Tipps gegen die Winterdepression

Wenn die Tage kürzer und Sonnenstrahlen seltener werden, stellen sich bei vielen Menschen alljährlich die Symptome einer Winterdepression ein. „Radio Wien“-Psychologin Karin Busch-Frankl erklärt, was man dagegen tun kann.

Depressionen sind in Österreich eine Volkskrankheit. In der kalten Jahreszeit macht sich bei vielen Menschen aber eine besondere Form dieser psychischen Erkrankung breit: Rund fünf Prozent der Gesamtbevölkerung leiden unter einer Winter- oder saisonal abhängigen Depression (SAD). Sie beginnt meist im November, wenn die Tage kürzer werden und Sonnenstrahlen sich rar machen. In der Regel halten die Symptome bis Anfang oder Mitte Jänner an.

Winterdepression

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Winterdepressionen gehen auf einen Mangel an Tageslicht zurück

Tageslicht ist entscheidend

Charakteristisch für die Depression in den Wintermonaten ist der Zusammenhang mit dem Tageslicht, das wichtige Funktionen für den menschlichen Körper erfüllt. Dieses reguliert unsere innere Uhr, fördert die Ausschüttung des Glückshormons Serotonin und hemmt die Produktion des Schlafhormons Melatonin.

Ein großes Problem an der Winterdepression ist, dass sie oft nicht als solche erkannt wird. Die meisten Menschen erhalten erst nach rund zehn Jahren die richtige Diagnose. Bis dahin quälen sich viele Jahr für Jahr ohne entsprechende Behandlung über die Wintermonate.

Klarer Zusammenhang mit der Jahreszeit

Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Depression tritt die SAD immer im Herbst auf und nimmt ab Jänner wieder ab. Zwischen Erkrankung und Jahreszeit ist also ein klarer Zusammenhang erkennbar. Um von einer SAD sprechen zu können, müssen die Symptome in mindestens zwei aufeinander folgenden Jahren auftreten und wieder von alleine vergehen.

Die Symptome von Winter- und saisonal abhängigen Depressionen unterscheiden sich kaum von herkömmlichen Depressionen. Nicht jahreszeitlich bedingte Depressionen haben aber häufig einen erkennbaren Auslöser, wie etwa eine Lebenskrise, einen Jobverlust oder eine schwere körperliche Erkrankung.

Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit

Die Ursache einer Winterdepression ist die mangelhafte Ausschüttung des Glückshormons Serotonin aufgrund des weniger werdenden Tageslichts. Die typischen Symptome sind Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit. Auch das Gefühl, am Morgen nicht aus dem Bett zu kommen und keine Lust zu verspüren, in die Arbeit zu gehen, sind typisch.

Vielen Patienten fällt es in dieser Phase sehr schwer, pünktlich zu sein. Auch die Konzentration und Denkleistung ist häufig stark reduziert. Aufgaben können oft nur mit großer Anstrengung bewältigt werden. Menschen, die von einer Winterdepression betroffen sind, haben meist auch keine Lust auf Unternehmungen und sagen Verabredungen häufig ab. Dadurch ziehen sie sich immer mehr aus dem sozialen Leben zurück, was die Symptome wiederum verstärkt.

Sendungshinweis

„Radio Wien“-Magazin, 12. November 2012

Es kann auch vorkommen, dass Betroffene ihre Gefühle nicht mehr richtig kontrollieren können und etwa plötzlich zu weinen beginnen. Meist besteht ein Gefühl von innerer Traurigkeit und Wertlosigkeit. Teilweise kommen Schuldgefühle und ein erhöhtes Schlafbedürfnis hinzu. Auch ein erhöhtes Verlangen nach Kohlenhydraten oder Süßem ist typisch für eine saisonal abhängige Depression.

Was Sie gegen Winterdepression tun können

  • Der erste wichtige Schritt ist eine klare Diagnostik: Es sollte abgeklärt werden, ob es sich tatsächlich um eine SAD handelt. Dazu sind Fachärzte für Psychiatrie und klinische Psychologen die richtigen Ansprechpersonen.
  • Wenn sich die Diagnose SAD bestätigt, kann der Einsatz von Tageslichtlampen helfen. Diese verfügen über eine Lichtstärke von 10.000 Lux und können helfen, die Produktion von Serotonin wieder anzukurbeln. Für die Wirkung ist es empfehlenswert, sich täglich eine halbe Stunde vor den hellen Lichtstrahl zu setzen.
  • Bei einer schweren Depression ist meist eine medikamentöse Therapie als Unterstützung anzuraten. Moderne Medikamente machen nicht abhängig, wenn sie unter ärztlicher Aufsicht verabreicht werden.
  • Auch Bewegung ist äußerst hilfreich. Jeden Tag mindestens eine halbe Stunde Tageslicht im Freien tanken, kann schon viele Symptome einer Winterdepression entscheidend verbessern.
  • Eine gute Tageseinteilung kann viele positive Effekte bringen. Der Schlüssel dabei ist, schöne Dinge zu unternehmen, die einem Freude bereiten. Das kann etwa ein Treffen mit Freunden oder eine Massage sein.

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