Selbstreflexion gegen Alkoholmissbrauch

340.000 Österreicher sind abhängig von Alkohol, weitere 760.000 haben einen problematischen Alkoholkonsum. Diese Zahlen machen deutlich, dass Alkohol die Volksdroge Nummer eins ist. „Radio Wien“-Psychologin Karin Busch-Frankl über Selbstreflexion als richtige Prävention.

Alkoholkrank wird man nicht von heute auf morgen, es handelt sich dabei meist um einen schleichenden Prozess. Jugendliche sind besonders gefährdet, da ihnen die Folgen nicht immer klar sind und es als cool gilt, betrunken zu sein, so Busch-Frankl. Vermehrt gefährdet sind zudem Personen, welche in psychischen und sozial belastenden Situationen zum Alkohol als Entspannungsmittel greifen. Bedenklich wird es, wenn die Vorstellung ohne Alkohol zu sein, Unruhe und Unbehangen auslöst und man sich erst nach einigen Gläsern so richtig wohl und entspannt fühlt.

Problematisch ist zudem eine erbliche Vorbelastung: Wenn die Eltern alkoholkrank sind, ist die Wahrscheinlichkeit selbst alkoholkrank zu werden, laut mehreren Studien dreimal zu hoch.

Grenzen verschwimmen oftmals

Von einer Alkoholkrankheit spricht man unter anderem wenn es ein ungezähmtes Verlangen und nicht kontrollierbares Trinkverhalten gibt, man immer mehr Alkohol braucht, um dieselbe Wirkung zu erzielen oder bereits Entzugssymptome wie Schlafstörungen, starkes Schwitzen, Zittern oder Unruhe auftreten.

Doch wie bereits erwähnt - die Grenzen verschwimmen oft zwischen Alkoholmissbrauch und tatsächlicher Abhängigkeit. Als unbedenklich gilt bei Männern circa 20 bis 24 Gramm reiner Alkohol fünf Mal pro Woche, das entspricht einem halben Liter Bier oder einem Viertel Wein. Für Frauen rechnet man im Durchschnitt die Hälfte der Menge.

Selbsttest gibt Auskunft

Was heute als „ständig problematischer Alkoholkonsum“ bezeichnet wird, ist in der Diagnostik künftig als Frühstadium von Alkoholkrankheit anzusehen. Für Österreich bedeutet dies, dass rund 760.000 Personen gefährdet sind. Ein Selbsttest gibt Auskunft über den Gefährdungsgrad für alkoholbezogene Störungen und die Notwendigkeit weiterer Handlungen. Hinterfragt man seinen Alkoholkonsum selbstkritisch und vor allem ehrlich, ist das sicher einer der erfolgreichsten Wege, um nicht in die Abhängigkeit zu schlittern.

Wie oft trinken Sie Alkohol?

Nie 0
Einmal im Monat oder seltener 1
Zwei- bis viermal im Monat 2
Zwei- bis dreimal die Woche 3
Viermal die Woche oder öfter 4

Wenn Sie Alkohol trinken, wie viele Gläser trinken Sie dann an einem Tag? (ein Glas entspricht 0,33 Liter Bier, 0,25 Liter Wein,
0,02 Liter Schnaps)

1 bis 2 Gläser pro Tag 0
3 bis 4 Gläser pro Tag 1
5 bis 6 Gläser pro Tag 2
7 bis 9 Gläser pro Tag 3
10 oder mehr Gläser pro Tag 4

Wie oft trinken Sie an einem Tag sechs oder mehr alkoholische Getränke?

Nie 0
Seltener als einmal im Monat 1
Jeden Monat 2
Jede Woche 3
Jeden oder fast jeden Tag 4
Ab 3 bzw. 4 Punkten ist Risiko erhöht

Bei einem Gesamtpunktwert von 4 oder mehr bei Männern beziehungsweise 3 oder mehr bei Frauen ist der Test positiv im Sinne eines erhöhten Risikos für Alkoholbezogene Störungen und spricht für die Notwendigkeit weiteren Handelns.

Starker Wille zum Alkoholentzug notwendig

Bei schweren und jahrelang anhaltenden Erkrankungen ist eine stationäre Behandlung zu empfehlen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist aber immer der eigene Wille und der aufrichtiger Wunsch, wieder ohne Alkohol leben zu wollen. Gerade Angehörige befinden sich häufig in einer schwierigen Situation, sie versuchen ihr alkoholkrankes Familienmitglied zu schützen, indem sie zu Beginn Nachsicht und Verständnis zeigen, gegenüber der Umwelt bagatellisieren und dadurch in eine sogenannt Co-Abhängigkeit rutschen.

Am Ende dieser Entwicklung steht häufig Aggression und Verzweiflung auf beiden Seiten. Selbsthilfegruppen für Angehörige können da oftmals helfen.

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