Wien Museum wird ein Jahr ausgeräumt

Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Aufstockung des Wien Museums. Allein das Ausräumen wird ein Jahr dauern. Das Haus wird wohl 2023 wiedereröffnet. Fix ist, dass sich die Dauerausstellung chronologisch über mehrere Etagen erstrecken wird.

Direktor Matti Bunzl hat im Gespräch mit der APA erstmals verraten, was die Besucher künftig erwartet. Die Dauerausstellung soll spektakulärer werden: Die permanente Ausstellung wird sich im gesamten historischen Bau von Oswald Haerdtl ausbreiten. Auch das große Atrium wird durch neu eingezogene Geschoße unterteilt und einbezogen. Schon die Eingangssituation zeigt sich dann verändert. Das Haus wird künftig über einen Pavillon betreten - der ebenfalls bespielt werden kann.

Von Römern bis Waldheim

Vom anschließenden Foyer führt der Weg direkt zur ersten Station. Diese ist dort untergebracht, wo bisher die meisten Sonderausstellungen gastierten. Der Auftakt des Rundgangs wird sich mit der geografischen bzw. topografischen Situation der Hauptstadt auseinandersetzen. Auch den ersten Siedlern sowie den Römern wird man dort begegnen. Dann wird man im Kreis über mehrere Stockwerke sowie historische Abschnitte nach oben geführt, wobei zu diesem Zweck auch eine neue Treppe installiert wird.

Rendering Wien Museum

APA/CWR ARCHITEKTEN

Das umgebaute Museum soll in ein paar Jahren wieder eröffnen

Im heutigen Atrium werden bedeutende Objekte wie ein Modell des Stephansdoms, das Waldheim-Holzpferd oder der eiserne Walfisch aus dem verschwundenen ehemaligen Praterlokal postiert. Die einzelnen Epochen werden jeweils eine völlig eigene gestalterische Sprache sprechen, wie Bunzl ankündigte. So wird etwa den großen Kunstwerken der Wiener Moderne die Armut oder der Antisemitismus jener Zeit flankierend gegenübergestellt.

NS-Zeit anhand von Tatorten

Ähnliches plant der Direktor auch in jenem Abschnitt, der sich dem Nationalsozialismus widmen wird - der bisher in der Dauerausstellung kein Thema war. Antijüdische Plakate könnten dort etwa gemeinsam mit heutigen Anti-Islam-Postern gezeigt werden. Die Darstellung der NS-Zeit soll sich vor allem spezifischen Wiener Aspekten widmen, also etwa Tatorten wie dem Spiegelgrund und dem Hotel Metropole, das von den Nazis zur Gestapo-Leitstelle umfunktioniert wurde.

Enden wird die Dauerausstellung im Nachkriegswien. Insgesamt wird sich die Schau über mehr als 3.100 Quadratmeter erstrecken. Das sind deutlich mehr als die zuletzt zur Verfügung stehenden rund 2.000 Quadratmeter. Vertraute Objekte wie das Grillparzerzimmer und das berühmte Stadtmodell werden dort, so wird beteuert, ebenfalls wieder zu finden sein - mehr dazu in Miniatur-Wien wird für Museumsumbau zerlegt.

Wien Miniatur wird zerlegt - Restauratorin beugt sich mit Gummihandschuhe über das Modell

APA/ Gerald Mackinger

Das Stadtmodell ist vor allem aus Karton und Papier gefertigt

Schanigarten auf dem Karlsplatz

Im ersten der neuen Stockwerke, im Fugengeschoß, werden unter anderem Veranstaltungsräume und Ateliers untergebracht. Auch ein kleines, frei zugängliches Cafe wird dort Gäste erwarten - wobei auf der Balustrade auch Sitzplätze im Freien geplant sind. Apropos Gastronomie: Ein größeres - ebenfalls ohne Ticket nutzbares - Lokal wird es im Erdgeschoß geben, inklusive Schanigarten am Karlsplatz. Der gesamte oberste Bereich des Stadtmuseums wird für die Sonderausstellungen reserviert. Rund 1.200 Quadratmeter können dort flexibel genutzt werden.

Derzeit wird das Wien Museum ausgeräumt. Die Exponate sowie die umfangreiche Grafik- und Fotosammlung werden ins Depot nach Himberg verfrachtet. Das Personal zieht bald ins Übergangsquartier nach Meidling. Im Sommer wird das leere Gebäude dann ungewöhnlich genutzt: Im Rahmen des Projekts „Takeover“ gastiert Street-Art und die Skater-Community. Auch das Popfest wird den Komplex als Aufführungsort nutzen. Nach dem Humanities-Festival Ende des Sommers ist dann endgültig Schluss.

Erste Baumaßnahmen im Oktober

Ab Oktober werden laut Bunzl dann erste Baumaßnahmen sowie vertiefte Bauuntersuchungen stattfinden. Auch die Stadtarchäologie wird bei den Aufgrabungen im Umfeld mit dabei sein. Gleichzeitig wird die Ausschreibung für einen Generalunternehmer vorbereitet, der Mitte 2020 tätig werden soll. Auf einen genauen Termin für die Wiedereröffnung legt man sich nicht fest. Anvisiert wird jedenfalls das Jahr 2023.

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