Wandel in Arbeitswelt macht oft krank

Die Wiener Arbeiterkammer schlägt einmal mehr Alarm. Zunehmend gehen Berufstätige wegen psychischer Erkrankungen in den Krankenstand. Grund für den Anstieg sind Arbeitsbelastungen, die laut einer neuen Studie infolge des Wandels in der Arbeitswelt zunehmen.

Stress, Mobbing, wenig Entscheidungsspielraum und mangelnde Anerkennung am Arbeitsplatz: Das alles können Gründe dafür sein, dass sich immer mehr Berufstätige wegen psychischer Belastungen krankschreiben lassen. Der Druck sei in den vergangenen Jahren stark gestiegen, so die Arbeiterkammer. Dazu kommen Jobunsicherheiten, die zusätzlich belasten.

Berufliche Stellung nicht entscheidend

Eine neue Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) gemeinsam mit der Donauuniversität Krems zeigt nun zudem laut Arbeiterkammer auf, dass jene Beschäftigten, die keinen Stress in der Arbeit haben, weniger als einen Tag fernbleiben. Beschäftigte, die angeben, psychischen Belastungen ausgesetzt zu sein, fallen bereits mehr als drei Tage aus.

Gesundheits- und Sozialwesen besonders betroffen

Die Kosten für Krankenstände belaufen sich demnach aufgrund arbeitsbedingter psychischer Belastungen mittlerweile auf rund 3,3 Milliarden Euro jährlich. Wifo-Expertin und Studienautorin Gudrun Biffl setzte die Kosten aber fast doppelt so hoch an, wenn man die Arbeitnehmer miteinberechnet, die „unter Stress Pillen einwerfen“ und so zwar am Arbeitsplatz erscheinen, aber nicht mehr produktiv sind. Rund 32 Prozent aller Neuzugänge in die Berufsunfähigkeits- und Invaliditätspensionen erfolge zudem aus psychischen Gründen.

Das Risiko, an psychischen Arbeitsbelastungen zu leiden, nimmt laut der Studie mit steigendem Alter, steigendem Arbeitsausmaß und im Fall von Nacht- oder Schichtarbeit zu, und zwar unabhängig von Qualifikation und beruflicher Stellung.

Die Krankenstandstage wegen psychischer Probleme steigen jedenfalls seit Jahren, während die Zahl der Arbeitsunfälle zurückgeht. Dieses Phänomen sei ein Zeichen für den Wandel der Wirtschaftswelt. Vor 20 Jahren arbeitete die Hälfte in der Industrie, heutzutage sind zwei Drittel der Beschäftigen in der Dienstleistung tätig. Besonders betroffen seien Arbeitnehmer, die viel mit anderen Menschen zu tun haben, also Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen oder auch Lehrer. Ein noch höheres Risiko psychisch zu erkranken haben Migranten und Arbeitslose.

Forderung: Psychologen gesetzlich verankern

Um gegenzusteuern, fordert die Wiener Arbeitskammer nun unter anderem die gesetzliche Verankerung, dass Arbeits- und Organisationspsychologinnen in Unternehmen eingesetzt werden. Das würde rund 46 Millionen Euro pro Jahr kosten. Zudem sollten psychische Arbeitsbelastungen sowie Maßnahmen zu deren Eindämmung verpflichtend überprüft werden.

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