Clownfrauen aus aller Welt in Wien

Eine Clownin im Boxring, ein weiblicher Napoleon aus Sydney und „Präsident Mugabatokwe“ aus Simbabwe: Beim Clownin-Festival geben Frauen mit roten Nasen aus aller Welt der Clownerie auch einen weiblichen Blickwinkel.

Clownfrauen aus 16 Ländern treten ab 30. November an neun Veranstaltungstagen beim internationalen Clownfrauenfestival Clownin auf. Das biennale Festival findet zum vierten Mal in Wien statt und hat sich inzwischen als weltgrößtes Festival für weibliche Clowns etabliert. In insgesamt 13 Vorstellungen sind im KosmosTheater in Wien-Neubau Clownfrauen aus Japan, Frankreich, Brasilien, Norwegen oder Simbabwe zu Gast.

Cia. Animé aus Brasilien

Lana Pinho

Cia. Anime aus Brasilien

Kritischer weiblicher Blick

Mit der Gründung des Festivals 2006 wurde dem männlich dominierten Clown-Metier auch eine weibliche Perspektive gegeben. Frauen sollten auf der Bühne nicht nur Spaß-Objekte sein, sondern auch eine aktive humoristische Rolle einnehmen. So wurden am Clownin-Festival mit kritischem Blick und humoristischer Leichtigkeit von Anfang an auch hierarchische Strukturen in Frage gestellt.

Dieser Tradition bleibt die Veranstaltung auch bei der heurigen Ausgabe treu. So steigt Katja Lindeberg aus Norwegen sprichwörtlich mit gesellschaftlichen Normierungen in den Boxring. Ihr Auftritt schwankt dabei zwischen anarchistischer Clown-Komik und Performance. Unterstützt wird Lindeberg vom Musiker Magnus Bormark, der mit Instrumenten und elektronischen Effekten für den Klangteppich zur subversiven Auseinandersetzung mit sozialen Gepflogenheiten sorgt.

Katja Lindeberg

synlig.no

Katja Lindeberg aus Norwegen

Seine Exzellenz, Genosse Mugabatokwe

Den „glorreichen General, außergewöhnlichen Leutnant und allmächtigen Oberst“, Präsident Mugabatokwe aus Simbabwe können Besucherinnen und Besucher am 5. Dezember kennenlernen. Er ist die zentrale Figur in Stacey Sacks Stück „I Shit Diamaonds“. Darin findet die in Simbabwe geborene Schauspielerin, Regisseurin und Clownfrau einen sehr persönlichen Weg, um auf die Missstände in ihrem afrikanischen Heimatland aufmerksam zu machen.

Im Anschluss an die Vorstellung findet - ebenfalls in englischer Sprache - ein Publikumsgespräch zum Stück und der politischen Situation in Simbabwe statt. Neben der Künstlerin selbst diskutiert im KosmosTheater die Afrika-Expertin Margit Niederhuber mit den Besuchern. Der Eintritt zum Publikumsgespräch ist auch ohne den Besuch der Vorstellung von „I Shit Diamonds“ frei.

Stacey Sacks

Raha Swidana

Stacey Sacks alias „Präsident Mugabatokwe“

Napoleon steuert in die Katastrophe

Um despotische Dikatatoren geht es auch in „Exit Napoleon - Pursued by Rabbits“ von Nola Rae aus England. Mit zahlreichen Anspielungen auf heutige Tyrannen und Despoten, aber ohne ein einziges gesprochenes Wort folgt das Comic-Drama den Wegen eines Clowns auf dem Weg zu absoluter Macht. Die Allmachtsfantasien enden bei Nola Raes Clown allerdings - wie häufig auch im echten Leben - in einer Katastrophe.

Die in Sydney geborene und in London lebende Nola Rae machte ursprünglich eine Ausbildung zur Balletttänzerin und wandte sich erst später dem Mimen-Theater zu. Mit ihrem Stil-Mix aus Pantomime, Tanz, Comedy und Puppenspiel ist sie nach 2006 und 2008 bereits zum dritten Mal bei Clownin zu Gast.

TRIS

Heinz Hanuschka

TRIS aus Österreich

Globalisierung und Psychoanalyse

Um Massenproduktion, Mindestlohn und Überstunden geht es in „Carton“. Das Stück von Té a tres aus Spanien thematisiert in Form eines Pantomimen-Theaters Ausbeutung in der globalisierten Arbeitswelt. Psychedelisch wird es, wenn Laura Herts aus Frankreich mit ihrem Stück „Pink Freud – The Dark Side of the Clown“ mit Mimik, Schauspiel und eigenen musikalischen Kompositionen in die Tiefen des menschlichen Unterbewusstseins vordringt.

Veranstaltungshinweis:

Clownin. Internationales Clownfrauenfestival, 30. November bis 8. Dezember

Sendungshinweis

Wien heute, 30. November 2012

Im Rahmenprogramm widmet sich am 3. Dezember eine Diskursveranstaltung unter dem Titel „Wenn der Vorhang fällt...“ dem Thema Nachhaltigkeit in der Clown- und Festivalarbeit. Nach Vorträgen von Festivalorganisatorinnen steht dabei eine Publikumsdiskussion am Programm. Bei einem zweitägigen Workshop am 1. und 2. Dezember können Interessierte sich - auch gänzlich ohne Vorkenntnisse - Einblicke in die Kunst der Clownerie verschaffen.

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