Demenz: Tipps gegen das langsame Vergessen

Demenz ist nicht heilbar, Medikamente können den Verlauf der Krankheit nur verzögern. Wie man dieser Krankheit vorbeugen kann und wie man mit erkrankten Angehörigen umgehen soll, weiß „Radio Wien“-Psychologin Karin Busch-Frankl.

Wenn jemand seinen Schlüssel nicht mehr findet, kann das ein erstes Anzeichen für eine Demenzerkrankung sein, sagte die Psychologin. Aber Achtung: Nur weil man nicht mehr weiß, wo man das Auto am Tag davor abgestellt hat, ist man nicht dement. Auch unter Stress vergesse man Dinge, das sei normal.

Im Anfangsstadium mit Depression verwechselt

Die wohl bekannteste Form der Demenz ist Alzheimer - 50 bis 60 Prozent der Betroffenen erkranken an dieser Art. Ältere Menschen sind stärker gefährdet als junge. Typisch für das erste Stadium einer Demenzerkrankung seien etwa Wortfindungsstörungen, Unsicherheit und depressiven Verstimmungen, so Busch-Frankl. Oft werde eine Demenz daher mit einer Depression verwechselt. Auch ihr Äußeres vernachlässigen die Betroffenen, sagte Busch-Frankl, ein selbständiges Leben sei aber durchaus möglich.

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Biografiearbeit verbessert die Lebensqualität demenzkranker Menschen

In Stadium zwei sei dieses dagegen schon stark eingeschränkt. Diese Patienten beschreibt die Psychologin als hochgradig vergesslich. Sie würden sich versprechen und Worte vertauschen, hätten Angstzustände, würden ziellos herumwandern und Erzählungen wiederholen.

In der dritten Phase sei eine selbstständige Lebensführung gar nicht mehr möglich, das Gedächtnis stark beeinträchtigt. Die Menschen fühlen sich verloren, sie seien apathisch und bräuchten Pflege. „Die Betroffenen haben in dieser Phase keine Erinnerungen mehr an ihre eigene Biografie“, gab die Psychologin zu bedenken.

Vorbeugung: Lebensweise und soziale Kontakte

Biografiearbeit sei daher besonders gut dazu geeignet, die Lebensqualität demenzkranker Menschen zu verbessern. „Dabei geht es um das Erhalten von Erinnerungen, meist handelt es sich um lange zurückliegende Erinnerungen“, sagte sie. Meist seien diese im Langzeitgedächtnis gespeichert.

Einer Erkrankung vorbeugen könne man dagegen durch eine gesunde Lebensführung, so die Psychologin. Gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, aber auch soziale Kontakte seien wichtig. Und auch das „Interesse an Dingen“ solle aufrecht erhalten werden.

Wer merkt, dass das Kurzzeitgedächtnis nachlässt und dass auch die Konzentration abnimmt, solle das frühzeitig neurologisch und auch psychologisch anklären lassen, so Busch-Frankl. Schon 20 bis 30 Jahre vor Ausbruch der Erkrankung könnten nämlich Veränderungen im Gehirn nachgewiesen werden.

Psychologin: Angehörige sollen sich Hilfe holen

Und auch für die Angehörigen hat Busch-Frankl Tipps: So sollen diese Angehörigengruppen nützen, denn „es fällt häufig sehr schwer mitanzusehen, wie die Mutter oder der Vater geistig verfällt und irgendwann die Kinder auch nicht mehr kennt“.

Sendungshinweis

„Radio Wien“-Magazin, 13. August 2012

Außerdem forderte sie dazu auf, die eigenen Grenzen zu wahren und sich Unterstützung zu holen, etwa in Form von Pflegepersonen oder Beratung. Denn „Beleidigungen oder aggressives Verhalten kommt relativ häufig vor“. Dieses dürfe aber nicht als persönliche Kränkung gehört werden, vielmehr handle es sich dabei um eine „Verzweiflungstat“ der Erkrankten, so die „Radio Wien“-Psychologin. Neben viel Geduld und Einfühlungsvermögen sei es bei der Pflege von Demenzkranken daher besonders wichtig, zwischen der Krankheit und dem Menschen zu unterscheiden.

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