Verhütungsmuseum feiert fünften Geburtstag

Schafsdarmkondome und Schwangerschaftstest mit Krallenfröschen: Das Verhütungsmuseum feiert seinen fünften Geburtstag und zeigt am 31. Mai Susanne Rieglers Abtreibungsfilm „Der lange Arm der Kaiserin“ im NHM.

„Menschen haben schon immer versucht, Sexualität und Fruchtbarkeit zu trennen“, sagte Christian Fiala, der Museumsdirektor, gegenüber wien.ORF.at. Seit 2007 stellt das Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch kreative Verhütungsmittel aus und informiert zum Thema Schwangerschaftsabbruch. Insgesamt 20.000 Besucher kamen in den vergangenen Jahren in das Museum am Mariahilfer Gürtel - ein Großteil davon waren Jugendliche und Schulklassen.

Verhütung von vor 100 Jahren

Die Museumspalette reicht von kuriosen Verhütungsmitteln über Abtreibungsinstrumente bis hin zu Informationskampagnen und Plakaten aus den 1970ern. So soll Casanova beispielsweise im 18. Jahrhundert aus einer ausgepressten Zitronenhälfte eine Verschlusskappe für den Muttermund erfunden haben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde auch Coca Cola in Form einer Spülung zur Schwangerschaftsprävention verwendet. Männer benutzten bis ins 20. Jahrhundert hinein Schafsgedärme als Kondome.

Erste Pille

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So sah die erste Pille aus, die Frauen in den 60er-Jahren verschrieben wurde

Auch dem Schwangerschaftstest ist ein eigenes Kapitel gewidmet. So mussten Frauen im alten Ägypten einen Brei aus Bier und Datteln trinken. Wenn sie sich übergaben, waren sie schwanger, so die Theorie damals. Bis in die 1960er Jahre führte man in Österreich Schwangerschaftstests mithilfe eines Krallenfrosches durch. Der Urin einer vermeintlich Schwangeren wurde dem Frosch unter die Haut gespritzt. War die Frau schwanger, so begann der Frosch innerhalb von drei Stunden Eier zu legen. Ein Film zeigt den Museumsbesuchern diesen Vorgang im Detail.

Immer noch Aufklärungsbedarf

Der Gynäkologe Fiala ist auf ungewollte Schwangerschaften und Abbrüche spezialisiert. Zwar seien Frauen heute aufgeklärter, trotzdem herrsche noch viel Bedarf an Information, so der Arzt. „In den letzten Jahren ist das Bewusstsein nicht mehr so da, dass sich Frauen bei jedem Verkehr schützen müssen und schwanger werden können“, sagte er. Im Museum möchte er umfassend zu diesem Thema informieren und moderne Mythen über das Schwangerwerden zerstreuen.

„Frauen haben immer schon abgetrieben, egal ob es legal war oder nicht“, so Fiala. Auch in Österreich waren Verhütung und Abbruch lange Zeit verboten. „Sogar in den 1960er Jahren hat man hier nur verheirateten Frauen die Pille verschrieben“, sagte er. Das Museum zeigt Abtreibungsgegenstände aus der Vergangenheit, mit denen sogenannte „Engelmacherinnen“ illegale Abtreibungen am Küchentisch durchführten und informiert über die Situation heute.

Illegale Abtreibung am Küchentisch

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In der Vergangenheit haben manche Frauen illegal auf einem Küchentisch abgetrieben - manchmal mit tödlichen Folgen

Film zum Geburtstag

Am 31. Mai lädt das Verhütungsmuseum um 19.30 Uhr ins Naturhistorische Museum (NHM) anlässlich seines fünfjährigen Bestehens. Dort wird auch der Film von Susanne Riegler „Der lange Arm der Kaiserin“ vorgestellt. Die Filmemacherin widmete sich dem schwierigen Thema der Schwangerschaftsabbrüche und der Verhütung in Österreich. Sie lässt beispielsweise eine Frau zu Wort kommen, die 1959 auf den Küchentisch in ihrem Haus eine Abtreibung hatte.

Doch ein Schwangerschaftsabbruch ist auch 37 Jahre nach seiner Legalisierung in Österreich oftmals tabu. Fiala und Rieger setzen sich unter anderem für mehr Aufklärung auf diesem Gebiet ein und für eine stärkere Selbstbestimmung von Frauen im Umgang mit ihren Körpern. „Es ist wichtig, das Thema zu diskutieren. Sobald die Gesellschaft versucht, hier zu bevormunden, kommt immer eine Katastrophe heraus“, so der Arzt.

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