Selbstwertgefühl stärken gegen Verlustängste

Ein gewisses Maß an Eifersucht ist völlig normal. Wenn sie aber zum alles bestimmenden Thema wird, kann es dabei um tief verwurzelte Verlustängste gehen. „Radio Wien“-Psychologin Karin Busch-Frankl erklärt, wie man diesen entgegen tritt.

Die Ursachen für Eifersucht und Verlustangst sind häufig in der Kindheit zu finden. Erleidet ein Kind einen traumatischen Verlust und lernt diesen nicht zu bewältigen, wird diese Angst und das Trauma „ungeschehen gemacht“ und ins Unbewusste verdrängt. Diese Menschen sind im Erwachsenenalter oft hilflos ihrer Verlustangst ausgesetzt.

Streitendes Paar

Fotolia/Robert Kneschke

Selbstwertgefühl entscheidend

Eifersucht hat aber auch immer etwas mit dem eigenen Selbstwertgefühl zu tun. Laut Busch-Frankl lautet die entscheidende Frage: Erlebe ich mich als liebenswert und besonders oder habe ich große Selbstzweifel? Wer mit sich selbst unzufrieden ist, kann sich nicht vorstellen, dass eine andere Person ihn so mag und liebt, wie er eben ist.

Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl suchen immer wieder nach Aufmerksamkeit. Diese lässt sich durch „Eifersuchtsszenen“ wunderbar inszenieren. Menschen, die sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst sind, sich so annehmen wie sie sind, neigen hingegen weniger zur Eifersucht.

Gesunde Eifersucht oder Verlustangst?

Gesunde Eifersucht zeigt sich dadurch, dass Menschen grundsätzlich Interesse zeigen, nachfragen und vielleicht auch ein Gefühl von Verlustangst verspüren - diese aber annehmen und darüber reden können. Diese Form der Angst überwältigt eine Person nicht vollständig, sie ist noch kontrollierbar und steuerbar. Im Falle von „gesunder Eifersucht“ wissen Menschen also mit diesen unangenehmen Emotionen umzugehen.

Bei krankhafter Eifersucht ist die betroffene Person hingegen so von dieser Angst eingenommen, dass sich das gesamte Dasein nur mehr um dieses eine Thema dreht. Es wird unkontrollierbar und ist mit schwerem Leid verbunden, so die „Radio Wien“-Psychologin.

Sendungshinweis:

„Radio Wien“-Magazin, 19. November 2012

Diese Menschen können aus eigener Kraft oftmals nicht aus ihrer Haut und haben eine verzerrte Wahrnehmung der Realität. Sie finden scheinbar für alles eine Erklärung und die Idee betrogen zu werden, hält sich hartnäckig. Schuld und Ursachen werden immer „außen“ gesucht, der Eigenanteil an der Situation wird nicht erkannt. Fatal ist dabei, dass die Schlussfolgerungen nicht in Frage gestellt werden.

Frauen und Männer reagieren unterschiedlich

Eifersucht und Verlustangst äußert sich unterschiedlich: Frauen neigen eher dazu sich hilflos zu machen, zu klammern oder Schuldgefühle beim Partner auszulösen. Krankheit kann mitunter auch als - teils unbewusste - Strategie verwendet werden, um nicht verlassen zu werden. Männer reagieren auf Verlustangst häufiger mit Kontrolle, Aggression oder Unterdrückung. Häufig versuchen sie, die Partnerin in eine - zum Beispiel finanzielle - Abhängigkeit zu bringen, um nicht verlassen zu werden.

Was tun gegen Verlustängste?

  • Verlusterlebnisse als Teil eines normalen Lebens akzeptieren lernen.
  • Das eigene Selbstwertgefühl stärken, sich also so annehmen, wie man ist - mit all seinen Stärken und Fehlern. Niemand ist perfekt und muss es auch nicht sein!
  • Sich darüber klar werden, kein Kind mehr zu sein und heute als Erwachsener andere Mittel der Bewältigung zu haben. Erwachsene sind nicht mehr hilflos ausgeliefert, sondern können und dürfen entscheiden, wie lange und mit wem sie Beziehungen eingehen - eine Möglichkeit, die man als Kind nicht hatte. Wenn man nicht gelernt hat mit Verlust umzugehen, werden diese alten Ängste leider oftmals reaktiviert, obwohl sie mit der Gegenwart wenig zu tun haben.
  • Darüber sprechen, was einen beschäftigt und was einem Angst macht. Reden ist das Beste, um Dinge zu verarbeiten und sie in der persönlichen Biografie abzuspeichern.

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