Lebenslanges Lernen hält fit

Lernen beeinflusst uns jeden Tag und in fast jeder Situation. Viele sagen sogar: Wer aufhört, sich geistig weiterzuentwickeln, altert deutlich schneller. „Radio Wien“-Psychologin Karin Busch-Frankl über alltägliche Lernstrategien.

Lernen bedeutet grundsätzlich eine Veränderung unseres Verhaltens oder Denkens aufgrund von Erfahrungen. Das passiert oft unbewusst und völlig automatisch, aber natürlich auch auf Grund von äußeren Anforderungen wie beispielsweise im Job. Dort ist man gefordert, aktiv zu lernen. Die Schnelllebigkeit der Zeit, der Leistungsdruck und die Anforderung, immer am aktuellen Stand zu sein, erfordert von den Menschen also mehr denn je auch Lernbereitschaft.

Frau mit Büchern

Fotolia/Andres Rodriguez

Dachte man früher, nach einem Lehrabschluss oder Studienabschluss ist man „fertig“, ist es nun oftmals so, ein Leben lang zu lernen und sich fortzubilden. Diese „Wer rastet, der rostet“-Philosophie bedeutet aber nicht nur Stress, sondern hat laut Busch-Frankl auch viele positive Aspekte.

Persönlichen Lernstil finden

Wie und wann lerne ich am besten? Diese Frage lässt sich allgemein nur sehr schwer beantworten. Konfuzius sagte: „Sage es mir. Ich werde es vergessen. Erkläre es mir. Ich werde mich erinnern. Lass es mich selber tun. Ich werde es verstehen.“ Als prinzipiellen Tipp kann man also sagen, dass eigene Erfahrungen die beste Strategie zu erfolgreichem Lernverhalten sind. Drei wichtige Punkte gibt es aber.

Auf die Wichtigkeit und die emotionale Beteiligung kommt es beim Lernen auf jeden Fall an. Am Besten lernt man im Normalfall, wenn man sich gut fühlt und positiv gestimmt ist. Jeder kennt das auch von Situationen in seinem Leben: Ereignisse, bei denen man mit großen Emotionen reagiert hat, bleiben lange in Erinnerung (zum Beispiel der erste Kuss, eine Hochzeit oder wichtige Prüfungen). Diese Ereignisse brennen sich regelrecht ins Langzeitgedächtnis ein.

Denn das Gedächtnis arbeitet sehr effektiv: Unwichtiges wird vergessen und Wichtiges gespeichert. Wir haben somit alle einen natürlichen Filter: Wenn ich etwas vergesse, wird es vermutlich nicht so wichtig gewesen sein. Die Wiedergabe von Gelerntem funktioniert am Besten in dem Gefühlszustand, in welchem ich mir den Inhalt eingeübt habe. Daher haben Menschen oftmals in Prüfungssituationen Schwierigkeiten in der Reproduktion, da sie zu Hause in Ruhe lernten und in der Situation unter Stress stehen und eine Art Blackout bekommen.

Positive Verstärkung erleichtert das Lernen

Damit man sich Lerninhalte merkt, ist jedenfalls auch die Anzahl der Wiederholungen wichtig. Zur Veranschaulichung: Unser Gehirn kann man sich wie eine Art riesiges Netzwerk von Nervenzellen vorstellen, an den Überscheidungspunkten dieser Nervenzellen bleiben Informationen hängen, das heißt sie werden abgespeichert. Umso öfter ich wiederhole, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Information hängen bleibt.

Wichtig ist zudem: Lernen durch Verstärkung und Vergessen durch Nichtbestätigung. Das bedeutet, bekomme ich für ein Verhalten eine positive Rückmeldung, werde ich bemüht sein, dieses Lob wieder zu bekommen. Das Verhalten verstärkt sich somit und wird gut eingeübt beziehungsweise gelernt. Stress ist dabei meistens ein großer Hemmnis-Faktor.

Im Alltag das Gedächtnis trainieren

Auch wenn es manchmal mühsam erscheint, immer wieder neue Dinge zu lernen: Nicht nur körperliche Fitness ist entscheidend für ein glückliches und langes Leben, sondern vor allem auch die geistige Fitness. Das Gehirn ist dabei wie eine Art Muskel, das man ebenfalls andauernd trainieren muss.

Dazu braucht es auch keine neue Ausbildung, es reicht oftmals schon im Alltag, bewusster zu „lernen“: Bei Rechnungen keinen Taschenrechner verwenden, ohne Einkaufszettel einkaufen gehen, Rätselhefte lösen, aufmerksam Zeitungen lesen, das alles trainiere bereits das Gehirn, so Busch-Frankl. Aber auch soziale Kontakte aufzubauen und zu pflegen ist ein wichtiger Faktor, um geistig fit zu bleiben.

Sendungshinweis

„Radio Wien“-Magazin, 2. Juli 2912

Fazit: Das Interesse an sich und der Umwelt erhalten, offen bleiben und Neues ausprobieren - das ist wohl das Rezept für erfolgreiches Lernen und lange geistige Fitness.

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