er wird uns sehr fehlen“, steht in der E-Mail, die mit Familie Lauda unterzeichnet ist.

1971 Debüt in der Königsklasse

Geboren wurde Lauda am 22. Februar 1949 in Wien als Sohn einer Industriellenfamilie. Dass er sich wegen seiner Motorsportleidenschaft mit einem Teil der wohlhabenden Familie überwarf, konnte die letztlich größte österreichische Autorennfahrerlaufbahn nicht verhindern. Lauda finanzierte sich über Bankkredite selbst und legte eine von Rundstreckenrennen über die Formel 3 und Formel 2 bis in die Formel 1 führende Karriere hin.

In der Königsklasse debütierte Lauda im August 1971 als 21-Jähriger in einem March auf dem Österreichring. Lauda war für die österreichische Volksseele quasi die logische Fortsetzung jener Aufbruchstimmung, die durch Jochen Rindts Tod 1970 und die schwere Augenverletzung von dessen Schulkollegen Helmut Marko nur zwei Jahre später empfindliche Rückschläge erlitten hatte.

Filmpremiere Lauda-Film

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In „Rush“ wurde Laudas Rennkarriere verfilmt

Beim WM-Debüt kam Lauda nicht ins Ziel. Es war dennoch der Beginn einer weltweit einzigartigen Karriere mit dramatischem Feuerunfall 1976 sowie den drei Weltmeistertiteln 1975, 1977 und 1984. Eine Motorsportkarriere, der Lauda nach seinem endgültigen Rücktritt 1985 eine turbulente, wirtschaftliche Laufbahn als Flugunternehmer folgen ließ.

Dramatischer Unfall am Nürburgring

Es sind neben den 25 Grand-Prix-Siegen in der Formel 1 sowie den unternehmerischen Erfolgen aber vor allem auch die dramatischen Ereignisse, die Lauda zu einer Ausnahmeerscheinung machten. Etwa der schwere Feuerunfall am 1. August 1976 auf dem Nürburgring, nach dem der regierende Weltmeister aus Österreich bereits die Letzte Ölung erhalten hatte und dennoch 42 Tage später in Monza schon wieder am Start war. Um die Unfallnarben am Kopf zu verdecken, begann er, eine rote Kappe aufzusetzen.

Der Unfall just an dem Tag, an dem auch die Wiener Reichsbrücke einstürzte, hat sich in die rot-weiß-rote Zeitgeschichte eingebrannt. Viele Österreicher wissen und wussten lebenslang, wo sie damals waren.

Es war die Kämpfernatur und Stehaufmännchen-Mentalität, die Lauda immer wieder in den Sattel gehoben hat. Und wenn er abstieg, dann aus eigenem Gutdünken. Wie etwa 1976, als er am Ende eines hochdramatischen Jahres mit zunächst privatem Traktor- und dann dem Feuerunfall den möglichen WM-Titel kampflos aufgab, weil es ihm im abschließenden Regenrennen von Fuji zu gefährlich war. James Hunt wurde mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister. Die damalige Rivalität zwischen Lauda und dem Briten wurde im 2013 uraufgeführten Spielfilm „Rush“ dramatisiert nacherzählt.

Erste Versuche als Airliner Ende der 70er

1977 wurde Lauda zum zweiten Mal auf Ferrari Champion, weshalb man ihn in Italien bis heute verehrt. In diesem Jahr startete er auch seinen ersten Versuch als Airliner. Erst mit zwei Chartermaschinen, dann ab 1979 mit der Lauda Air, mit der er dem damaligen staatlichen Monopolisten AUA Konkurrenz machen wollte. Deshalb beendete er nach diesem Jahr auch erstmals seine Formel-1-Karriere während des Trainings in Kanada mit dem berühmten Satz, er wolle „nicht mehr im Kreis fahren“.

Niki Lauda im Cockpit

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Seine ersten Versuche als Airliner machte Lauda Ende der 70er

Stattdessen widmete sich Lauda dem Aufbau der eigenen Fluggesellschaft. 1982 kehrte er aus Promotion-Gründen aber in den Motorsport zurück. 1984 holte der nunmehrige McLaren-Fahrer mit nur einem halben Punkt Vorsprung seinen dritten WM-Titel, ein Jahr später war es dann aber endgültig vorbei mit der Königsklasse. Denn nach den anfänglichen Problemen mit den Behörden hatte er schon Ende dieses Jahres doch eine erweiterte Konzession erhalten und startete noch einmal mit der Lauda Air durch. 1990 ging diese an die Börse.

Tiefpunkt mit abgestürzter Lauda-Maschine 1991

Wie im Sport hatte Lauda auch in der Fliegerei dunkelste Momente zu überstehen. Den bittersten am 26. Mai 1991, als eine Boeing 767 seiner Luftlinie nach dem Start in Bangkok abstürzte und 223 Menschen in den Tod riss. Ende 2000 zog sich Lauda, der nebenher weiter in der Formel 1 tätig war - als Ferrari-Berater (1993 bis 1995) fädelte er dort etwa das Engagement von Michael Schumacher ein - aus der Geschäftsleitung der Lauda Air zurück. Die Airline wurde 2001 von der AUA zur Gänze geschluckt. Da war Lauda schon Rennleiter und später ein etwas glückloser Teamchef bei Jaguar in der F1.

Neues Lauda Buch über den Umgang mit Geld

ORF/Kickinger

Lauda war auch als Buchautor tätig

Deshalb pendelte der rastlose Unternehmer bald auch wieder zur Fliegerei. 2003 übernahm Lauda die Mehrheit an der Aero Lloyd Austria und gründete eine neue Fluglinie, die 2004 Niki bzw. flyniki genannt wurde. In diesem Jahr war der umtriebige Lauda kurz auch ÖBB-Aufsichtsrat. 2011 verkaufte er seine Airline zur Gänze an Air Berlin. 2012 wurde Lauda zehnprozentiger Anteilhaber und Aufsichtsratsvorsitzender beim Mercedes-Formel-1-Team.

Hochzeit mit Birgit Wetzinger

Lauda hatte inzwischen (2008) Birgit Wetzinger, eine ehemalige Flugbegleiterin, geheiratet. Der Ehe entstammen die 2009 geborenen Zwillinge Max und Mia. Laudas Söhne aus erster Ehe mit Marlene Knaus, Lukas und Mathias, sind ebenfalls im Motorsport bzw. Management aktiv. Zu einem weiteren - unehelichen - Sohn hat Lauda laut eigenen Angaben wenig Kontakt. Birgit spendete Lauda 2005 und damit noch vor der Hochzeit eine weitere Niere. Die erste hatte er - als eine Folge des seinerzeitigen Feuerunfalls und der Medikamenten-Notwendigkeit - schon 1997 von Bruder Florian transplantiert bekommen.

Niki Lauda mit seiner Ehefrau Birgit

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Lauda heiratete Birgit Wetzinger

Weil 2017 die Air Berlin selbst in die Insolvenz gerutscht war, eröffneten sich Lauda geschäftlich eine neue Chance: Obwohl Niki, Filetstück in der Insolvenzmasse, schon fix der Lufthansa versprochen schien, entschied sich der österreichische Gläubigerausschuss im Jänner 2018 überraschend, Laudas Firma Laudamotion den Zuschlag für Niki zu erteilen. Zwei Monate später stieg Ryanair bei Laudamotion ein. Ende 2018 übernahmen die Iren Laudamotion zur Gänze.

Berühmtes Kapperl als Werbegag

Das berühmte Kapperl war für Lauda ein sehr gut bezahlter Werbegag geworden. Anfangs für Parmalat, am Ende für Novomatic, auch seine Flugzeugcrew musste phasenweise damit auftreten. Die Versuche, wegen der Sponsoren eine grüne bzw. schwarze Kappe zu tragen, wurden rasch wieder beendet. Bis 2017 und damit über 20 Jahre lang dauerte hingegen Laudas Tätigkeit als TV-Experte beim deutschen Sender RTL. Ende 2018 übernahm die irische Ryanair auch die letzten 25 Prozent der Niki-Nachfolge-Luftlinie Laudamotion, der Österreicher blieb aber Chairman.

Lauda war eine Kultfigur, ein Phänomen. „Niki ist nach dem Weggang von Bernie Ecclestone die größte Persönlichkeit im Formel-1-Fahrerlager“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff über seinen berühmten Landsmann.

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