Thüringer Hof in Währing wird abgerissen

Im vorigen Sommer hat es einen spektakulären Abrissstopp für zahlreiche Gründerzeithäuser in allen Bezirken gegeben. Zahlreiche Besitzer sind vor Gericht gezogen. Der ehemalige Thüringer Hof in Währing darf abgerissen werden.

Der ehemalige Thüringer Hof, ein Hotel samt Wohnungen, in der Jörgerstraße 4-8, Ecke Theresiengasse 2 ist ein klassisches Wiener Gründerzeitzinshaus mit streng historistischer Fassade. Es sollte abgerissen werden. Doch die Baupolizei verhängte einen Baustopp. Die MA 19 stufte das Haus sogar als erhaltenswürdig ein.

„Seit 12. März 2019 gibt es nun eine rechtskräftige Entscheidung, dass abgerissen werden darf“, bestätigt ein Sprecher der Baupolizei. Das Verwaltungsgericht Wien hat den verfügten Baustopp aufgehoben. Seit Ende Mai wird das Gebäude nun abgerissen.

Zwei Fälle vor dem Verwaltungsgerichtshof

„Die Begründung des Richters war, dass die Novelle der Bauordnung am 30. Juni 2018 in Kraft getreten ist, aber bereits zwei Tage vor Inkrafttreten dieser Novelle mit den Abbrucharbeiten begonnen wurde“, sagt eine Sprecherin des Verwaltungsgerichts auf Anfrage von Radio Wien. Was anstelle des Thüringer Hofes kommt, ist noch unbekannt. „Wir geben noch keine Auskünfte zu dem geplanten Projekt“, heißt es von der TG Real Trade GmbH.

Andere Richter des Verwaltungsgerichts hätten in ähnlichen Fällen zugunsten der Baupolizei und des Baustopps entschieden. Zwei Hausbesitzer sind deshalb weiter vor den Verwaltungsgerichtshof (VwGH) gezogen.

Insgesamt 30-mal haben Investoren und Hausbesitzer gegen die 50 verhängten Baustopps beim Verwaltungsgericht Beschwerde eingelegt, heißt es von der Baupolizei. In 14 Fällen gab es bisher eine Entscheidung: Mehr als sieben der Häuser dürfen bzw. durften abgerissen werden, die Baupolizei ist also mit dem Baustopp abgeblitzt. In den restlichen Fällen hat die Baupolizei recht bekommen: Die MA 19 prüft nun in 14 Fällen Haus für Haus, wie weiter vorgegangen werden soll.

Thüringer Hof in Währing wird abgerissen

Zahlreiche Besitzer sind nach dem Abrisstopp für Gründerzeithäuser vor Gericht gezogen. Der Thüringer Hof in Währing darf abgerissen werden.

Noch keine Entscheidung zum Gasthaus Sperl

Laut Baupolizei sind von den 50 Häusern, bei denen im vorigen Sommer ein Baustopp verhängt wurde, „mittlerweile 30 abgebrochen. 20 davon hatte die MA 19 als nicht schützenswert eingestuft“. Die Gebäude seien beispielsweise abgebrochen worden, weil etwa Gefahr im Verzug bestanden habe, oder schon mehr als die Hälfte der Substanz abgerissen war.

Im Fall des Gasthauses Sperl in der Karolienengasse auf der Wieden ist noch alles offen. Hier gibt es noch keine Entscheidung, das Verfahren läuft noch, bestätigen Baupolizei und das Verwaltungsgericht. Zusätzlich prüft die MA 67 noch die Verhängung einer Baustrafe.

Das ehemalige Gasthaus Sperl in der Karolinengasse auf der Wieden

ORF/Hubert Kickinger

Überreste des ehemaligen Gasthauses Sperl auf der Wieden

Grundlage der verhängten Baustopps ist ein Teil der Bauordnung, den die Stadt im Sommer 2018 beschlossen hat. Damit sollten „Last-Minute-Abrisse“ von Wohnhäusern, die vor 1945 errichtet wurden, unterbunden werden. Denn mit der Neuregelung braucht es zwingend eine Genehmigung der MA 19 (Architektur und Stadtgestaltung). Nur wenn die Behörde das betreffende Haus als nicht erhaltenswürdig einstuft, darf abgerissen werden.

Hubert Kickinger, wien.ORF.at

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