Politologe Hofer: „Verheerend für SPÖ“

Das Ergebnis der EU-Wahl in Österreich bezeichnet Politikberater Thomas Hofer als „einem Triumph für Sebastian Kurz“. „Verheerend“ sei indes das nationale Abschneiden der SPÖ mit zwölf Prozent hinter der Volkspartei.

Hofer sieht in der Wahl „keine Europawahl mehr“, sondern, „klar eine Kanzlerwahl“. „Durch die Diskussion rund um den Misstrauensantrag gegen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP, Anm.) war die emotionale Aufladung groß, Sebastian Kurz hat das auf sich ziehen können und so, ÖVP-Wähler und ÖVP-Wählerinnen im Übermaß mobilisieren können, was vor zehn Tagen noch eher schwierig erschien“, sagte Hofer Montagfrüh auf Radio Wien.

Politikberater Thomas Hofer

ORF

Politikberater Hofer: „Hoffnung für die Grünen, ein Dilemma für die SPÖ“

„FPÖ im Vergleich zu Knittelfeld besser aufgestellt“

Die FPÖ erzielte österreichweit Platz drei mit überschaubaren Verlusten. Dass die Freiheitlichen nach dem „Ibiza-Skandal“ mit einem blauen Auge davon gekommen sind, ist für den Politikberater keine Überraschung: „Man darf nicht vergessen, dass die FPÖ im Vergleich zu 2002 nach Knittelfeld, wo es schon einmal so einen heftigen Einschlag gab, strategisch besser aufgestellt ist. Die Partei ist sehr schnell vergangene Woche in den Opfermodus übergegangen.“

Das Ergebnis müsse allerdings auch mit den Umfragewerten gemessen werden. Diese lagen ursprünglich bei 24 Prozent. „Das Minus schaut jetzt sehr klein aus im Vergleich zum Ergebnis 2014. Es gab aber im Vergleich zu den Umfragewerten schon einen Einschlag“, so Hofer. Mittlerweile könne sich die FPÖ aber zugutehalten, dass sie „einen deutlich größeren Kern an Stammwählern hat als noch im Jahr 2002“.

Die Bezirksergebnisse aus Wien finden Sie hier.

Historisch schlechtes Ergebnis für SPÖ

Die SPÖ blieb österreichweit bei der EU-Wahl auf Platz zwei. Auf die Frage „Wie sehr steckt die SPÖ in einem Dilemma?“, sagte Hofer: „Man muss sagen, dass das ein verheerendes Ergebnis für die SPÖ ist. Das Minus ist zwar nicht groß, aber man kam schon von einem historisch schlechten Ergebnis.“ In Wien war die SPÖ bei der EU-Wahl hingegen die stimmenstärkste Partei - mehr dazu in EU-Wahl: SPÖ gewinnt in Wien.

Was die Sozialdemokraten auf Bundesebene wirklich erschüttern müsse, sei der Abstand zur ÖVP. „Das sind zwölf Prozent. So kommt man nicht in ein Kanzlerrennen“, sagte Hofer in Bezug auf die Nationalratswahl im Herbst. „Ich sehe aktuell nicht wirklich, wie Pamela Rendi Wagner Sebastian Kurz fordern kann.“

Es sehe nach aktuellem Stand auch nicht so aus, als ob die Sozialdemokraten von den Grünen oder von anderen Parteien ein paar Leihstimmen bekommen könnten. „Das ist ein wahnsinniges Dilemma und in Richtung Misstrauensantrag, da kann man es eigentlich nur falsch machen“, so Hofers Fazit.

NEOS hätte mehr im ÖVP-Feld fischen sollen

Hoffnungsfroh für die Nationalratswahl können aus Hofers Sicht die Grünen sein. „Die Grünen sind wieder da“, so Hofer. Das Ergebnis der NEOS, mit einem leichten Plus, bezeichnet der Politikberater hingegen als „ernüchternd“. „Sie haben schon einen halbwegs guten Wahlkampf gemacht und trotzdem bleiben sie auf dem Ergebnis picken.“

„Den NEOS hätte es gelingen müssen, mehr in den christlichsozialen Bereich reinzugehen, in den liberalen Bereich der ÖVP“, so Hofer. In Hinblick auf die Liste JETZT hält Hofer es „mehr als zweifelhaft, ob eine Chance auf den Wiedereinzug in den Nationalrat besteht.“