Vielfalt in Wien: Irena Klissenbauer

Jede Woche stellt „Radio Wien“ Menschen aus aller Welt vor, die in Wien ihre Heimat gefunden haben. Das Porträt über Irena Klissenbauer dem ehemaligen Jugoslawien gibt es hier zum Nachhören.

Irena Klissenbauer

ORF

Sendungshinweis: Radio Wien Magazin, 12.11.2013

Irena Klissenbauer ist vor 37 Jahren in Wien zur Welt gekommen. Ihre Eltern stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien und kamen in den 70-Jahren nach Österreich. Klissenbauer: "Es gab damals die sogenannten „Gastarbeiterverträge", wo mein Vater sich 1973 einfach in den Zug gesetzt hatte. Damals war das kein Thema. Man ist mit seinem Sackerl am Bahnhof angekommen und hat am Gleis jemanden getroffen, der einem Arbeit gegeben hat, inklusive Visum und Arbeitspapiere. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen." Sie selbst wuchs zweisprachig auf und fuhr auch regelmässig in ihre ehemalige Heimat, um ihre Großeltern zu besuchen. Etwas, was sie auch ihren beiden Töchtern mitgibt. Sie selbst studierte Wirtschaft und ist für einen Verein tätig, der Kinder und Jugendliche im Bereich Musik fördert. Kliessenbauer :"Kinder, die nicht die Gelegenheit haben in eine Musikschule zu gehen, Gesangsunterricht zu nehmen oder ein Instrument zu besitzen, werden bei uns unterstützt. Ich finde das wahnsinnig wichtig, weil ich diese Förderung nicht hatte. “

Phakamat Ketplang

Phakamat Ketplang

Phakamat Ketplang

Phakamat Ketplang ist vor 31 Jahren in Pak Chong, Thailand, zur Welt gekommen. Ihr Vater war Tuk-Tuk-Fahrer, ihre Mutter arbeitete am Fischmarkt. Ketplang: „Ich hatte eine glückliche Kindheit, auch wenn wir in armen Verhältnissen gelebt haben. Gemeinsam mit meiner drei Jahre älteren Schwester habe ich mit alten Dosen gespielt, es gab keine Barbies oder Gameboys. Wir haben Heuschrecken gefangen oder sind Tieren hitnerhergelaufen. Es war Natur pur und für mich einfach schön.“

Ihre Eltern ließen sich scheiden. Ketplangs Mutter heiratete ein zweites Mal. Ihr Stiefvater, ein Entwicklungshelfer, der bereits vier Jahre in Thailand gearbeitet hatte, zog wieder in seine Heimat, Deutschland, zurück, die neue Familie kam mit. Sie selbst war damals acht Jahre alt. Nach der Schule begann sie eine Lehre als Schneiderin und arbeitete in einem Textilunternehmen. Dort lernte sie auch ihre große Liebe, einen Wiener, kennen und zog zu ihm. In ihrer jetzigen Arbeit stehen Offiziere stramm vor ihr - sie schneidert für das Bundesheer nämlich Anzüge.

Ketplang: „Ich hatte in Deutschland nicht das Gefühl angekommen zu sein, Thailand ist aber auch nicht mein zu Hause. Hier habe ich meinen Freund, der hinter mir steht, unseren kleinen Hund Milo und einen Job, der mir wahnsinnig Spaß macht. Ich habe wirklich das Gefühl, angekommen zu sein.“

Audio Porträt zum Nachhören:

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Beate Harten

Petra Rainer

Beate Harten

Beate Harten kam in der Textilstadt Neumünster zur Welt, wo sie, begleitet vom Rhythmus der Webstühle aufwuchs. Ihr Vater, ein Architekt, förderte ihr kreatives Potential und so studierte sie sowohl Textildesign als auch Innenarchitektur, um sich später ganz den alten Textilien zu widmen. Es war während eines Aufenthalts in London, als sie beschloss nach Wien zu ziehen.

Harten: „Es war im Jahr 1982. Ich war bei einer Textilkonferenz, wo im Schlusswort gesagt wurde, dass die nächste Konferenz, die vier Jahre später stattfinden sollte, in Wien sei. Und plötzlich hüpft mein Herz und ich weiß, ich werde 1986 in Wien dabei sein. Und ich war dabei und zwar mit einer Präsentation in meinem Beruf als Textilrestauratorin und als Künstlerin, wo ich 5 Teppiche im Künstlerhaus ausgestellt habe. Und das zeigte mir auch, dass ich es schaffe, meine Visionen zu realisieren.“

Mittlerweile lebt und arbeitet sie seit 30 Jahren hier und hat durch ihre Arbeit, von Schönbrunn bis hin zu Ausstellungen, an vielen geschichtsträchtigen Orten Wiens künstlerischen Anteil.

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Dora Tatai

Dora Tatai

Dora Tatai

Dora Tatai wurde 1980 in Budapest geboren. Als sie acht Jahre alt war, zog ihre Familie nach Wien, da ihr Vater, ein IT-Experte, ein Jobangebot bekommen hatte. Tatai: „Er hatte schon immer im Ausland gearbeitet, wie Stockholm oder Deutschland und eben Österreich.“ Um den Kindern den Schuleinstieg zu erleichtern, nahm sich ihre Mutter eine berufliche Auszeit, um Dora und ihrem älteren Bruder beim deutsch-lernen zu helfen.

"Meine Eltern konnten ja beide deutsch und unsere Mutter hat uns immer Fernsehserien wie „Knight Rider" übersetzt oder Bücher vorgelesen. Ich musste ja auch das Alphabet neu lernen müssen, da es sich vom ungarischen unterscheidet. Sie hat auch die Biologiebücher meines Bruders am Anfang auf Ungarisch übersetzt, damit er den Inhalt versteht und auch gleich Vokabel und ähnliches lernt“, erzählte Tatai im Radio-Wien Interview.

Nach der Matura studierte sie Betriebswirtschaft und lebt und arbeitet seit mittlerweile über 25 Jahren in Wien. „Wenn man mich fragt“, so Tatai „denke ich, ich bin eine Ungarin mit einem Österreichischen Reisepass. Ich bin einfach beides. Für mich hat sich die Frage ‚was ist Österreich, was ist Ungarn‘ nie gestellt.“

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Nkechi Uroko ist in Nigeria geboren, wo sie auch 27 Jahre lebte. Ihr Vater war Lehrer, ihre Mutter Hausfrau und sie wuchs als eines von neun Kindern auf. Nach ihrem Abschluss und Diplom in Labortechnik lernte sie ihren Mann, einen Österreicher, kennen und kam so nach Österreich. „Meine erste Erinnerung war, dass es furchtbar kalt war. Im Sommer ist es zwar wärmer, mir war dennoch ständig kalt. Im Winter trug ich teilweise drei Hosen und bis zu fünf Pullover“, erzählte Uroko schmunzelnd im Radio-Wien-Interview.

Die Ehe hielt 16 Jahre, nun erzieht sie die vier Kinder alleine. Nicht immer einfach, aber das Beste aus einer Situation machen und nie vergessen, wie wichtig es ist, zu lachen, ist ihr Motto. Sie engagiert sich sowohl in Schulen als auch Vereinen, um Menschen die afrikanische Kultur durch Tanz, Gesang und Kunsthandwerk näher zu bringen und das kulturelle Verständnis zu fördern.

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Marina Kojic

ORF/ Sarah Kriesche

Marina Kojic

Marina Kojic ist vor 16 Jahren in Wien zur Welt gekommen. Ihre Eltern stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien und sind vor über 25 Jahren nach Wien gezogen, um hier zu studieren. Sie selbst wuchs zweisprachig auf. Kojic: „Ich finde Sprachen sehr wichtig. Sie öffnen einem eine Türe, die einem sonst verschlossen bleibt. Auf der bilingualen Schule, in die ich gehe, merke ich das auch mit der englischen Sprache. Je besser ich sie spreche, desto mehr verstehe ich auch die Kultur.“

Da sie eine Klasse übersprungen hat, stehen jetzt bereits Maturavorbereitungen auf ihrem Programm. In ihrer Fachbereichsarbeit widmet sich die begeisterte Basketballerin dem Miteinander durch den Sport „Ich schreibe über Basketball und die Förderung des Integrationsgefühls für Spielerinnen mit exjugoslawischen und türkischen Hintergrund. Zu diesem Thema wurden ja auch bereits Forschungen in Deutschland gemacht“, erzählt sie im Radio Wien Interview.

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Monique Göschl

Monique Göschl

Monique Göschl

Der Vater von Monique Göschl stammt ursprünglich aus Mexiko, ihre Mutter aus Dänemark, wo sie selbst auch zur Welt kam. Durch den Beruf ihres Vaters, er arbeitete in der Organsiation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung, kam die Familie nach Wien, wo Göschl auch zur Schule ging.

Göschl: „Ich war in einer internationalen Schule und dort waren die meisten Kinder wie ich und hatten eine andere Herkunft. Es war wirklich wie die Vereinten Nationen in Kinderform und Internationalität war selbstverständlich. Es war eine sehr schöne Umgebung, die mich auch geprägt hat.“ Nach dem Studium der Filmwissenschaften in den USA zog es sie letztendlich wieder nach Europa. Seit 30 Jahren lebt sie wieder in Wien.

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Eduard Pomeranz

Eduard Pomeranz

Eduard Pomeranz

Der Finanzexperte und Kunstsammler Eduard Pomeranz ist vor fast 44 Jahren in Odessa zur Welt gekommen, wo er auch die ersten sieben Jahre seines Lebens verbracht hat. Durch die politischen Umstände beschlossen seine Eltern wegzuziehen. Pomeranz: „Einen latenten Antisemitismus hat es ja immer gegeben. Also keinen offiziellen, aber definitiv einen latenten. Und meine Eltern haben einfach gesehen, dass es für die Kinder in so einem politischen Umfeld einfach keine Zukunft für die Kinder gibt.“ Der Weg führte die Familie nach Wien.

Für Pomeranz selbst bedeutete das, neben dem normalen Schulalltag auch eine neue Sprache zu lernen. "Natürlich konnte ich anfangs nicht perfekt rechtschreiben, aber zum Beispiel in Mathematik hatte ich immer ein „Sehr gut" und die Lehrer haben mein Potential gesehen. Also es hat schon etwas damit zu tun, ob du das Glück hast und die Lehrer dein Potential sehen, oder sehen wollen und das entscheidet dann schon über sehr viel.“ Mit 15 Jahren lernte er bereits seine zukünftige Frau kennen, die beiden sind mittlerweile seit über 29 Jahren verheiratet und haben vier Kinder.

Audio: Portrait zum Nachhören

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