„Alma“ letztmals im Telegrafenamt

Es ist eine der ungewöhnlichsten Theaterproduktionen: Derzeit ist „Alma – A Show Biz ans Ende“ noch ein letztes Mal im Telegrafenamt auf dem Börseplatz zu sehen. Bis auf wenige Termine ist die Kultproduktion ausverkauft.

Als Femme Fatal ging Alma Mahler-Werfel in die Geschichte ein, für große Künstler ihrer Zeit war sie die Muse schlechthin. Der Maler Gustav Klimt war in sie verliebt, als sie erst 17 Jahre alt war. Mit dem Komponisten Alexander von Zemlinsky hatte sie eine Affäre, um dann doch den wesentlich älteren Komponisten Gustav Mahler zu heiraten.

Es folgte eine Affäre mit dem Architekten und späteren Bauhaus-Gründer Walter Gropius, den sie nach Mahlers Tod und einer heftigen Liaison mit dem Maler Oskar Kokoschka heiratete. Nach der Scheidung von Gropius wurde sie die Ehefrau des Schriftstellers Franz Werfel, mit dem sie gemeinsam in die USA auswanderte.

Szenenbilder aus "Alma"

alma-mahler.at

1996 brachte Paulus Manker gemeinsam mit und Joshua Sobol erstmals das Leben von Mahler als Simultandrama in Wien auf die Bühne. Seither tourt die Produktion erfolgreich durch die Welt und wird von vielen Besuchern als „das beste Theatererlebnis ihres Lebens“ bezeichnet.

Meister Manker wieder höchstpersönlich dabei

Im August macht „Alma – A Show Biz ans Ende“ definitiv das letzte mal Station im Post- und Telegrafenamt am Börseplatz. Das Gebäude wurde mittlerweile verkauft, im Herbst entstehen darin Wohnungen.

Die Rolle der Alma hat Jutta Hoffmann übernommen, die drei jungen Almas verkörpern Donja Golpashin, Martina Ebm und Katja Sallay. Die weitere Besetzung ist ein „Best of” der Spielorte der vergangenen 17 Jahre: Doron Tavori aus Israel spielt Gustav Mahler, Ruben Garcia aus Lissabon ist Alexander Zemlinsky, und Paulus Manker ist höchstpersönlich einmal mehr als Oskar Kokoschka zu sehen.

Zuschauer stellen eigenes Programm zusammen

Die verschiedenen Handlungsstränge im Leben Alma Mahler-Werfels werden simultan in allen Räumen des Gebäudes gezeigt. Das Publikum forscht also selbst im Leben dieser Frau. „Alma ist mehr als ein Theater-Spektakel, es ist Theater-Faszination. Ein (interaktives) Gesamtkunstwerk, geistreich, sinnlich und voller Leidenschaft“, schrieb etwa die Süddeutsche Zeitung.

Die Zuschauer wählen selbst zwischen den Spielorten und Darstellern und stellen sich so ihr ganz persönliches Theaterstück zusammen. Alte Teppiche, Gemälde und Antiquitäten aus der Zeit um die Jahrhundertwende als Requisiten lassen das Leben von 1901 an wieder auferstehen.

Szenenbilder aus "Alma"

alma-mahler.at

Begleiten kann man Alma etwa auf ihrer Hochzeitsreise mit Franz Werfel nach Palästina oder bei ihrer Emigration in die USA. Zu beobachten sind Almas Liebesnächte mit Walter Gropius in Berlin ebenso wie Oskar Kokoschkas Wahnsinn in Dresden. Dieser hatte sich aus Verzweiflung eine lebensgroße Alma-Puppe machen lassen. Der Zuseher wird auch Zeuge von Franz Werfels Tod in Hollywood und sitzt mit Gustav Mahler auf Sigmund Freuds Couch.

Veranstaltungshinweis

Die Vorstellungen finden von 2. bis 25. August im Telegrafenamt statt. Die Tickets kosten 115 Euro und inkludieren ein Drei-Gang-Menü inklusive Getränke.

Ein Highlight des Abends ist wohl aber die Trauerfeier von Gustav Mahler, der die Besucher in den Börsepark führt. Gespielt wird dabei Mahlers Symphony No. 5, dazu werden Fackeln entzündet. Danach sind die Besucher zum Leichenschmaus geladen.

Szenenbilder aus "Alma"

alma-mahler.at

Weltweiter Erfolg

Uraufgeführt wurde das Stück 1996 bei den Wiener Festwochen. Sechs Sommer lang war es im Sanatorium Purkersdorf zu sehen. Der Erfolg war groß, das Publikum stürmte das Ereignis, und auch die Kritiker nahmen diese neue Spielform begeistert auf. 1999 wurde das Stück dann auch verfilmt.

Seit diesem großen Erfolg in Wien gastierte die Produktion unter anderem in Venedig, wo sie als „Alma a Venezia“ fast noch erfolgreicher war als in Wien und in Lissabon, von wo Alma mit Franz Werfel 1940 in die USA emigrierte. Zu sehen war das Drama auch in Hollywood, wo Alma zwölf Jahre lang gelebt hatte und im Zentrum des Emigrantenzirkels stand und in Berlin, wo sie mit Walter Gropius lebte und die goldenen 20er genoss.

Szenenbild Alma

Wiener Festwochen/Manfred Klimek

Szenenbild aus der Uraufführung 1996 mit Johanna Wokalek als Alma und Viktor Schef als Gropius

2009 war „Alma“ schließlich in Jerusalem zu sehen. Mehr als ein Dutzend Szenen wurden bei dieser leicht adaptierten Version auf Hebräisch gespielt.

Sendungshinweis:

„Wien heute“, 1. August 2012

Die bisher letzte Station der Produktion war 2011 Prag, die Heimat Franz Werfels, Oskar Kokoschkas und Gustav Mahlers. Für 2014 liegt laut Manker eine Einladung der Carnegie Hall vor, „Alma“ im Rahmen eines großen Österreich-Schwerpunkts in New York zu zeigen. Es wäre 2014 Almas 50. Todestag, noch dazu starb sie in New York.

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