Konflikte richtig ansprechen

Zwischenmenschliche Probleme entstehen oft aus Missverständnissen. „Radio Wien“-Psychologin Karin Busch-Frankl erklärt, wie man Konflikte lösen kann, ohne dass sie eskalieren.

Konflikte gehören zu menschlichem Zusammenleben grundsätzlich dazu. Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen in Konfliktsituationen dazu neigen, ihre Ziele sehr strikt zu verfolgen - und je fortgeschrittener ein Konflikt ist, desto enger wird der Blickwinkel und unsere Wahrnehmung. Stresshormone werden ausgeschüttet und Dinge um uns herum werden nicht mehr richtig wahrgenommen, sondern man konzentriert sich auf den „Sieg“.

Wir schätzen es gar nicht, unrecht zu haben, oder angezweifelt zu werden, denn das löst Verunsicherung aus. Deshalb schieben wir laut Busch-Frankl gerne die Schuld auf den anderen und wollen unsere Beteiligung am Konflikt nicht wahrhaben. Genau dadurch kommt es aber oft zu festgefahrenen Situationen, bis hin zu einer Eskalation.

Unterschiedliche Ursachen für Konflikte

Konflikte formieren sich meist durch Missverständnisse. Aber auch Beziehungen mit unterschiedlichen Erwartungen oder Zielen können Konfliktpotenzial darstellen. Außerdem können Konflikte durch ungerecht empfundene Verteilungen entstehen. Will man die zwischenmenschlichen Probleme aber lösen, statt sie eskalieren zu lassen, hilft das richtige Konfliktmanagement. Und hier gilt: „Nur ein Streit ohne Sieger ist ein gewonnener Streit.“

Konflikt

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Konflikte lassen sich mit einem Perspektivenwechsel leichter lösen

Die Persönlichkeit eines Menschen ist mitbestimmend dafür, ob und wie rasch man sich auf einen Konflikt einlässt, oder ob man eher dazu neigt, Dinge die störend sind, für sich zu behalten. Prägend sind dafür die gemachten Erfahrungen - und wie so oft, wenn es um unsere Psyche geht, vor allem jene aus Kindheitstagen.

Kindheitsprägungen oft entscheidend

Hier gilt grundsätzlich: „Nicht die Dinge an sich beunruhigen den Menschen, sondern deren Interpretation.“ Lernt man als Kind etwa die Regel „Laut sein bedeutet ans Ziel zu kommen“ führt man dieses Verhalten als Erwachsener häufig weiter und reagiert in Konfliktsituationen schnell cholerisch. Menschen, die ihre Affekte nicht gut unter Kontrolle haben, leiden in der Regel auch sehr darunter.

Anders sehen die Auswirkungen bei Menschen aus, die eher ruhig und introvertiert sind und ein geringes Selbstwertgefühl haben. Diese neigen sehr häufig zu psychosomatischen Beschwerden, wie etwa - den in diesem Fall besonders klassischen - Magenproblemen.

Schrittweiser Verlauf

Bei Konflikten zeichnet sich meist folgender Verlauf ab: Am Anfang stehen negative Gefühle, auf die meist eine Schuldzuweisung folgt. Dabei neigen wir in der Regel dazu, entweder dem Gegenüber oder der Umwelt die Schuld zu geben.

Wir verzeihen naturgemäß leichter, wenn wir die Schuld in umweltbedingten Ursachen vermuten, wie etwa in einem Verkehrsstau als Grund für eine Verspätung. Für eine Lösung ist also immer die Einstellung zum Konflikt entscheidend. Hier sollte man sich die Frage stellen: Möchte ich der Gewinner sein, oder bin ich auch bereit, Kompromisse einzugehen?

Konkrete Tipps für die Lösung

Laut Busch-Frankl gibt es eine Reihe von Tipps, die dabei helfen, Probleme bestmöglich anzusprechen - und somit auch häufig zu einer frühzeitigen Lösung von Konflikten beitragen.

Fast immer ist es zum Beispiel hilfreich, seine Erregung bewusst zu kontrollieren, denn Ruhe bringt Lösungen. Um diesen Zustand zu erreichen, kann es helfen, bewusst tief durchzuatmen und sich gegebenenfalls kurz „aus der Situation herauszunehmen“. Zudem sollte man seine eigene Wahrnehmung über den Konflikt formulieren und versuchen, diese auch an Fakten zu knüpfen.

Hilfreich ist es laut der Expertin auch, Probleme zunächst klar zu formulieren, das Problem danach einzugrenzen und auf den Punkt zu bringen. Beim Ansprechen der eigenen Gefühle ist es besonders ratsam, „Ich-Botschaften“ zu verwenden. Als Überbau über jedem Gespräch sollte die gegenseitige Achtung stehen - wie auch das offen bleiben für neue Ideen. Es gilt daran zu denken, dass jede Sichtweise ihre Berechtigung und auch ihren Grund hat.

Perspektivenwechsel lockert auf

Die „Radio Wien"-Psychologin rät dazu, positiv zu denken und an einer gemeinsamen Lösung zu arbeiten. Den Streitpunkt selbst sollte man dabei so gut wie möglich von persönlichen Dingen zu trennen versuchen. Sätze wie „Darf ich nochmals zusammenfassen, so wie ich es verstanden habe?“ können dabei ebenfalls nützlich sein.

Sendungshinweis

„Radio Wien“-Magazin, 24. September 2012

Einen Perspektivenwechsel oder eine Neubewertung zu wagen und für Alternativen offen zu sein, kann verhärtete Fronten auflockern. Im Zweifelsfall rät Busch-Frankl dazu, Unterstützung zu suchen und andere Meinungen einzuholen. Last but not least, ist es oft sehr produktiv, sich zu überlegen, ob man ein vergleichbares Problem schon einmal hatte und sich die Frage zu stellen: „Wie habe ich es damals gelöst?“

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