Letzter Tag der Semmelweisklinik

Nach 76 Jahren hat am Sonntag die einst wichtigste Geburtenklinik Wiens für immer ihre Pforten geschlossen: Die Semmelweis Frauenklinik übersiedelt ab kommender Woche mit der ganzen Belegschaft ins neue Krankenhaus Nord.

Vor sieben Jahren wurden drei Pavillions an Investoren verkauft - unter dem tatsächlichen Wert, wie die Opposition kritisierte. Jetzt kommt das endgültige Aus. 180 KAV-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - unter ihnen 50 Hebammen - übersiedeln nächste Woche nach Floridsdorf. Am nächsten Wochenende soll der Umzug abgeschlossen sein.

Rudolfsstifung übernimmt Inventar

Das medizinische Equipment und die Betten bleiben hier und werden von der Rudolfsstifung weiter benutzt, schreibt der „Standard“ (Wochenend-Ausgabe). Das Krankenhaus im dritten Bezirk ist derzeit auch Ausweichquartier für Patientinnen der Semmelweisklinik. Denn am neuen Floridsdorfer Standort werden erst am 17. Juni die ersten Patientinnen aufgenommen.

Semmelweis Frauenklinik

ORF

In der tradtionsreichen Klinik kam am Donnerstag das letzte Kind auf die Welt

Am Mittwoch waren in der alten Klinik die letzten Aufnahmen für Geburten. Das letzte Baby der Semmelweisklinik kam am Donnerstag zur Welt.

Zuerst ein Kinderheim

1908 wurde auf dem Areal des Gersthofer Schlosses ein Kinderheim errichtet. 1943 wurden zwei Pavillions zu einer Frauenklinik umgebaut und nach Ignaz Semmelweis - dem Entdecker des Kindbettfiebers - benannt. Zuletzt wurden jährlich 5.500 Frauen stationär aufgenommen. Jahr für Jahr erblickten über 2.200 Babys das Licht der Welt.

In den 1970er Jahren wurde in der Semmelweisklinik das sogenannte Rooming-in eingeführt: Babies können seither also bei der Mutter bleiben - eine Innovation in Österreich und heute fast überall Standard.

Semmelweis-Areal

APA/Herbert Neubauer

Heute befindet sich auf dem Areal die Amadeus International School Vienna

Lusxuswohnungen im Gespräch

Die Nachnutzung der Parkanlage steht unterdessen noch nicht fest. Momentan gibt es eine private Musikschule, im Gespräch sind Luxuswohnungen. Die Privatisierung der drei Pavillons durch die Stadt im Jahr 2012 hatte für Aufregung gesorgt. Der Kaufpreis betrug 14,2 Millionen Euro.

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